Beitragende

Sonntag, 14. Oktober 2012

Einzelunterricht

Nachdem mich Torsten am Montag im Training zur Weißglut gebracht hatte und ich statt entspannt und ausgepowert mit Wut im Bauch nach Hause gestapft bin, hatte ich am Donnerstag gleich noch mal das Vergnügen, da Michael ausnahmsweise nicht da war.
Wie immer stand ich zur SV-Trainingseinheit zwischen dem Ober- und Unterstufentraining in der Halle, allerdings war ich (außer Torsten) die einzige, die zum SV-Training erschienen war.

Torsten fragte mich: "Willst du SV machen oder wollen wir uns mal um deine Kata kümmern?"
SV klang zwar wie immer verlockend, aber da ich aktuell in Trainingsgruppen trainiere, in der keiner außer mir die Bassai Dai lernen muss, dachte ich: "Die Chance muss ich nutzen!"

Es folgte ca. 1 Stunde intensives Kata-Training. Torsten hatte sich ein viel höheres Ziel gesteckt, als ich mir. Mir hätte es gereicht, danach grob den Ablauf zu kennen, aber er ging die Kata Technik für Technik immer wieder mit mir durch und korrigierte akribisch jede Technik und jeden Stand.
Immer wieder drängte er mich und feuerte er mich an, tiefer zu stehen und auf Details zu achten. Sogar Mathias, der die Zeit für sein Kata-Training nutzte kam zwischendurch rüber und gab ebenfalls Hilfestellung. Da ich immer noch gut damit zu tun hatte die Abfolge der Techniken zu merken, war ich zwischenzeitlich damit ziemlich überfordert. Bald schmerzten meine Beinmuskeln und der Schweiß lief mir herunter.
Auch in der direkt im Anschluss stattfindenden Trainingseinheit durfte ich mehrfach die Kata laufen. Alles sehr anstrengend.

Aber es hat geholfen! Freitag und Samstag hatte ich ganz schön Muskelkater, aber an beiden Tagen konnte ich die Kata noch laufen (heute habe ich es noch nicht probiert).
Jetzt hoffe ich nur noch, dass mein Muskelkater bis Montag vollends verschwunden ist, damit ich morgen im Training auch wirklich einigermaßen schmerzfrei versuchen kann tiefer zu stehen als sonst, denn es wäre schon cool, wenn ich die Kata irgendwann so richtig toll kann.

Die Hessen waren da

Auf diesen Tag hatte ich mich seit Wochen gefreut. Unsere Trainer hatten zwei Shotokan-Kobudo Trainer aus Hessen, David und Raymund, eingeladen, um uns bei einem internen Lehrgang den Waffenkampf näher zu bringen.
Bereits in den Sommerferien (Bericht siehe hier und hier und hier) hatten wir die Möglichkeit, uns etwas mit der Materie vertraut zu machen, so dass die meisten von uns nicht ganz unbedarft waren.
Diese Art des Kobudos baut auf unserm Shotokan-Karate auf. Das heißt, es ergänzt perfekt das bereits Gelernte durch die Verwendung von Waffen. Das soll nun nicht heißen, dass alles ganz einfach ist, aber ich finde, es ist nachvollziehbarer und harmoniert perfekt mit dem Shotokan-Karate. Gerade beim letzten Budomeeting ist mir aufgefallen, wie schwer es ist, mit der Waffe zu arbeiten, wenn man noch nicht mal weiß, wie man vernünftig stehen muss. Beim Shotokan-Kobudo kann ich mich voll und ganz auf die Waffe fokussieren, denn was der Rest des Körpers machen soll, kenne ich ja schon.
Mit mir standen ca. 30 andere aus meinem Verein auf der Matte. Die beiden Trainer waren von Anfang an unglaublich sympathisch. Kein bisschen abgehoben oder arrogant, sondern unglaublich nett, kompetent und bodenständig. Sie mischten sich von Anfang an unter uns und auch während des Trainings waren sie immer zwischen den Reihen, um Hilfestellung zu geben, wenn es Probleme gab. Auch zum Equipment, dass ja vielfach noch nicht, oder nur in sehr einfacher Form vorhanden ist, konnten sie wertvolle Tipps geben.
Und einer der beiden, Raymund, war auch noch Linkshänder wie ich, so dass ich die Möglichkeit hatte mit meiner Schokoladenhand zu starten. Beim Karate fällt das gar nicht so auf, weil alle Techniken mit rechts und mit links gleichwertig trainiert werden. Aber beim Ju Jutsu und beim Kobudo habe ich manchmal Schwierigkeiten gehabt, da die Techniken grundsätzlich erst mal mit rechts trainiert werden und diese Hand ist bei mir einfach etwas ungeschickter und ich brauche ewig, um eine neue Technik zu lernen. Fange ich mit links an, geht es deutlich schneller und ich kann es viel einfacher auf die andere Hand übertragen. Die meisten meiner Kollegen kennen das sicher anders herum ;-)

Das Training begann natürlich mit einer Aufwärmeinheit. Auch hier wurde schon das Hanbo mit einbezogen.
Dann begannen sie auch schon mit dem eigentlichen Training. Die meisten Techniken basierten auf der Gelbgurtprüfung im Kobudo. Wir gingen das Kihon durch, übten die Kata Hanbo Shodan und auch das Kumite. Also ein sehr abwechslungsreiches Programm. Die Begriffe waren für die meisten von uns komplettes Neuland, wir werden diesbezüglich also noch eine ganze Menge lernen müssen.
Aber die beiden erklärten geduldig, ließen uns genügend Zeit zum ausprobieren und gingen ständig durch die Reihen, um Hilfestellung zu geben. Gerade letzteres fand ich unglaublich gut. Sie korrigierten zwar nur sehr grob, was bei Anfängern auch anders keinen Sinn macht, zeigten aber, wo z.B. die Abwehr hin zeigen soll oder das man sich bei einem realen Angriff gerade den Daumen gebrochen hätte, weil der schön auf dem Stock präsentiert wurde. Und das alles in ihrer ruhigen und freundlichen Art und Weise.
Besonders Spaß gemacht hat mir das Kumite, das trainieren am Partner. Ich hatte aber auch von Anfang an einen tollen Partner, Sascha, sehr groß, kräftig und schwer (Sorry Sascha, aber das ist eine sehr positive Eigenschaft an dir). Perfekt, um alle Techniken aus zu probieren. Und auch er war mit Ehrgeiz bei der Sache, was das Ganze natürlich ebenfalls vereinfachte. Ich würde behaupten, wir hatten eine Menge Spaß. Bei einer Übung hatte ich am Anfang so meine Probleme. Es ging um eine Art Zangengriff, bei dem der Kopf zwischen Unterarm und Hanbo eingeklemmt wird und mit dem Hanbo Druck auf die Halsschlagader ausgeübt wird. Ich war der Meinung, dass es nicht funktionierte, weil Sascha doch deutlich größer als ich war. David kam, weil er sah, dass wir Probleme hatten. Letztendlich war es natürlich ein technisches Problem. David stellte sich selber zur Verfügung und führte mich aus der Opferrolle in die Bewegung und erklärte, worauf ich achten musste. Da er dabei relativ lange im Würgegriff war, zeigte sein Hals auch danach einen deutlich Abdruck. Natürlich war das ein Gesprächsthema ;-) Ich habe den Trainer verprügelt und massakriert. Da musste ich dann wohl durch ;-) Aber immerhin hat es danach auch mit Sascha funktioniert.

Zusammenfassend hat sich der Tag absolut gelohnt und ich war und bin total begeistert. Die beiden Hessen haben uns einen guten Überblick über das gegeben, was uns beim Kobudo erwartet. Der Umfang war gerade passend, damit mein Gehirn aufgrund der Masse an neuer Information nicht vollständig auf Standby geschaltet hat. Die Art der Veranstaltung, vereinsintern, fand ich persönlich sehr gut, da ich in vertrauter Umgebung mit den Leuten, mit denen ich auch sonst immer trainiere und die ich auf der Ebene auch ganz gut einschätzen kann, etwas Neues lernen konnte. Ich konnte mich also voll und ganz auf den Umgang mit den Waffen konzentrieren. Die Gruppengröße war perfekt, man ging einfach nicht unter.

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, würde ich die beiden Hessen gerne sehr bald auf einem Lehrgang wieder sehen und ich würde Shotokan-Kobudo gerne weiter trainieren und bald die Gelbgurt-Prüfung ablegen.

Vielen Dank an unsere Trainer, dass sie uns diesen Tag ermöglicht haben und David und Raymund zu uns eingeladen haben. Ich denke, die Anzahl der Teilnehmer spricht für sich.

Dienstag, 25. September 2012

Budo-Meeting in Uetze

Schon seit wir letztes Jahr begeistert vom Budomeeting in Wilhelmshaven abreisten, war für mich klar: Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei!
Samstag war es soweit - diesmal in Uetze. Zu viert fuhren wir hin und ich war sehr gespannt darauf, was mich diesmal erwartete.
Schnell hatte ich mir mein Programm rausgesucht:
1. Grundschultechniken für Braun bis Schwarz
2. Hapkido für Anfänger
3. SV für Anfänger (das Fortgeschrittenen-Training war leider erst Sonntag)
4. Kyusho

Leider gab es diesmal keinen Bodenkampf, darauf hatte ich mich besonders gefreut.

Bevor das Training los ging, wurden Melanie und ich zum ersten Mal ausserhalb unseres eigenen Dojos auf unseren Blog angesprochen. Unser Leser hatte beim Budo-Meeting 2011 mit mir beim Bodenkampf zusammen trainiert und sich dann hinterher in der Beschreibung meines Blogeintrags wiedererkannt, beides hatte wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es war toll von jemandem vereinsexternen zu hören, wie unsere Blogeinträge so ankommen! Leider kamen wir nicht mehr dazu E-Mail-Adressen auszutauschen.
Naja, der nächste gemeinsame Lehrgang kommt bestimmt!

In der ersten Trainingseinheit war ich ziemlich durch die Wado-Ryu-Techniken verwirrt. Alles ist fast so wie bei uns im Shotokan, aber nur fast. Und alles heißt anders. Trotzdem war es ganz spannend mal reinzuschnuppern. Besonders beeindruckt hat mich, dass das schulterbreite Stehen mit herabhängenden Armen und den Fäusten auf den Oberschenkeln tatsächlich ein Kampfstand ist. Und dass man den Sinn darin so gut erklären kann, dass ich mich gefragt habe, warum ich noch nicht selbst darauf gekommen bin.

Als zweites war Hapkido für Anfänger dran. Das war im letzten Jahr mit Abstand meine Lieblingseinheit. Damals fand das Training mit kleinen Waffen statt. Diesmal war es eher Ju-Jutsu ähnlich, auch wenn alles mal wieder irgendwie anders ist.
Wir begannen mit ein paar einfachen, aber sehr wirkungsvollen Hebeln. Ausgangssituation war Händeschütteln und Schubsen. Danach machten wir mit Fußfegern weiter. Die habe ich noch nie besonders gut hinbekommen und ich hatte bisher immer gedacht, dass ich zu klein oder zu schwach war oder zu wenig Masse hatte oder sonst irgendwie zu doof dafür bin. Letzteres traf tatsächlich zu. Unser Trainer beobachtete mich bei meinen vergeblichen Versuchen und stellte sofort fest, dass ich tatsächlich mehrere Sachen falsch machte. Ich hielt mein Bein nicht gestreckt, arbeitete nicht mit der Hüfte, bremste mit meinem eigenen Fuß am Boden meinen Tritt ab und fegte den Fuß des anderen nicht weg sondern stoppte, sobald mein Bein auf das Bein des Partners traf.
Nach einer Handvoll weiterer Versuche klappte es endlich und ich habe das Gefühl, wirklich etwas dazugelernt zu haben.
Danach machten wir mit Würfen weiter. Mir tat noch alles weh vom Basketballtraining des Vortags. Nach 2-3 Würfen schwand meine Lust ständig beim Aufprall auf die Matte sämtliche Knochen in meinem Körper klappern zu hören.
Meine Partnerin war mittlerweile Jule, die ist eine ganze Ecke kleiner als ich und trotzdem gehört sie für mich zu den Leuten, denen ich mit gemischten Gefühlen gegenüberstehe, weil ich genau weiß, dass sie mich locker durch die Mangel drehen könnte, wenn sie es darauf anlegen würde. Und sie mag diese Knochen-Klappern-Techniken. Fallen ist ja nach wie vor nicht so mein Ding und ich merkte mal wieder, dass der Teufel im Detail steckt.
Wir lernten eine für uns neue Form des Hüftwurfs. Das nahm Jule zum Anlass mit dem Trainer darüber zu diskutieren, wie sie ihren Hüftwurf macht und wie man das nun wieder im Hapkido nennen würde und was man noch alles machen könnte. Mir wurde ganz anders als der Trainer mich zu sich zog um mit Taten seine Argumente zu untermauern. Ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich als sie plötzlich anfingen über Hüfträder zu sprechen. Zum Glück blieb mein Unbehagen dem Trainer nicht verborgen, so dass die Techniken nur andeutete.

Dritte Einheit war SV für Anfänger bei Teddy. Unser letzter Modl-Lehrgang war ja erst vor zwei Wochen, so dass ich eher davon ausging bereits Bekanntes zu wiederholen.
Unsere Gruppe war sehr klein und so kamen wir in den Genuss eines Modl-Privattrainings. Da es um SV für Anfänger ging, holte Teddy (verbal) etwas aus, was ich sehr spannend fand, denn sonst sind wir immer so mit den Techniken beschäftigt, dass man manchmal den Bezug zur Realität verliert. Auf gewohnt unterhaltsame und witzige Weise erzählte er, wie Übergriffe passieren können, wann man sich Sorgen machen muss und wann man sein Bier einfach weitertrinken kann.
Erstaunt hat mich, dass er erzählte, dass, während Männer eher an der Schulter gegriffen oder geschubst werden, Frauen oft auch in den Nacken gepackt und herangezogen werden. Er vermutete, dass es etwas mit der Kleidung von Frauen zu tun haben könnte, die vielleicht nicht so zum Festhalten / Greifen geeignet ist.
Wenn ich mir die Situation so vorstelle, glaube ich, dass da noch was anderes mit reinspielt. Das "In-den-Nacken-Greifen" würde ich anders als das Kragen greifen als eine Geste der Macht einordnen. Für das Opfer hat es etwas Erniedrigendes an sich. Da Teddy von Frauen in Frauenhäusern sprach und diese meist Opfer häuslicher Gewalt geworden sind und es dort oft um Machtausübung geht, macht das dann doch wieder Sinn.
Auch wenn ich mich so langsam zu den SV-Fortgeschrittenen zählen würde, tat es trotzdem gut mal wieder an den Basics zu arbeiten.
Wie auch schon in Wolfenbüttel holte mich Teddy auch hier mal wieder nach vorn und ließ mich in den Ellenbogenhebel laufen. Eigentlich wusste ich ja was kommt, aber trotzdem ließ ich mich aufschreiend vor Schmerz und Überraschung auf die Matte fallen. Wenn dieser Hebel vom Timing und Intensität perfekt gemacht wird, hat man einfach überhaupt keine Chance.
Außerdem übten wir mal wieder die lustige Abwehr vom Würgen von vorn. Hier trickst man das Gehirn aus und der Würgende steht hinterher da und weiß gar nicht, wieso er den Hals des "Opfers" nicht mehr zwischen seinen Händen hat.

Auf die vierte Einheit - Kyusho - war ich eigentlich am meisten gespannt. Donnerstags in Michaels SV Einheit machen wir auch oft Kyusho, aber ich war gespannt darauf, das mal von jemand anderem zu hören.
Wir begannen mit einer theoretischen Einleitung. Das meiste kannte ich schon von Michael und nach dem langen Tag war ich schon ziemlich geschafft, so dass mir das Zuhören schwer fiel. Allerdings sollte ich bald hellwach sein.
Ich war schon darauf vorbereitet, dass die Einheit schmerzhaft würde, denn bei Kyusho geht es ja nunmal um Schmerzpunkte. Aber egal, ob man darauf vorbereitet ist, oder nicht, es tut halt doch weh. Ich trainierte mit Michael zusammen. Wir wechselten uns ab und ließen den jeweils anderen vor Schmerzen zu Boden krachen oder krachten selbst zu Boden. Kracht man selbst zu Boden, ist das nicht witzig. Ist man derjenige, der das auslöst, muss man ständig lachen, weil es plötzlich so unglaublich einfach ist.
Nach ein paar Übungen zum Einstieg probierten wir Zukis in den Bauch des anderen. Ein, zweimal so, wie wir es im Karatetraining machen, d.h. mit Kraft und dann einmal mit Lockerheit und Energieübertragung. Seit ein oder zwei Jahren sind meine Zukis so, dass meine Vereinsmitglieder Respekt vor mir haben. Ich musste innerlich grinsen, als ich beim ersten, vorsichtigen Schlag spürte, dass auch Michael mich konzentriert ansah und ich seine angespannten Bauchmuskeln spürte als meine Faust auf seine Bauchdecke traf.
Noch cooler war es, als ich dann den lockeren Schlag versuchte und Michael leicht zusammen knickte und etwas zurücktaumelte. Nicht mehr ganz so cool war es, als wir es umgekehrt versuchten. Obwohl ich durch meinen Lieblingsbraungurt ja ganz gut trainiert bin, taumelte ich mehrere Schritte zurück.
Nach ein paar weiteren Übungen, die ich aus unserem Training schon kannte, machten wir eine abgewandelte Form des Ellenbogenhebels, den ich schon in der SV-Einheit zu spüren bekommen hatte. Diesmal allerdings, wie der Trainer betonte nicht "mechanisch" sondern "energetisch". Beim Kyusho gibt es immer mehrere Details mit denen man die Wirkung der Technik steigern kann.
Zum Vorführen rief mich der Trainer nach vorn und da zuvor der ein oder andere gestandene Schwarzgurt vor Schmerzen hüpfend, schreiend und kriechend versucht hatte, der Technik zu entkommen, war ich etwas nervös.
Zuerst zeigte er die Technik mit wenig Druck, da konnte ich locker stehenbleiben. Dann als Kyusho-Technik. Ich sackte schnell auf die Knie, konnte aber schnell wieder aufstehen. Er wiederholte die Technik, diesmal mit den Spezialdetails. Der Schmerz durchzuckte mich so plötzlich und so heftig, dass ich laut schreiend auf den Boden klatschte und dort auch kurz innehielt und das Abklingen der Schmerzen genoss.
Der Trainer zog mich wieder hoch und massierte mir den Arm. So richtig bekam ich das gar nicht mit, ich stand ziemlich neben mir und spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Mit einem letzten Rest Würde funkelte ich ihn so böse, wie es mir grad noch möglich war an und sagte möglichst trocken: "Na danke!"
Danach durfte ich zurück an meinen Platz und ich versteckte mich zur Sicherheit hinter Michael.
Auf jeden Fall habe ich in dieser Einheit einiges dazugelernt.

Alles in allem war es ein schöner Tag, wir trafen viele bekannte Gesichter und haben einiges dazugelernt. Ich hoffe, dass im nächsten Jahr vielleicht wieder mehr Teilnehmer aus anderen Kampfstilen kommen und vielleicht noch ein paar mehr Trainer. Aber auf jeden Fall werde ich nächstes Jahr wieder mit dabei sein!



Sonntag, 23. September 2012

Muskelkater reruns oder Das traditionelle Budomeeting in Uetze

Uetze? Wo zum Teufel liegt eigentlich Uetze. Obwohl nur ca. eine Stunde von meinem Wohnort entfernt, hatte ich keine Ahnung, wo sich Uetze befinden sollte. Aber assoziiert ist es in jedem Fall mit DEM Budomeeting.
Im letzten Jahr bin ich mit Sandra deswegen bis nach WHV gereist (na ja, zugegebenerweise habe ich dort Außenstellen meiner Familie) und danach waren wir ca. drei Wochen völlig high. Der Muskelkater hielt aber ungefähr genauso lange ;-)
Dieses Jahr stand also schon wieder früh fest, wir sind dabei. Mit dem Vereinsbus hat es diesmal leider nicht geklappt, also bot ich unsere Familienkutsche an, die auch schnell ausgebucht war. Gegen neun am Samstag morgen starteten also Michael, Sandra, Franziska, Yvonne, Natascha, Ninja Jule, Juliane und ich mit jeweils einer großen Sporttasche und diversen Waffen Richtung Uetze. Dank guter Planung (es saßen mindestens drei Monks im Auto), haben wir unser Ziel auf direktem Wege erreicht und standen eine Stunde vor Beginn auf dem noch ziemlich leeren Parkplatz.
Die Uetzener waren schon gut vertreten und hatten bereits diverse Leckereien aufgebaut. Also schnell angemeldet und erst mal gefrühstückt. Dabei den Plan mit den Trainingseinheiten gelesen und die Trainingseinheiten definiert. Leider musste ich feststellen, dass die Einheiten, auf die ich am Meisten brannte, am Sonntag stattfinden würden. Wir würden aber nur am Samstag da sein. Dann lagen auch noch mehrere interessante Einheiten in einer Zeit und zu einem Zeitpunkt lag so gar nichts, was mich interessierte. Na ja, man kann es eben nicht allen Recht machen.

Gegen 11 Uhr startete meine erste Trainingseinheit. Gemeinsam mit Juliane und einigen anderen  Mitstreitern standen wir in der Weiß-bis-Blaugurt-Gruppe Teddy gegenüber. Er startete mit dem allseits beliebten "Teddys Bootcamp", einer unvergleichlichen Aufwärm-Session, die dich erst mal auf den Boden der Tatsachen zurück bringt und dir zeigt, was du mit deinem Körper alles machen KÖNNTEST (was im übrigen Teddy sehr gut kann). Danach ging er mit uns einige Basics des AKS durch. Der Unterschied zum Shotokan war gar nicht so groß, nur die Begriffe waren andere. So stand ich auch bei einer der ersten Techniken da und wusste nicht, was ich machen sollte. Auf die Frage "Wer weiß nicht, was er zu tun hat?" meldete ich mich also ehrlich. Um mich herum traute sich anscheinend niemand, obwohl dort so einige ratlose Gesichter waren. Mittlerweile habe ich Teddy aber schon ein paar Mal erlebt und weiß, dass sein strenger Blick in erster Linie Fassade ist und er eigentlich nur will, dass mal sich ehrlich bemüht und bereit ist zu lernen. Er kam also auf mich zu, baute sich gefährlich vor mit auf (Er: ca. 1,60m und sehr schmal, Ich: 1,72m und kräftig gebaut). "Welche Stilrichtung?" Ich antwortete mit fester, selbstbewusster Stimme "Shotokan". Er entspannte sich, lächelte nett und meinte "Na ok, dann kannst du das auch nicht kennen". Um mich herum hörte ich entspanntes Ausatmen. Hatte da wohl jemand gehofft, er würde mich jetzt auseinander nehmen :-)? Dann übersetzte er die Ansage in "Shotokanisch" und ich verstand. Einige Bahnen später die nächste "gefährlich" Situation. Er kam und erklärte mir, das der Stand im AKS bzw. Wado Ryu etwas anders wäre. "Willst du es so machen, wie du es kennst oder so, wie es im AKS richtig ist?" Keine Frage, natürlich so, wie es im AKS richtig ist. Damit war er zufrieden. Fangfrage bestanden und gezeigt, ich bin hier, um was zu lernen und nicht, um meinen alten Trott zu laufen.
Wir liefen einige Bahnen und danach übten wir einige Dinge am Partner. Er kam rum, korrigierte, gab Tipps, übersetzte AKS in Shotokanisch, demonstrierte teilweise sehr plastisch (mit zupacken und führen), wie man seine Technik verbessern konnte. Ich hatte meinen Spaß und gelernt habe ich natürlich auch was ;-)

Nach der Mittagspause schloss ich mich der Gruppe "Wado Kata" von Heinrich ein. Die sollte für mich sehr lernintensiv werden. Denn Heinrich war so gar nicht mit meiner Technik einverstanden und kritisierte einiges. Es waren meine bekannten Probleme: zu statischer Stand, zu breiter Stand, zu hoher Stand, zu viel Kraft aus dem Oberkörper und zu wenig aus der Hüfte. Selbst meinen Trainer nahm er nachher noch mal beiseite und wies in darauf hin. Er konnte auch nur das sagen, was ich bereits gesagt habe. Wir arbeiteten dran. Und so ist es auch. Meine Trainer versuchen beide, diese falsch angewöhnten Techniken aus mir raus zu bekommen. Es ist auch schon eine ganze Menge passiert, aber der Weg ist noch sehr weit. Deshalb bin ich auch noch Blaugurt und kein Dan-Träger ;-) Natürlich ist es hart, wenn ein Trainer während der kompletten Trainingseinheit immer wieder an dir korrigiert und dich auf deine falsche Technik hinweist. Angenehmer ist es, wenn er nichts sagt, zumindest auf den ersten Blick. Aber eigentlich war ich auch ziemlich stolz, dass ein 8. Dan wie Heinrich sich überhaupt die Mühe macht, mich zu korrigieren. Also ich würde so was nicht machen, wenn ich nicht daran glauben würde, dass meine Bemühungen auf fruchtbaren Boden treffen. Ich habe also versucht, dass ganze positiv für mich umzusetzen. Es ist ihm durchaus aufgefallen, dass ich das annehme, was er mir sagt und versuche, dies umzusetzen. Das ist in meinen Augen auch das Wichtigste. Lernen, seinen Stolz zu überwinden und bereit sein Kritik anzunehmen und diese umzusetzen. Wenn er das in mir gesehen hat, kann ich zufrieden sein.

In der nächsten Trainingseinheit konnte ich mich so gar nicht wieder finden, also beschloss ich, die SV-Einheit von Teddy zu fotografieren. So entstanden, hoffentlich ein paar schöne Fotos von Michael, Sandra und Juliane in Action.

Zum Abschluss schnappte ich mir mein Bo und schloss mich der Kobudo-Truppe von Heinrich an. Die Übung in den Sommerferien zeigte sich doch deutlich. Während ich in WHV noch mächtig Probleme hatte, mich mit dem Bo nicht umzubringen, fiel es mir nun deutlich leichter, der Einheit zu folgen und das gezeigte umzusetzen. Der Stock fiel nicht runter, es wurde niemand verletzt und ich hatte dieses Mal auch nicht das Problem, das meine Hände immer irgendwie falsch am Bo lagen. Über die Basics sind wir leider nicht heraus gekommen, aber das war auch sicher nicht geplant. Am Sonntag wäre es dann sicher spannender geworden. Trotzdem hat es wieder mal Spaß gemacht, das Bo zu schwingen und fest zu stellen, dass man tatsächlich lernen kann, einen Stock zu beherrschen, der mich selber überragt.


Das Budomeeting in Uetze war in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich. Wobei für mich das Meeting in WHV ungeschlagen ist. Vielleicht lag es auch daran, dass in WHV mein erstes Mal war und alles neu war. Vielleicht waren die Erwartungen einfach dieses Mal zu hoch. Fest steht, die Uetzener hatten das Drumherum sehr gut organisiert. Es ist niemand verhungert, die Hallen waren passend, es war genug Platz zum Austoben da. Die Trainingseinheiten waren bunt gemischt, es war sicher für jeden etwas dabei. Leider lagen dieses mal die Einheiten, die mich interessierten teilweise in einer Zeit, so dass ich nicht alles machen konnte, was ich machen wollte. Das ist einfach nicht zu ändern und allen Recht machen kann man es auch nicht. Schön wäre, wenn beim nächsten Mal vorher bekannt wäre, wann wer was macht, damit man besser planen kann. In diesem Fall hätte das wahrscheinlich nichts gebracht, da einer der Trainer noch am Vorabend absagen musste, da er im Laufe des Samstags Vater geworden ist. Am Freitag Abend wurde also alles noch mal komplett von vorne geplant.

Sonntag, 9. September 2012

SV-Lehrgang mit Andreas Modl

Gestern war es wieder soweit. Wie jedes Jahr im Sommer fand der SV-Lehrgang mit Andreas Modl in Wolfenbüttel statt.

Pünktlich kurz vor elf betrat ich die Halle. Durch meine vielen Lehrgangsteilnahmen im letzten Jahr, hatte ich das Gefühl fast alle Teilnehmer vorher schon mal irgendwo anders gesehen zu haben. Irgendwie ist das inzwischen so etwas wie ein Familientreffen.

Mit der üblichen (aber diesmal kleinen) Verspätung ging es los. Laut Plan mit einer Einheit Hanbo aber zuerst natürlich mit dem gefürchteten Modl-Bootcamp Aufwärmtraining.
Zum Glück war es gar nicht ganz so furchtbar wie die letzten Male, oder ich habe mich inzwischen dran gewöhnt. Nach wenigen Minuten kennt man wieder seine ganzen körperlichen Unzulänglichkeiten und fragt sich, wie der Trainer mit knapp 50 das alles eigentlich so locker schaffen kann und von uns niemand. Ich musste mal wieder feststellen, dass wahlweise Arme oder Beine jeweils zu lang oder zu kurz waren, so dass ich nicht in der Lage war die Gelenkigkeitsübungen korrekt durchzuführen. Hmpf.

Endlich kamen wir dann zum Hanbo. Das ist ein ca. 1m langer Stock. Im Verein haben wir in den Sommerferien auch schon öfter mal mit Hanbo trainiert, so dass der Stock sich nicht mehr wie ein Fremdkörper in meiner Hand anfühlt. Diesmal allerdings nutzen wir den Hanbo für SV-Techniken und das war ganz interessant.
In einem Moment ist der Stock noch eine Schlagwaffe, im nächsten ist er ein Hebelverstärker. Wir lernten z.B. wie man mit einem Hanbo einen Festhaltegriff leicht abwehrt und in einen Würger, bzw. Hebel umleitet.
Nach 1,5h begann pünktlich mein Magen zu knurren und zum Glück hatten wir dann auch Mittagspause.
Nach der Mittagspause folgten dann zwei Einheiten SV (ohne Waffen).

Für mich diesmal neu war, dass ich von Andreas mehrfach nach vorn gerufen wurde um das Vorzeigeopfer zu sein (sprich die Rolle des gleich verprügelten Angreifers zu übernehmen). Ich kenne ihn zwar mittlerweile aus mehreren Lehrgängen, aber trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb), war ich doch etwas panisch. Es ist ein gruseliges Gefühl ihm dicht, viel zu dicht gegenüber zu stehen (5 Meter und mehr wären wünschenswert) und zu wissen, dass ich gleich genau dort landen werde wo er es will, ohne dass ich weiß, wie ich dahin gekommen bin und ohne, dass ich auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte etwas dagegen zu tun.
So ging's dann halt los. Andreas wünschte sich einen Schwingerangriff, den er dann auch bekam. Ehe ich mich versah, klatschte ich schon mit lautem, effektvollem Rums auf die Matte der von den Hallenwänden wiederhallte. Während ich mich wieder auf die Füße rappelte nahm ich entfernt das Raunen der Zuschauer wahr. (Elegant abrollen ist nicht so meins, aber immerhin kann mich mittlerweile so fallen, dass ich mir (meist) nicht weh tue, mich (meist) nicht mit den Händen abfange und auch (meist) nicht mit dem Kopf aufknalle).
Kaum stehe ich wieder vor ihm, noch bevor ich meine zerzausten Haare richten kann, heißt es wieder: Schwinger!
Wieder fliege ich auf die Matte, wieder anders als zuvor.
Nach der zweiten Technik bin ich noch einigermaßen entspannt. Nach der vierten spüre ich, wie mir das Adrenalin durch den Körper schießt, nach der sechsten ist von meiner Frisur nichts mehr übrig und ich werde langsam zittrig von dem ganzen Gedrehe und Gefalle, bei der letzten Technik habe ich schon keinen Bock mehr, überhaupt noch zuzuschlagen, geschweige denn zu fallen.
Uff, endlich ist er mit mir durch!
Komisch, wenn man anderen dabei zusieht, ist es immer ganz lustig ;-)
Als ich dann zurück zu meiner Partnerin Melanie wanke und wir üben dürfen habe ich gar keine Lust mehr und muss mich erst mal sammeln und meine Haare unter Kontrolle bringen.






Auch wenn ich die Techniken diesmal schon vorher kannte, war es doch spannend mal wieder an dem Feinschliff zu arbeiten. Ich merke, dass ich im Vergleich zu den Vorjahren langsam Fortschritte mache.
Gegen Ende der dritten Trainingseinheit war ich total geschafft. Das Schlimmste am Fallen ist eigentlich, dass man jedesmal wieder aufstehen muss. Und heute zeigt mir mein Ganzkörpermuskelkater, dass die Sommerferien doch zu lang waren.

Ich freue mich schon auf das nächste Mal und nach diesem Lehrgang ganz besonders aufs Budo-Meeting in Uetze!



Donnerstag, 30. August 2012

Ferientraining - Rückblick

Ich habe es tatsächlich geschafft, an allen angebotenen Terminen zum Ferientraining zu gehen. Beim letzten Mal war Günter zwar wieder übermächtig, aber meine Freundin Sandra hat mich einfach mitgeschleppt. Im Nachhinein bin ich ihr sogar dankbar dafür.
Diese Sommerferien standen für mich voll im Zeichen von Shotokan-Kobudo. Ein riesen Danke schön geht hiermit an unsere Trainer, die meinen Mitstreitern und mir die Möglichkeit gegeben haben, in diese neue Welt rein zu schnuppern.
Obwohl ich hart kämpfen musste, das Vorgeführte zu reproduzieren und es teilweise bis zur letzten Woche gedauert hat, bis ich eine Technik hin bekommen habe, bin ich nach wie vor begeistert von dieser Sparte meines Sports. Die Schritte sind unsere Karate-Schritte, nur habe ich jetzt etwas in der Hand. Das kann schon einen großen Unterschied ausmachen. Die Begriffe sind noch nicht bis zum Hippocampus vorgedrungen, ich bin also noch weit davon entfernt, zu wissen, wie die Techniken heißen. Auch beim Kobudo kämpfe ich mit den gleichen Problemen, wie beim Karate. Ich bin durchgehend angespannt, meine Techniken leben nur von der Kraft, die ich aus meinem Oberkörper ziehe. Richtig wäre, den Körper erst in der Endphase einer Technik anzuspannen und Kraft und Schnelligkeit aus der Hüfte zu ziehen. Solange ich nach dem Training immer noch Muskelkater habe, weiß ich, dass ich noch viel lernen muss. Es gibt schließlich auch andere, die wie ich sehr viel Kraft haben, aber trotzdem das richtige Maß an Anspannung und Entspannung finden.
Mein Mann hat mich jeden Dienstag mit den Worten "Tu dir nicht weh" zum Sport fahren lassen und mit den Worten "Hast du dir weh getan? Hast du jemanden verletzt?" wieder in Empfang genommen. Die Stöcke waren und sind ihm doch sehr suspekt. Ich konnte ihn immer beruhigen. Bis auf einen blauen Daumen, den ich mir beim Training mit Hans durch eigene Dummheit (der Daumen hatte da nichts zu suchen) verpasst habe, habe ich keine Verletzung davon getragen. Mir ist auch nicht bewusst, dass ich jemand anderes verletzt habe. Seine Sorge war ja auch nicht unbegründet. Wenn ich überlege, wie wir teilweise mit den Stöcken "rum geprügelt" haben, zumindest für einen Außenstehenden muss das beängstigend ausgesehen haben. Was die aber nicht sehen würden ist, dass wir sehr aufeinander aufgepasst haben. Wir achten immer darauf, dass eine neue Übung erst mal ganz langsam probiert wird und erst dann langsam gesteigert wird. Auch wenn es so aussieht, als ob ich meinem Gegner mit dem Bo den Schädel zertrümmern wollte, wenn ich aushole, geschieht das nur nach Absprache und wenn mein Gegner mir signalisiert, dass er genau weiß, wie er zu reagieren hat. Tut er das nicht, kann ich immer noch im letzten Augenblick abdrehen.
Angst sollte man nicht haben, aber Respekt und vor allem Vertrauen.

Jedenfalls freue ich mich auf die anstehenden Kobudo-Lehrgänge und hoffe, dass ich durch die Übung in den Sommerferien nicht mehr als ganz blutiger Anfänger da stehe.

Dienstag, 28. August 2012

Freies Training

In den letzten Wochen habe ich eine kleine Trainingspause eingelegt. Die Sommerferien mit geändertem Trainingsplan kamen wie gerufen, beruflich und privat war ich anderweitig eingespannt. Nachdem ich die letzten zwei Wochen sogar das freie Training geschwänzt hatte, versetzte ich mir heute den dringend notwendigen "Arschtritt" und zwang mich zum Training. Und wie glücklich bin ich, dass ich da war!

Das freie Training gibt einem die Möglichkeit mal andere Sachen auszuprobieren. So kam es, dass ich mich nach einer Hanbo-Stunde zu zwei Schwarzgurten gesellte, die sich eine kleine Mattenfläche ausgelegt hatten. Matten bedeutenimmer spannendes Training für mich.
Ich fragte, ob ich mitmachen dürfte. Die Antwort war: "Klar, aber eigentlich reden wir nur!" Zu reden gab es auch einiges, denn auf der Matte standen André, unser Ju-Jutsu-Danträger, sehr drahtig, durchtrainiert und flink und Peter, ein "Karate-Shotokaner" durch und durch, im Vergleich zu mir eher ein Riese und mit ziemlich viel Kraft. Das heißt da prallen Welten aufeinander. Thema war im Kern welcher Kampfsport was für die Selbstverteidigung mitbringt.
Toll an solchen Diskussionen finde ich, dass das Aufeinanderprallen der Welten stets sehr respektvoll und interessiert vor sich geht. Es werden Situationen diskutiert und wie man sie mit welchen Mitteln aus der jeweiligen Kampfsportart auflösen könnte. Dabei hört jeder sehr interessiert dem anderen zu und es wird auch mal was ausprobiert. Aus diesen Diskussionen kann jeder Beteiligte etwas mitnehmen.
Ich überlegte kurz, ob ich wohl einen eigenen Beitrag in dieser Konstellation leisten könnte und entschied mich in dieser Runde das einzubringen, was die jeweilige Kampfsportart für mich als eher kleinere Frau für die Selbstverteidigung mitbringt (oder wovon ich glaube, dass es was bringt).
Am Anfang probierten wir ein paar Standardabwehrtechniken bzw. Befreiungstechniken aus dem Griff an den Kragen von vorn. Zum Warmwerden war das schon mal ganz spannend. Nach einiger Zeit schauten wir dann wie man aus einem Würger oder aus einem "Von-hinten-an-die-Schultern-packen-und-rückwärts-ins-Gebüsch-zerren" rauskommt.
Spannend zu sehen war, dass natürlich jeder eine SV-Situation aus seiner eigenen Perspektive bewertet. Das heißt, dass Peter (groß und stark) für sich eine Variante fand, dem Griff zu entkommen, die für mich gar nicht funktionierte.
André zeigte mir dann eine andere Variante, die beinhaltet, dass ich mich selbst zu Boden fallen lasse, wenn der andere mich rückwärts an meinen Schultern zerrt (das kostet einen Karateka schon Überwindung) und ich mich dann am Boden mit den Füßen über meinem Kopf drehe um im Anschluss mit einer gezielten Fußtechnik den anderen zu Boden zu bringen. Von außen betrachtet sieht das ganz einfach aus, aber ich hatte ein Problem mit der Orientierung. Wenn man irgendwie rückwärts auf den Rücken gefallen ist und dann noch die Füße über den Kopf hält und sich dreht, dann weiß ich nicht mehr wo links und rechts und oben und unten ist... :-) Im zweiten Anlauf klappte das besser.
Die Übungssituation ging so weiter, dass ich es zwar schaffe am Boden liegend den Angreifer zu Boden zu bringen, er es dann aber schafft sich kniend zwischen meinen Beinen zu positionieren (während ich auf dem Rücken liege). In einer echten SV-Situation keine angenehme Situation. Da braucht man noch nicht mal groß Kopfkino dafür.
Trotzdem gibt es dafür Folgetechniken, die mit etwas Glück dazu führen, dass man den Angreifer soweit kontrolliert, dass man im Idealfall da raus kommt. Wie immer am Boden hatte ich das Problem mich zu orientieren, zusätzlich ist es schwer sich in dem ganzen Arm- und Beinverknote zurechtzufinden, erst recht, wenn man vorher nur aus der Vogelperspektive zugesehen hat. Meistens habe ich ja dann noch das Problem im Bodenkampf die Nerven zu behalten, aber heute trieben wir es nicht soweit auf die Spitze, dass ich mich wirklich bedrängt fühlte, sondern konzentrierten uns auf die Technik. Die Technik funktionierte grob so, dass man einen Schlag ins Gesicht oder Griff etc. seitlich ablenkt um dann einen Würger bzw. Halsschlagaderabklemmer anzusetzen. Für mich funktionierte die Abwehr mit Hilfe und ohne große Gegenwehr des Gegners einigermaßen, so dass ich das Gefühl hatte man könnte das hinkriegen, wenn man es noch etwas üben würde.
Besonders spannend war dann als die beiden Schwarzgurte das gleiche Szenario ausprobierten. André, als die heiße Blondine und Peter, als der "ins-Gebüsch-Zieher" - wenn ich das mal so flapsig sagen darf -, der mittlerweile zwischen den Beinen des auf dem Rücken liegenden André kniete ...
Nach Sekunden purzelten beide auf dem Boden rum, beide darauf Bedacht die Oberhand zu gewinnen. Peter fast ohne Nah- und Bodenkampferfahrung, aber mit viel Kraft und in der etwas überlegenen Angreiferposition.
Ich muss ehrlich sagen, ich hätte 20 Euro auf André gesetzt. Zu meiner Überraschung hatte er aber deutliche Probleme. Natürlich kann man in einer Übungssituation nicht alles geben, denn man will sich ja nicht gegenseitig verletzen. André schaffte es zwar die Situation halbwegs zu kontrollieren, kommentierte sogar zwischendurch seine Aktionen für mich (keine Ahnung wie man das schaffen kann...), aber er schaffte es nicht wirklich sich aus dem Kuddelmuddelschwarzgurtknäuel zu lösen. Nach ca. 30 Sekunden waren beide wirklich fertig, André hatte Schweißperlen auf der Stirn und atmete schwer.
Ich muss sagen, dass mich das ziemlich geschockt hat. Denn wenn ich mir vorstelle, dass ich an André's Stelle gewesen wäre, hätte ich gar keine Chance gehabt. Schon allein die Kondition dort 30 Sekunden durchzuhalten, hätte ich vermutlich nicht. Es ist unglaublich wieviel Kraft man mobilisieren muss, das weiß ich aus eigenen Bodenkampftrainingserfahrungen.
Natürlich geht's bei SV um die Wurst. Man ist in einer Situation in der man glaubt, dass Kämpfen die einzige Möglichkeit ist für sich selbst Schadensbegrenzung zu betreiben. Das heißt es ist der verzweifelte Versuch halbwegs heil davon kommen, wenn alle anderen Varianten bereits erfolglos waren. In so einer Situation gibt es keine Versicherung und keine Erfolgsgarantie.
Genauso wie im Karate war hier in der Bodenkampfsituation die gute Reaktion und Abwehr der ersten Technik meiner Meinung nach entscheidend. Wenn man die korrekt erwischt, hätte auch ich trotz körperlicher Unterlegenheit eine ganz gute Chance. Wenn man die nicht erwischt, dann wird es wirklich schwierig.

Auf jeden Fall war das heutige Training ein guter Auftakt für den mit Lehrgängen gespickten Herbst. Als erstes kommt Anfang September der SV-Lehrgang von Andreas Modl. Darauf freue ich mich schon sehr! Mal sehen, was ich da mitnehmen kann.
Für heute habe ich mindestens mitgenommen, dass ich doch dringend mal wieder zum Ju-Jutsu gehen sollte, das Mattengepurzel hat mir doch gefehlt in letzter Zeit.

Samstag, 28. Juli 2012

Ferientraining

Wie jedes Jahr in den Sommerferien hat sich unser Trainer auch dieses Mal darum gekümmert, dass wir zumindest an einem Tag in der Woche einen Hallenplatz haben und trainieren können. Bislang war immer freies Training, d.h. jeder konnte für sich trainieren und an seiner Technik feilen. Im letzten Jahr (mein erster Sommer im Verein) hatten wir uns immer verabredet und gemeinsam trainiert. Auf das Ferientraining diesen Sommer habe ich mich schon sehr lang gefreut. Denn Torsten hatte schon gefühlt ewig etwas ganz Besonderes organisiert. Wer ihn kennt, weiß, dass er nicht nur Shotokan-Karate trainiert, sondern auch AKS und zum AKS gehört auch Waffentraining. Auf dem letzten Budomeeting in Wilhelmshaven hat er mich, was das Waffentraining betrifft, mächtig angesteckt. Damals hatte ich das erste Mal ein Bo (einen 1,82 m langen Stock) in der Hand und habe das erste Mal damit trainiert. Obwohl ich gleich nach 10 min mein eigenes Bo ins Gesicht bekommen habe und ein geschwollenes, aber Gott sei Dank nicht blaues, Jochbein davon trug und den Muskelkater meines Lebens durchlitt, war ich absolut angefixt.
Dann hatten wir später noch mal die Gelegenheit bei einem Verein in der Nähe mit dem Bo zu trainieren. Schon damals erzählte Torsten, dass es auch in unserer Stilrichtung, dem Shotokan-Karate, Waffentraining gibt, das Shotokan-Kobudo.
Und genau das wollten meine Trainer in diesen Sommerferien anbieten. Die Halle war da, wer wollte konnte Kobudo trainieren und auch für alles andere war genug Platz.

Am letzten Dienstag war es dann das erste Mal soweit. Eine Handvoll Leute, bewaffnet mit Hanbo und Bo trafen sich in der Tennishalle. Mein Trainer begann mit einer Stunde Hanbo-Training, danach machte Torsten eine Stunde Bo-Training. Obwohl viele Übungen mit den beiden Stöcken sehr ähnlich sind, hatte ich große Schwierigkeiten mit dem kurzen Hanbo. Irgendwie wollte das nicht so klappen, wie es sollte. Es flog mir ständig aus der Hand, ich hielt die Hände falsch oder haute mir den Stock vor irgendeinen Knochen. Ich konnte nicht schnell genug erkennen, was mein Trainer machte und das schon gar nicht umsetzen. Man kann sagen, ich stand mit dem Hanbo auf Kriegsfuß. Allerdings gab es auch gleich eine Kriegserklärung an  das Hanbo. Denn beim Kobudo ist die erste Prüfung die Hanbo-Prüfung. Ich werde mich also intensiv mit dem kleinen Mistvieh Hanbo auseinandersetzen müssen, wenn ich weiter kommen möchte. Die erste Trainingseinheit endete also erst mal etwas frustrierend. Die zweite Einheit gelang dann aber wesentlich besser. Ich weiß nicht, ob es daran lang, dass ich das Bo schon zweimal in der Hand hatte, aber es lief ganz gut. Obwohl der Stock mit seinen 1,82m eigentlich wesentlich unhandlicher als das halb so große Hanbo ist, kam ich damit wesentlich besser klar.
Mal sehen, wie das weiter geht. Ob das Hanbo und ich Freunde werden können oder ob es der Beginn einer Hassliebe wird. Ich meine, es ist ja nicht das erste Mal, dass ich etwas, in dem Fall jemand, erst mal doof fand und nun sind wir dicke Freunde (nicht war Sandra?).

Also mein liebes Hanbo, zieh dich warm an. So schnell gebe ich nicht auf.

Dienstag, 26. Juni 2012

Das eigene Selbstbewußtsein

Seitdem ich wieder Karate trainiere, also seit 2,5 Jahren habe ich mich farblich immer mehr verändert. Gestartet bin ich mit dem Gelbgurt und nun trage ich den ersten Blaugurt.

Ich fühle mich immer noch näher bei den Weißgurten als bei den Schwarzgurten. Letztere sind gedanklich unerreichbar fern. Sicherlich habe ich bis heute eine ganze Menge gelernt, aber die Liste der Dinge, die ich noch lernen muss ist noch verdammt lang. Oft genug überkommt mich das Gefühl, es niemals zum DAN zu schaffen. Werde ich es jemals schaffen, tief genug zu stehen, hoch genug zu treten, sicher genug zu stehen, schnell genug zu reagieren? Werde ich irgendwann zufrieden sein mit meiner Leistung? Letztendlich ist es genau dieses Gefühl, was mich anspornt, immer weiter zu machen und geduldig die Steine weg zu schaffen, die sich immer wieder in den Weg rollen.

Vor ein paar Wochen hatte ich im Dienstagstraining ein Erlebnis, dass meinem Ego richtig gut getan hat und das mir gezeigt hat, dass ich doch was gelernt habe, in den letzten Jahren.
Torsten hatte Partnerübungen angesagt, es ging darum einen Schlag des Gegners in bestimmter Weise abzuwehren. Diese Art von Übungen macht Torsten häufiger zwischendurch, damit der Bewegungsablauf mehr und mehr eingeprägt wird. Er fängt dabei immer mit 2-3 Techniken an, die dann nach und nach erweitert werden. Diese und ähnlich Übungen kannte ich also schon und es fiel mir nicht allzu schwer diese umzusetzen. Irgendwann im Laufe des Trainings kam ich nach einem Partnertausch zu einem sehr netten, Anfänger-Weißgurt. Dieser war zur Abwechslung mal kein Überraschungsei. Freudestrahlend begrüßte er mich mit den Worten "Oh, endlich mal jemand, der mir das richtig zeigen kann". Ich war kurzzeitig irritiert. Da hat aber jemand eine hohe Meinung von mir. Er war unsicher, wollte alles richtig machen und machte gleich mal den typischen Anfängerfehler - er preschte los und ich musste mich dementsprechend heftig zur Wehr setzen. Das soll jetzt in keinem Fall arrogant klingen, aber ich kenne das Problem zu gut von mir selber. Wenn ich vor einem höhergurtigen Partner stehe und etwas nicht so gut kann, bin ich früher oft auch vorgeprescht und habe versucht "es möglichst schnell hinter mich zu bringen". Ich musste aber lernen, dass es sinnvoller ist, etwas langsam anzugehen. Also stoppte ich den ehrgeizigen Weißgurt mit den Worten "So, und jetzt erarbeiten wir uns die Technik Stück für Stück und das bitte langsam". Das was dann kam, war auch für mich nicht einfach. Gegen meine eigene Unsicherheit musste ich ihm die Sicherheit geben, dass ich weiß, was ich tue und dass ich ihn in keinem Fall verletzten werde. Und das alles in einer Form, dass er nicht sein Gesicht verliert und langsam aber sicher Vertrauen zu seinem Können gewinnt. Der arrogante Erklärbär ist hier eindeutig fehl am Platz.
Es klappte ganz gut. Nach kurzer Zeit konnten wir die Geschwindigkeit erhöhen und es sah schon richtig gut aus. Torsten kam vorbei, nickte nur kurz und ging weiter zum nächsten Paar. Meinem Gegenüber machte die Übung, nachdem er denn wusste, was er da machte, richtig Spaß. Beim Abgrüßen bedankte er sich sogar für meine Geduld.
Mit solchen Situationen kann ich noch nicht so gut umgehen. Man erwartet nun von mir, dass ich gewisse Dinge ohne große Ansage hin bekomme. Meistens funktioniert das auch ganz gut. Manchmal muss ich mich einfach nur mal trauen und vor allem mir selbst vertrauen, dass ich es schaffe.
Solche Erlebnisse, wie mit dem netten Weißgurt geben mir auf jeden Fall etwas mehr Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten. Auf diese Weise ist mir mal wieder klar geworden, dass ich kein Weißgurt mehr bin.

Montag, 25. Juni 2012

Überraschungseier

Normalerweise ist die Gürtelfarbe des Gegners so eine Art Ampelschema des vorliegenden Gefahrenpotentials. Weiß und Gelb bedeuten hier "Achtung Anfänger".  Der Gegner kann die angesagte Übung wahrscheinlich nicht perfekt umsetzen und es kann zu unkontrollierten und unbewusst heftigen Schlägen und Tritten kommen. Also aufpassen, Ruhe befahren und geduldig unterstützend zur Seite stehen. Auf keinen Fall nachtragend sein, wenn es mal zu einem blauen Fleck kommt. Immer daran denken, dass man vor nicht allzu langer Zeit nicht anders war.
Bei allen folgenden Farben sollten die jeweiligen Träger mehr und mehr wissen, was sie tun.

Aber gerade unsere vermeintlichen Weißgurte sind immer mal wieder für eine Überraschung gut, denn in der letzten Zeit enttarnen sich in unserem Verein immer mal wieder Weißgurte als Überraschungsei. 
Einige haben in ihrer frühen Jugend schon Karate trainiert und fangen nun nach langer Zeit wieder an, als Weißgurt. Die fallen dann natürlich durch Anfänger untypische Leistungen auf (Sascha und Carsten).

Andere Ü-Eier sind da schwerer zu entlarven. Sie fallen "nur" durch gute Körperhaltung, durch trainierten Körperbau und durch zügiges Umsetzen auf, was ja erst mal nichts ungewöhnliches ist. Die erste Kata zeigt dann wieder ganz deutlich den Anfänger, da es am Anfang für die meisten sehr schwer ist, sich den Ablauf zu merken um die Kata alleine durch zu laufen. Kommt man dann aber während des Trainings in "ihre Welt", wenn z.B. SV angesagt ist, entlarvt sich das weißgurtige Ü-Ei auf einmal als 1. Dan im Ju Jutsu, der einen theoretisch gnadenlos fertig machen kann, weil er dir beim Thema SV absolut überlegen ist (André).
Im letzteren Fall war ich Gott sei Dank durch meine eigenen Exkurse in seine Welt vor gewarnt ;-) Abgesehen davon ist gerade er niemand, der einfach drauf haut und seine "Machtposition" ausnutzt.

Es lohnt sich also immer, genau hin zu sehen, was man da gerade vor sich hat, denn im nächsten Moment könnte der Weißgurt freundlich grinsend über dir stehen, während ich Blaugurt am Boden liege und noch darüber nachdenke, wie ich da gerade hingekommen bin ;-)

Freitag, 15. Juni 2012

Kyusho außerhalb des Kampfsports

Seit Herbst spiele ich ja in einer Freizeitmannschaft Basketball. Nach anfänglichem schweren Start habe ich mich so langsam an das Zwergengefühl gewöhnt, dass mich hin und wieder zwischen den ganzen Riesen beschleicht und auch meine Mitspieler fangen so langsam an, an mein Potenzial zu glauben...
Mir macht es einfach Spaß hin und her rennen zu können und ich merke, dass ich strategisch immer besser werde und auch technisch kleine Fortschritte mache. Außerdem kommen 2,5 - 3h Basketball am Stück deutlich meiner Kondition zu Gute.

Schon oft musste ich feststellen, dass Basketball eine deutlich gefährlichere Sportart ist als z.B. Karate. Eigentlich verletzt sich jedesmal irgendwer so, dass er zumindest zeitweise pausieren, oder das Training ganz abbrechen muss.

Heute konnte ich im Training zum ersten Mal ein Kyusho k.O. erleben (irgendwas zwischen 1. und 3. Grad, das müsste Michael beantworten).

Ein Mitspieler sprang um den Ball zu erwischen und schlug dabei versehentlich beim Landen einem anderen Mitspieler mit der Armaußenkante seitlich in den Nacken (fragt mich nicht welche Punkte das nun sind, aber wir haben sie öfter im Training schon gehabt).

Er strauchelte, ihm war schwindelig, er brach das Spiel ab und setzte sich an den Rand. Als wir wenige Minuten später mit unserem Spiel durch waren, saß er immer noch da und ich rang mit mir, ob ich jetzt etwas sagen und gar eine Reanimation versuchen sollte oder nicht (so genau konnte ich mich nämlich auch gar nicht mehr erinnern, wie das geht, und ich wollte mich ja auch nicht so Vodoo-Zauber-mäßig total lächerlich machen).
Aber er sah so fertig aus und alle wissen eh schon, dass ich Karate mache und er saß etwas abseits von den anderen, also sprach ich ihn an und fragte wo er denn genau getroffen worden war, erklärte ihm kurz, was ich vermutete und was helfen könnte und bot ihm an die Reanimation zu versuchen (mit dem Hinweis, dass er ohne vermutlich tierische Kopfschmerzen bekommen würde und wenn's nicht hilft, wir es auf jeden Fall nicht schlimmer machen würden).
Er gab zu bereits Kopfschmerzen zu haben also legte ich los.
Ich sagte ihm er müsse sich in den Schneidersitz setzen. Völlig natürlich überkreuzte er sogar entspannt die Arme. Dann begann ich den Nacken zu massieren, auf diesen Punkt am Rücken zu schlagen und im Bogen über den Rücken zu streichen (den Kringel am Kopf hatte ich leider vergessen).
Beim dritten (leichten) Schlag auf den Rücken merkte ich sogar dieses "wieder wach werden" von ihm, massierte den Nacken dann noch mal und sagte: "Naja, ein Versuch war es wert, mal sehen ob's was bringt!"
Aber er versicherte mir, dass die Kopfschmerzen schon jetzt deutlich besser wären (und ich habe nicht so doll auf den Rücken geschlagen, dass er mir alles erzählt hätte, nur damit ich aufhöre :-) ).

Ich muss ja sagen, dass ich mich freue mich getraut zu haben, und dass es scheinbar geholfen hat, obwohl meine Technik nicht perfekt war.
Wir müssen die Reanimation wohl noch mal mehr üben...

Auf jeden Fall ist das Thema nach wie vor spannend und irgendwie auch beeindruckend!


Sonntag, 27. Mai 2012

Geschafft!

Gestern war für mich der große Tag. Es war mal wieder Pfingstlehrgang in Hildesheim und das war von langer Hand geplant mein Prüfungstermin zum Braungurt.
Ähnlich wie letztes Jahr machten wir uns mit dem Vereinsbus nach Hildesheim auf. Diesmal waren wir 3 Prüflinge zum 6. Kyu, 4 Prüflinge zum 3. Kyu, 1 Prüfling zum 2. Kyu. Zusätzlich, aber im separaten Wagen fuhren die Dan-Prüflinge (1x 1.Dan und 2x 2.Dan) - ich hoffe, ich habe keinen vergessen... Auf jeden Fall waren wir so viele Prüflinge wie schon ewig nicht mehr.

Nach der ersten Trainingseinheit hatten wir Kyu-Prüflinge Mittagspause, danach begann um 13.00h die Prüfung. Mein Prüfer, der alle Prüfungen zum 3.Kyu abnahm war wirklich super und versuchte mit aufmunternden Worten zu Beginn allen die Aufregung zu nehmen.
Meine Grundschule klappte erwartungsgemäß gut. Etwas geschockt war ich, als tatsächlich jeder seine Kata allein laufen musste - mit der Kata stand ich bis zu letzt mal wieder auf Kriegsfuß und ich hatte mich im Vorfeld damit beruhigt, dass ich die Kata eben gemeinsam mit anderen laufen würde. Jeder Prüfling musste nicht nur die Tekki Shodan laufen, sondern auch noch eine zweite. Und welche von allen Heian Katas bekam ich - übrigens als einzige von acht Prüflingen? - Die "Windmühlenkata" in Fachkreisen auch Heian Godan genannt. Die einzige Heian Kata, die ich überhaupt nicht leiden kann, bei der ich immer wieder Techniken vergesse und bei der ich einfach nicht den Rhytmus spüre.
Ich war mir sicher, ich musste mich verhört haben und fragte zur Sicherheit noch mal nach. Nach dem Prinzip "Augen-zu-und-durch" versuchte ich die Kata einfach Laufen zu lassen und gar nicht erst über einzelne Techniken nachzudenken. Erstaunlicherweise klappte das ganz gut.

Eine Schrecksekunde gab's noch mal zum Ende der Prüfung, als wir aus irgendeinem Grund statt der Partnerübung zum Freikampf Randori machen sollten.Meine Kumite-Partnerin - Sophia - von der ich heute immer noch ganz begeistert bin, flüsterte mir zu: "Was machen die denn da?" als das erste Paar loslegen sollte, "das habe ich noch nie gemacht, das kann ich nicht". Zum Glück waren wir das letzte von vier Paaren, so dass ich die 2-3 Minuten intensiv nutzte um sie flüsternd zu coachen und einen Plan auszuhecken. "Du musst einfach so ein bißchen rumhüpfen. Im Grunde wechselt man sich so grob mit dem Angriff ab. Man versucht abzuwehren und zu kontern. Wir müssen einfach eine richtig gute Show abliefern. Lass uns einfach Gas geben und ein paar Kiais zwischendurch machen!"
Gleichzeitig fürchtete ich, dass sie mich verprügeln würde, wenn ich sie zu sehr anstachelte (denn obwohl erst 13, ist sie richtig gut).
Und los ging's. Sie machte das super, so dass wir richtig Freikampf machen konnten. Wir waren beide kontrolliert, aber keine musste sich groß zurückhalten. Ich konnte es von außen ja nicht sehen, aber es fühlte sich gut an und der Prüfer war sehr zufrieden. Einfach nur cool!

Als wir dann endlich nach bestandener Prüfung unsere braunen Gürtel von Michael überreicht bekamen, muss ich schon sagen, dass das ein besonderer Moment war.
Klar bei allen anderen Gürteln vorher hat man sich auch gefreut, dass sich die Farbe ändert aber Braun... Leute mit Braungurt sind schließlich fast Schwarzgurt und das ist schon cool!
Als ich ihn mir zum ersten Mal umband und an mir runterschaute konnte ich es gar nicht fassen, dass ich das geschafft habe. Wochenlang hatte ich gezweifelt, ob ich überhaupt antreten würde, so dass ich noch nicht mal im Blog etwas davon schreiben wollte.
Merkwürdigerweise war ich die einzige in meinem ganzen Bekanntenkreis, die nicht wirklich daran glauben konnte, denn ich hatte bereits die ersten Glückwünsche auf meinem Handy, bevor ich das Prüfungsergebnis bekannt gegeben hatte - danke Maik :-).
Und jetzt? Jetzt bin ich ein "Fast-Schwarzgurt", quasi der Weltherrschaft ein ganzes Stück näher. Von der nächsten Prüfung will ich erst mal nichts wissen (kann sich in ein paar Wochen ja schnell ändern), sondern will wieder ein bisschen mehr SV und Kobudo machen. Michael plant schon, in welchem Jahr ich denn unter welchen Vorraussetzungen meinen ersten Dan machen könnte, dabei ist mir das wirklich noch ganz schön weit weg. Dafür müsste ich erst mal ordentlich Randori lernen und das allein wird schon Jahre dauern.
Aber das ist für heute egal. Für heute bleibe ich auf Wolke Sieben, hole alle paar Stunden meinen Braungurt aus meiner Sporttasche, nur um zu sehen, ob er noch da ist und warte, dass der Muskelkater besser wird.
Und morgen kann ich dann wieder auf den Teppich kommen :-)

Ich gratuliere allen anderen Kyu-Prüflingen, die mit mir die Prüfung bestanden haben und natürlich auch unseren Dan-Prüflingen von denen ich mittlerweile per Buschtrommel gehört habe, dass auch sie alle bestanden haben!



Mittwoch, 23. Mai 2012

Am Ende der Kräfte?

Montagstraining nach einer Woche mit zwei statt drei Trainingseinheiten, langes Wochenende. Es ist warm, nein, es ist drückend heiß. Die Fußballer vor uns haben ihre Duftmarken hinterlassen. Freude über bekannte Gesichter und seltene Gäste. Schnell die Mannschaften fürs Aufwärm-Basketball wählen. Nach dem Spiel läuft der Schweiß bereits in Strömen. Kaum Zeit zum Verschnaufen.
Torsten ist gut gelaunt, d.h. in Boot-Camp-Stimmung. Eine Bahn folgt der anderen, anstatt Yame zehn Liegestützen, gefolgt von dreißig Sit-Ups. Wieder vernünftig aufstellen. Bloß nicht anmerken lassen, dass mein Magen schon rebelliert. Darüber freuen, dass die Tür hinter mir auf ist und hin und wieder ein Hauch frische Luft in die Halle weht. Darauf hoffen, dass der Trainer neben mir nicht auf die Idee kommt, die Tür zu schließen. Weiter Bahnen laufen. Mehrfach-Techniken, wild gewürfelt, anspruchsvolle Kombinationen, die man sich erst mal merken muss. Aber wir machen das ja nicht das erste Mal. Torsten sieht alles. Tief stehen, nicht so verkrampft. Mein Körper streikt. Ich wage es die vier verbotenen Wörter auszusprechen: Ich kann nicht mehr! Torsten schreit mich an. Hier wird nicht aufgegeben! Natürlich kannst du noch.
Zusammen reißen. Weiter gehts. Statt Yame wieder zehn Liegestützen, gefolgt von dreißig Sit-Ups. Arme und Beine sind wie Gummi, ich reiße mich zusammen um nicht brechen zu müssen. Literweise rinnt der Schweiß, ich habe aufgegeben ihn abzuwischen. Ich kämpfe weiter, obwohl ich schon lange nicht mehr kann. Versuche immer wieder das Knie über den Obi zu bekommen, obwohl ich am Ende meiner Kräfte bin. Noch vor ein paar Tagen mit Torsten diskutiert, dass ich noch so vieles erreichen möchte. Stolz gewesen, dass er gewillt ist, mich bis zum Dan zu begleiten. Alles aus mir raus zu holen, gemeinsam an meinen Fehlern und Problemen zu arbeiten. Die Erkenntnis gewonnen, dass es mir egal sein muss, was andere in meiner Gurtstufe machen. Beschlossen, mich nur noch um mich selber zu kümmern. Mordgedanken, Hassgefühle, in meinem Kopfkino erschlage ich meinen Trainer gerade mit einem Hanbo. Schäme mich für meine Gedanken. Ich habe es ja nicht anders gewollt.
Mein Körper streikt, nichts geht mehr, meine Lunge brennt, ich hab das Gefühl zu ersticken, noch eine Bahn und ich muss brechen. Während meine Augen den kürzesten Weg auf die Wiese suchen - Yame. Ungläubig grüße ich ab. Versuche wieder Luft zu bekommen, meinen Magen davon zu überzeugen, dass das Abendessen drin bleibt.

Es folgt Bunkai für die Prüflinge. Stelle mich bereitwillig Sandra zur Verfügung. Stelle fest, dass ich schon wieder alles verlernt habe, was mir André beigebracht hat, fange den Fall mit dem linken Handgelenk ab. Sandra verzieht das Gesicht. Kurzer Check, Handgelenk voll beweglich, nichts kaputt. Weiter gehts. Sandra vermeidet im weiteren Verlauf mich noch einmal fallen zu lassen. Nach der Bunkai hoffe ich auf ein schnelles Abgrüßen. Torsten hat andere Pläne. Tiefer Kiba-Dachi und Zukis schlagen. Jeder in der Reihe muss fünf abzählen. Ich verfluche jeden, der zum Training gekommen ist. Immer wieder ermahnt er uns, tief zu stehen. Die Oberschenkel brennen. Ich schaff das, bloß jetzt nicht aufgeben. Endlich hat auch die Letzte ihre fünf Zukis gezählt. Yame. Nur mit großer Anstrengung kann ich mich wieder hinstellen. Abgrüßen, Stunde beendet.
Enttäuschende Erkenntnis, das meine körperliche Grenze erreicht ist. Es ging nichts mehr. Ist das das Ende? Schon bei meiner letzten Prüfung bin ich konditionell an meine Grenze gestoßen. Die Gangart wird immer härter werden. Außerdem gilt es noch diverse Altlasten auszumerzen und neue Techniken zu lernen. Voller Selbstzweifel verlasse ich die Halle. Die Enttäuschung ist riesengroß. Muss ich jetzt aufgeben? Habe ich den Punkt erreicht, von dem der Holzmichel immer gesprochen hat. Er hat immer gesagt, dass sich zwischen den beiden Blaugurtprüfungen entscheidet, ob es weiter geht oder nicht. Noch einen Tag vorher dachte ich, ich schaffe das. Ich bin schon das Kumite meiner nächsten Prüfung gelaufen, die Partnerübung zum Freikampf und kenne grob den Ablauf der Heian Godan. Ich dachte, den Rest schaffe ich auch noch. Der Spiegel und ich sollen auch in Zukunft Freunde bleiben.

Trotz angekratztem Selbstbewusstsein und merklicher körperlicher Schwäche am Dienstag zum Training geschleppt. Wieder die guten Vorsätze ins Gewissen gerufen, mich nicht um die Anderen zu kümmern und versucht sie zu ignorieren. Partnertraining wurde angesagt. Als ich sah, dass Peter frei stand, kurz Pro und Contra abgewägt und dann zu ihm gestellt und gefragt, ob ich mit ihm trainieren darf. Er war einverstanden. Ich hätte mein Training einfacher gestalten können, aber ich habe mich fürs Lernen entschieden. Peter kritisiert seit einigen Wochen offen meine Technik. Ich habe signalisiert, dass ich diese Kritik sehr ernst nehme und daran arbeiten möchte. So stehe ich vor ihm. Er ist geduldig. Lässt es mich immer wieder versuchen, obwohl er selber vor einer wichtigen Prüfung steht. Versuche alles aufzunehmen, was er mir sagt. Versuche alles umzusetzen. Ich will ihn nicht enttäuschen. Es ist schwer, Dinge zu ändern, die schon fest im Gehirn verankert sind. Zieh die Hikite-Faust vernünftig zurück. Der Ellenbogen soll dabei nicht sichtbar sein. Steh vernünftig. Kime. Der Fuß beim Ushiro-Geri muss senkrecht stehen, nicht schief. Zieh das Knie hoch. Verwende die Hüfte beim Gyaku-Zuki. Ich will ihm und meinem Trainer zeigen, wie ernst es mir ist und dass ich mich über jede Kritik und jeden Verbesserungsvorschlag freue. Ich möchte meinem Gurt gerecht werden. Ich möchte kein Dödel-Dan werden. Hart gekämpft gegen mich, die Hitze, die vorhandenen Schmerzen. Wieder in die Reihe stellen, Grundschultraining. Überwiegend Tritttechniken, die mir ohnehin schwer fallen. Wieder bis an den Rand der Erschöpfung gekämpft. Immer wieder die Handzeichen von Peter gesehen, auf meine Hikite-Hand zu achten. Bewusstes zurück ziehen der Hikite-Hand. Torsten ermahnt mich, locker zu bleiben. Zwischendurch Liegestützen. Wieder vollkommen fertig aus der Halle gewankt.

Am Tag danach hält sich der Muskelkater erstaunlicherweise in Grenzen. Die Knochen schmerzen, einige Gelenke brauchen eine Pause, ich kann wieder durch atmen. Blasen an den Füßen durch den ganzen Dreck in der Halle. Das Ego immer noch angekratzt, kann sich nun einen Tag erholen bevor es Donnerstag weiter geht.

Ein Blogeintrag für Torsten

Seit Wochen versucht uns unser Trainer Torsten so sehr im Training zu quälen, dass wir endlich mal einen bösen Blogeintrag über sein Training verfassen.
Wir werden gescheucht, tiefer und tiefer zu stehen, höher und höher zu treten, müssen nach jeder Bahn Liegestütz und Situps machen (letzten Montag waren es ca. 100 Liegestütz und 500 Situps, vielleicht sogar mehr - aber natürlich nicht am Stück). Der Schweiß fließt in Strömen, alle geben ihr Bestes und sind doch kurz vorm Zusammenklappen. Beschwert sich jemand, oder wird gemurrt, heißt es neben den obligatorischen 10-15 Liegestütz "schreibt mir einen Blogeintrag" - Und trotzdem - seit Wochen haben wir nichts geschrieben.

Das liegt daran, dass ich gar nicht soooo unglücklich über das Training bin, im Gegenteil:
Ich will coole Grundschulkombinationstechniken
Ich will meinen Kopf anstrengen
Ich will spüren, wie meine Techniken wie von selbst "laufen"
Ich will Situps
Ich will Liegestütz
Ich will an meine Grenzen kommen
Ich will Spaß
Ich will Feedback
Ich will besser werden
Ich will nach dem Training k.O. sein

All das habe ich im Montagstraining. Deshalb ist dieser Beitrag für dich, Torsten :-) - aber bitte: werde nicht noch fieser, denk dran, du hast dein Ziel erreicht... ;-)



Donnerstag, 29. März 2012

Kein Training

Es sind noch nicht mal vier Tage der 17 trainingsfreien Tage der Osterferien rum und schon bin ich genervt. Früher hat mir das nicht viel ausgemacht, aber je turbulenter wohl eine Zeit für mich ist, desto mehr sehne ich mich nach dem Training.

Ich bin kein besonders gelassener Mensch. Ich mache mir immer viele Gedanken um alle möglichen Leute, um meine Arbeit und alles was ich erlebe. Läuft etwas gut, schwebe ich auf Wolke 7, läuft etwas nicht so gut, bin ich wütend, nervös, ängstlich, aufgeregt, je nachdem was grad so passiert ist.
So hat jeder Tag für mich seine "Ups and Downs", insbesondere mein Beruf - den ich sehr liebe - sorgt quasi jeden Tag für diese Berg- und Talfahrten. Besonders stressig daran ist der Wechsel zwischen beiden Ebenen, insbesondere in der absteigenden Richtung :-).
Ich weiß inzwischen, wie ich tagsüber die Talfahrten für mich etwas leichter bewältigen kann. Ich lenke mich ab und ich habe tolle Kollegen, die mir in den richtigen Momenten ihre Unterstützung geben.
Trotzdem bleiben am Ende eines solchen Tages die Kernereignisse unterlegt mit dem undefinierbaren Cocktail der ganzen Gefühle, die man so während des Tages durchgemacht hat, wie ein Echo zurück. Je nach den Zutaten des Cocktails bleibt meine Stimmung irgendwo auf der Sinuskurve der Berg- und Talfahrt hängen, obwohl sich die einzelnen Situationen vielleicht schon längst geklärt haben.

Wenn ich dann zum Training gehe, wirkt das wie ein die Luft reinigendes Sommergewitter. Der Cocktail löst sich auf, ebenso wie die Ereignisflut, die ich noch im Kopf habe. Ich finde meine "Nulllinie", meine innere Balance wieder und zwar völlig ohne mein Zutun, es passiert einfach ganz automatisch beim Training.

Jetzt ist kein Training. Das fiel mir heute Vormittag auf, als ich ungewohnt empfindlich und unausgeglichen war. Jetzt hoffe ich, dass das Sommergewitter sich nicht zu einem Unwetter auftürmt, das irgendwann einfach lostobt. Sollte ich vielleicht meine Mitmenschen warnen? ;-)

Dienstag, 27. März 2012

Höhenflüge

Ich kann bevor ich zum Training fahre noch so geschafft sein, sobald ich meine Tasche packe, packt mich die Vorfreude. Auf dem Weg zur Halle drehe ich im Radio noch mal richtig die Musik auf. Die Schritte zwischen Parkplatz und Halle erscheinen mir immer endlos. Beim Betreten des Gebäudes atme ich den modrigen Geruch unserer zugegebenermaßen ziemlich heruntergekommenen Turnhalle ein. Doch das jahrelange Training hat mich wohl schon konditioniert, denn der Geruch lässt mein Herz hüpfen und mein Magen kribbelt aufgeregt. Gleich geht's los!
In Windeseile ziehe ich mich um und freue mich auf die anderen Karatekas.

Mit etwas Glück kann ich mich beim Basketball schon ein wenig austoben. Mit etwas mehr Glück hat der Trainer danach ein Programm, was mir liegt. Mit noch etwas mehr Glück kann ich das Partnertraining mit meinem Lieblingsbraungurt machen.
  
Im letzten Training hatte ich viel Glück :-) !
Nach einem ausgeglichenen Basketballspiel hieß es: Holt eure Faustschützer und noch bevor die erste Technik angesagt war, begann mein Trainingspartner schon mich anzustacheln indem er die ersten Schläge andeutete.

Dann ging's los mit Gjaku-Zuki, das macht besonders viel Spaß, weil man da richtig zuschlagen kann. Mein Partner und ich haben es inzwischen ziemlich gut raus, wie stark wir zuschlagen können, so dass das Gegenüber geradeso stehen bleibt, auch wenn's manchmal schon grenzwertig ist. Naja, ausgeknockt wurde noch keiner, und zu Boden geht selten jemand ;-)
Selbst wenn ich bei jedem Schlag etwas zurücktaumele, mir die Luft wegbleibt und mir der "Wums" durch den ganzen Körper geht, habe ich das Erfolgserlebnis im richtigen Moment meine Bauchmuskeln angespannt zu haben und stehengeblieben zu sein.
Und danach bin ich ja dran. Sitzt mein Schlag gut, höre ich das am Geräusch, das mein Faustschützer auf dem Körper verursacht und sehe das am Gesicht meines Gegenübers.
Wir stacheln uns gegenseitig an und schlagen abwechselnd, immer stärker, meistens bis ich irgendwann lachen muss, oder einer von uns abbricht und durchatmen muss. Es klingt bescheuert, aber das Partnertraining macht mir einfach Spaß. Allerdings bin ich ehrlich gesagt ganz froh, dass ich mir nicht selbst beim Training zusehen kann.

Nach den Gjaku-Zukis zum Warmwerden machten wir noch ein paar andere Kombinationstechniken mit dem Partner wie Uraken und dann Gjaku-Zuki und dann in Kombination mit Fußtechniken. Da kann ich noch nicht so viel Kraft in die Technik legen, denn je komplizierter es wird, desto eher kann auch mal was daneben gehen und da ist so ein heftiger Schlag ganz schnell nicht mehr so lustig.
Trotzdem tasteten wir uns langsam an die Grenze heran, ab der es nicht mehr kontrolliert geht. Und alberten jede Menge dabei rum.

Anschließend liefen wir  noch ein paar Kombinationstechniken mit Kiai, da konnte ich noch mal alles geben. Mittlerweile hatte ich mich schon so ausgetobt, dass ich es gar nicht mehr nötig hatte den Ärger der Woche rauszulassen. Ich war schon weit vom Alltag entfernt und dachte wenn überhaupt nur noch an meine Techniken. Die Halle war recht voll und es macht mir immer besonders Spaß, wenn alle gleichzeitig Kiais machen.
Offensichtlich sieht Michael das genauso, denn zum Abschluss machten wir im Kiba-Datchi noch diverse Zukis jedesmal mit Kiai. Ich konzentrierte mich auf einen tiefen Stand und darauf, die Technik bis zum Ende kraftvoll zu machen, auch wenn nicht mehr allzuviel Kraft übrig war.

Viel zu schnell war das Training zu Ende. Völlig geschafft und durchgeschwitzt verabschiedete ich mich lachend von den anderen Karatekas. Meine Bauchmuskeln meldeten zwar vom Partnertraining noch Erholungsbedarf, aber ich schwankte zufrieden und glücklich in die Umkleidekabine.

Was mache ich denn jetzt drei Wochen lang in den Osterferien ohne Training?

Dienstag, 20. März 2012

Kritikfähigkeit

Was ich besonders an meinen Trainingskollegen schätze ist, wenn sie gnadenlos ehrlich sind. Das habe ich dem einen oder anderen auch schon gesagt.

Ich merke immer wieder, wie wichtig es ist, kritikfähig zu sein und zu bleiben. Manchmal sind es nur ganz leise Kommentare von anderen Karatekas, die in mir den Ehrgeiz auslösen an mir zu arbeiten. Auch wenn es erst mal ernüchternd ist, wenn man kritisiert wird, macht es mich doch stolz, dass jemand anderes von mir denkt, ich hätte das Potential, um die Kritik sinnvoll umzusetzen.  
Obwohl auch mich manchmal der Höhenflug packt, versuche ich mir immer wieder klar zu machen, dass ich immer noch Tausende von Fehlern mache, die alle ausgemerzt werden müssen. Das setzt aber voraus, dass mich mal jemand darauf hinweist, was ich so alles falsch mache. Man selber sieht es einfach nicht und die anderen wirken da wie ein Spiegel. Man steht falsch, der Winkel ist verkehrt, man steht zu breit, zu eng, zu hoch.

Wenn wir z.B. SV trainieren, ist es fatal, wenn eine Technik falsch angewendet wird. Dieses Training soll uns im schlimmsten Fall dabei helfen, uns gegen einen richtigen Gegner effektiv zur Wehr zu setzen. Deshalb ist es wichtig, dass man gewissenhaft an seiner Technik arbeitet. Ich nehme mir dafür gerne einen höhergurtigen Gegner und auch gerne einen Mann, der größer und stärker als ich selber ist und an dem ich mir die Zähne aus beißen kann.
Gestern z.B. hatten wir wieder Mattentraining. Ich trainierte zuerst mit Braungurt Sebastian Christopher. Da er zwar groß aber sehr leicht ist, klappte das meiste relativ gut. Dann musste ich den Partner wechseln und stand vor Peter. Der ist größer als ich, kräftiger und etwas schwerer. Und erst mal klappte die Technik gar nicht. Ich verfiel wieder in mein altes Schema und versuchte mit Kraft meinen Gegner auf den Boden zu bringen. Peter hielt dagegen. Der Frustfaktor stieg, denn es ging phasenweise gar nichts mehr. Aber er erklärte mir auch, wo mein Fehler lag und ließ mir Raum, es weiter zu probieren. Obwohl ich ständig Angst hatte, ihn zu verletzen, weil ich zu grob war, gelang es mir, ihn ein paar Mal auf die Matte zu befördern. Dann kam Torsten dazu und erklärte mir noch ein paar Frauen-Spezial-Techniken, also Techniken, die man anwenden kann, wenn man von einem großen, starken Gegner gepackt wird und die über das übliche "in die Kronjuwelen treten" hinaus gehen. Auch dies konnte ich an Peter üben. Ich fand es toll, dass er sich mit mir kleinem Grüngurt Blaugurt abgegeben hat und mir die Chance gegeben hat, etwas zu lernen. Das geht aber nur, wenn man die Kritik auch annimmt (auch wenn es schwer fällt) und bereit ist, diese so gut es geht umzusetzen.

Je früher man anfängt, sich der Kritik zu stellen, desto effektiver kann man an sich arbeiten und erlebt nicht bei der Oberstufenprüfung das böse Erwachen.

Montag, 19. März 2012

Unser Mann erfolgreich am Start

Unser "Flummi" Mathias hat es allen gezeigt und sich einen souveränen 2. Platz beim Nordheimer Stadtpokalturnier in der Disziplin Kata Einzel erkämpft. Die Vorrunde gewann er klar mit der Kata Gojushiho Sho und sicherte sich damit einen Platz im Finale. Im Finale reichte es, laut der Kampfrichter, mit der Kata Unsu leider nicht ganz. Aber ein 2. Platz ist ein riesiger Erfolg, auch wenn man bedenkt, dass dies erst sein zweites Turnier war.

Wer Mathias im Training schon mal beobachtet hat, wenn er seine Katas läuft, weiß, wie er die Halle rockt.

Wir sind mächtig stolz auf dich, Mathias und drücken dir für deinen nächsten Auftritt die Daumen. Am Supportteam mit ohne Puscheln arbeiten wir noch!

Quelle: Wolfenbüttler Schaufenster vom 18.03.2012

Dienstag, 13. März 2012

"Was als nächstes kommt sind Schmerzen!"

(Freundlicher Hinweis von Sascha an seinen Trainingspartner Michael beim Trainieren einer Bunkai-Technik)

:-D

Freitag, 2. März 2012

Ausprobieren

"Nehmt euch einen Partner und probiert das einfach mal aus", sagt Torsten beim Training eigentlich regelmäßig. Die Aufgaben sind unterschiedlich. Bunkai, Angriff, Abwehr usw. Bislang stand ich nach so einer Ansage immer etwas unbeholfen da und wusste nicht, was zu tun ist. Ausprobieren? Was soll ich denn ausprobieren? Ich kann doch gar nichts. Wenn man einen Oberstufenpartner erwischt hat man Glück. Dann steht man wenigstens nicht weiterhin dumm rum, sondern der Andere sagt, was gemacht wird. Hat nichts mit eigenem Ausprobieren zu tun, aber man macht wenigstens irgendwas und fällt nicht negativ auf.
Gestern war es irgendwie anders. Mit meinem Trainingspartner Ronny übte ich erst das Kumite zum 5. Kyu, dann das zum 6. Kyu. Dann meinte Torsten zu mir, wir müssten ja jetzt mal langsam mit Oberstufenkumite anfangen, da meine Prüfung ja quasi schon fast vorbei ist (sind nur noch 2,5 Wochen, aber na ja). Das Oberstufenkumite unterscheidet sich vom Unter- und Mittelstufenkumite in der Weise, dass nur die Angriffe vorgegeben sind, die Abwehr ist frei. Also hieß es Ausprobieren. Nur dieses Mal wussten wir irgendwie genau, was zu tun ist. Wir griffen abwechselnd an und probierten einige Abwehrtechniken. Das klappte ganz gut. Und hat auch richtig Spaß gemacht. Nebenbei haben wir auch noch gelernt, dass man mit einigen Techniken theoretisch Knochen brechen kann. Wir wehrten einen Mawashi-geri zum Kopf mit einem Doppelblock ab, vergaßen dabei aber irgendwie, dass man auch mal aus der Trittlinie verschwinden sollte. Also prallte Unterarm mit Wucht gegen Schienbein. Ziemlich Aua. Und definitiv Potential zum Knochen brechen. Interessante Erkenntnis. So nah, war diese Erfahrung noch nie. Gott sei Dank ist alles heile geblieben, aber wir haben daraus gelernt: Lernen, die eigene Kraft besser einzuschätzen und sich vorsichtig an alles ran tasten. Denn wer will schon wegen eines gebrochenen Beins mehrere Wochen nicht trainieren können :-(

Donnerstag, 23. Februar 2012

Spiel, Spaß, Spannung - und Schokolade!

Naja, ihr könnt es euch schon denken, die Überschrift entspricht nicht ganz der Wahrheit. Aber der Reihe nach:
Heute bin ich einigermaßen leidenschaftslos zum Training getrottet. Ich freute mich zwar darauf, aber war nicht übermäßig ehrgeizig, hatte keine Aggressionen abzubauen (die hatte ich schon verarbeitet, indem ich einem Kollegen verbal gezeigt hatte, wo der Zuki hingehört - natürlich hatte er's verdient ;-) ) und auch keine besonderen Erwartungen an das Training.

Donnerstags nehme ich ja an zwei Einheiten teil: Einmal Kyusho mit SV und dann das normale Training. Beim Kyusho waren wir nur zu viert. Je weniger Leute da sind, desto intensiver ist das Training natürlich und so machte es heute besonders viel Spaß ganz akribisch und genau an unseren Handhebeltechniken zu feilen.
Beim anschließenden Aufwärm-Basketball-Spielen für die zweite Einheit ging es dann zwar etwas rabiater zu als sonst, aber wir hatten trotzdem Spaß wie immer.

Dann hieß es "Kumite" und ich dachte schon "Oh nein!" - meine letzten Kumite und Randori-Erfahrungen waren ja nicht so prickelnd. Aber es war gar nicht so schlimm. Wir begannen nämlich mit dem Weißgurt-Kumite und steigerten uns dann nach regelmäßigem Partnerwechsel weiter und machten zwischendurch wir unsere Späße.
Als ich (da wir eine ungerade Anzahl waren) ohne Partner da stand, bekam ich sogar Feedback + Grobschliff meiner Kata - von Feinschliff kann wohl noch nicht die Rede sein. Bis ich damit selbst zufrieden bin, dauert es wohl noch etwas, aber auf jeden Fall ist sie jetzt schon besser als vorher.
Zum Schluss konnte ich noch meine Partnerübung zum Freikampf üben. Beides war wichtig und ich fühle mich meiner nächsten Prüfung doch wieder ein Stück näher.

Bei den abschließenden Partner-Abhärtungs-und-Entspannungs-Übungen hielt ich einen Plausch mit unserem Trainer Michael, der grad mein Partner war - was nicht heißen soll, dass die Abhärtungstechniken nicht hart und die Entspannungs-Muskelübungen nicht ernsthaft durchgeführt wurden - echte Karateka und Frauen sowieso können nämlich mehrere Sachen gleichzeitig ;-).

Alles in allem ein tolles Training, mit Spiel, Spaß und Action, zwar ohne Schokolade, aber dafür mit Lernerfolgen und mit dem zufriedenen Gefühl der Schwere, welches einen nach einem solchen Training erfasst.
Wer braucht da schon Schokolade?

Dienstag, 21. Februar 2012

Keine Samthandschuhe!!!

Ich gehe zum Training, weil ich gefordert werden möchte und mich richtig auspowern möchte. Manchmal ist es in der Vergangenheit aber auch passiert, dass ich noch nicht mal geschwitzt habe. Darüber ärgere ich mich dann, weil mein Anspruch an dieses Training nicht erfüllt werden konnte. Meine erste Konsequenz war, in eine andere Trainingsgruppe zu wechseln, denn wenn ich nicht mal ins schwitzen komme, kann ich auch zu Hause bleiben. Aber wenn ich dann in dieser anderen Trainingsgruppe eine Sonderbehandlung bekomme, nur weil ich in der Mittelstufe bin und nicht in der Oberstufe weiß ich auch nicht mehr, was ich machen soll.
Ich hasse es generell, wenn ich eine Sonderbehandlung bekomme.
  • Mir ist klar, dass ich beim Randori oder bei der SV mal aus Versehen dahin getreten oder geschlagen werde, wo normalerweise ein Fremder nichts zu suchen hat und auf der Straße für die Aktion eine saftige Ohrfeige kassieren würde. Im Training kann ich damit leben. Einfach weiter machen und nicht rum weinen. Ich bin kein Püppchen und nicht aus Zucker. Solange ich nicht bewusstlos auf dem Boden liege ist alle OK. Hämatome gehen auch wieder weg. Im Moment ist es eh zu kalt, um im kurzen Shirt rum zu rennen ;-)
  • Ich gehe nicht zum Oberstufentraining, um Unterstufengrundschule zu Laufen (Ausnahme: Es wird gnadenlos kritisiert und optimiert). Ich gehe dort aus freien Stücken und aus eigenem Antrieb hin und bin mir darüber im Klaren, dass das Training hart sein wird und ich im schlimmsten Fall auf allen Vieren zum Auto krieche. Mir ist auch klar, dass ich mit einigen Dingen vielleicht überfordert sein werde. Aber an Herausforderungen wächst man!
  • Wenn ich eine Technik nicht hin bekomme, weil ich mich doof anstelle, packt mich meistens der Ehrgeiz und ich übe so lange, bis es klappt. Ich werde stinkwütend, wenn mir dann eine vereinfachte Variante angeboten wird. NEIN! Ich will das genau so schaffen! 
  • Es gibt Dinge, die ich einfach nicht hin bekomme. So, wie es aussieht, werde ich niemals mit jemandem (ausgenommen Sandra) Bodenkampf trainieren können ohne Panik zu bekommen und fluchtartig die Halle zu verlassen. Das ist leider so und ich komme dagegen nicht an. Ich werde irgendwann die Konsequenzen ziehen und etwas beenden müssen, was eigentlich Spaß macht und mir hilft, das richtige Maß an Anspannung, Entspannung und Kraft zu finden. Der netteste und fürsorglichste Trainer wird das nicht verhindern können.

Japanische Begriffe

Karate hat seinen Ursprung im Japanischen. Dementsprechend haben die Techniken und auch das ganze Drumherum japanische Begriffe.
Nun beschränken sich meine Japanisch-Kenntnisse aber nur auf die Dinge, die ich sehr oft höre (Begrüßung, Verabschiedung, Zahlen bis 10, Namen der Katas, gängige Grundschul-Techniken). Oft verlasse ich mich aber auch darauf, was gezeigt wird, ohne genau auf den Namen zu achten. Das führt dann dazu, dass ich mit einer Ansage nichts anfangen kann und gar nicht weiß, was ich jetzt zeigen soll. Ziemlich peinlich, wenn man der Unterstufe entwachsen ist.
Demnächst ist mal wieder eine Prüfung angesagt. Prinzipiell weiß ich, was von mir verlangt wird. Nur weiß ich nicht genau wann, weil ich einige Techniken nicht mit dem dazu gehörigen Begriff in Verbindung bringen kann. Genau das habe ich beim Training gestern zu Torsten gesagt, als er mich fragte, was ich für die Prüfung üben möchte. Gesagt getan, die anderem hielten sich bewusst zurück, Torsten sagte die Technik an und ich legte los. Bei zwei Techniken (Soto-Ude-Uke / Gyaku-Mae-Empi bzw. Shuto-Uke / ZK Gyaku-Shuto-Uchi Jodan) wusste ich beim 2. Teil gar nicht, was er von mir wollte, bei einer (Yoko-Geri Keage übersetzen / Yoko-Geri Kekomi Drehung) war mir nur der Ablauf nicht ganz klar. Ich versuche mir das nun einzuprägen, damit ich in der Prüfung nicht da stehe und nicht weiß, was ich zu zeigen habe.
Ich weiß, die Übung und die Erfahrung macht es. Mein Problem ist aber, dass ich mehr auf das gezeigte achte und den Namen gleich wieder vergesse. Ich muss mich also in Zukunft wohl bewusst zwingen, auch den Namen der Technik in dem Ding über meinem Hals abzuspeichern. Nicht, dass ich auf meine alten Tage wieder anfangen muss Vokabeln zu pauken ;-)
Also meine lieben Trainer. So ein kleiner Test zwischendurch (Technik vorgeben, machen lassen), wäre für mich vielleicht gar nicht so schlecht. @Torsten: Aber ohne Sanktion/Liegestützen bei falscher Antwort ;-)


Freitag, 17. Februar 2012

Karate und keine Lust zu kämpfen?

Bis vor kurzem dachte ich: "Juhuu, ich bin 4. Kyu, ich kann alles!" Der nächste Gürtel war gefühlt in greifbarer Nähe, nur noch ein bisschen Training und ich würde als Braungurt rumlaufen und dann wäre es nur noch ein winziger Schritt (und von mir geschätzte vier Jahre) bis zum Schwarzgurt.
Weit gefehlt. Aktuell sehe ich mich mit scheinbar unüberbrückbaren Problemen konfrontiert. Und zwar an einer Stelle, an der ich nie damit gerechnet hätte: Ich kann mein Kumite nicht. Ich hab keine Lust auf Kumite. Ich will mich nicht prügeln.

Bisher war das Kumite für mich in jeder Prüfung das Leichteste. Alles war vorgeschrieben. Oft hatte ich bei der Prüfung einen Partner dabei den ich kannte. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Dann musste man einfach das Erlernte mit dem richtigen Abstand, ernsthafter Einstellung und Kiai durchführen und fertig. Alles total easy.

In meinem neuen Kumite (Jiyu-Ippon-Kumite) ist Abwehr und Konter weitestgehend frei. Der Abstand ist viel größer - heißt, am Anfang muss man erst mal dichter ran und nach dem Konter muss man gleich wieder weg.

Irgendwie liegt mir das nicht. Überhaupt habe ich aktuell gar keine Lust mich mit jemandem zu schlagen. So ein bisschen Gerangel wie bei SV und Ju-Jutsu macht nach wie vor Spaß, Grundschule oder ein paar "Abhärtungstechniken" a la Michael auch. Aber diese Kumite-Prügelei? Nein, das nervt mich im Moment nur. Wenn da jemand mit einem Schlag oder Fußtritt auf mich zugerauscht kommt, muss ich mich zusammennehmen nicht einfach wegzulaufen (vielleicht wirkt ja das SV-Training - ein Kampf, der nicht stattgefunden hat, ist der beste Kampf...).
Versuche ich dann zuzuschlagen, habe ich das Gefühl, dass ich gar nicht von der Stelle komme und insbesondere meine Arme immer 15cm zu kurz sind - ich komme einfach nicht an meinen Partner ran. Die zu überbrückende Entfernung kommt mir unendlich vor und ich habe das Gefühl, ich bewege mich mit Schildkrötengeschwindigkeit.
Meine Deckung ist auch nicht toll. Wenn ich nicht weglaufe, sammle ich doch den ein oder anderen Tritt, aber ganz besonders die Schläge ein. Treffen mich die Schläge heftiger, werde ich auch noch wütend und dann geht gar nichts mehr.
Das lang und breit geübte zur Seite ausweichen, funktioniert für mich im Kumite nicht, denn dann dreht man sich ständig im Kreis. Gibt es irgendwelche Tipps oder Tricks für Randori und Kumite? Beinarbeit, Deckung, wie macht man das schlau ohne ständig verprügelt zu werden?
Wie schlage ich jemand anderen, so dass es als Schlag zählt, schnell genug also um durch seine Deckung zu brechen, aber ohne ihn dann tatsächlich umzuhauen?
Wenn ich aktuell irgendjemandem im Randori gegenüberstehe, habe ich schon vor der ersten Technik die Nase voll. Und mit jedem eingesammelten Schlag wird es nur noch schlimmer.

Tja, und was nun? Einfach Üben ohne Leidenschaft und Kampfgeist? Nein. Das funktioniert nicht. Bei mir jedenfalls nicht, das habe ich neulich erst wieder feststellen müssen.
Und die Alternative? Wenn ich vor den Sommerferien noch die nächste Gürtelprüfung machen will (und das will ich eigentlich), muss ich es wohl bis Mai können.
Trotzdem glaube ich, dass es für mich erst mal besser ist, die Sachen zu trainieren, die mir leichter fallen (Kata, Grundschule) oder mal wieder einfach was zu machen, was richtig Spaß macht (SV, Bodenkampf, etc.). Vielleicht kommt dann der Spaß am Kumite automatisch wieder...

Mittwoch, 8. Februar 2012

Schon wieder fremd gegangen

Dein Weg ist sehr gut für dich, aber nicht für mich
Mein Weg ist gut für mich, aber nicht für dich.


Swami Vivekananda (hinduistischer Mönch und Gelehrter)


Getrieben von der ehrlichen Liebe zu diesem Sport, auf der Suche nach dem Geist, dem "Warum?", dem "Wieso?",  abgewendet, zurück geschaut, weiter gemacht. Ständig auf der Suche, weil immer noch nicht gefunden. Den Drang immer wieder rechts und links des Wegs zu schauen, "Umwege" zu gehen, aber nie das Ziel zu verlieren. Immer wieder den Kampf gegen sich selber aufzunehmen und niemals zu zu lassen, dass die Enttäuschung die Faszination überdeckt.

Auf der Suche nach "meinem" Weg bin ich heute mal wieder "fremd gegangen". Hier habe ich das erste Mal eine Waffe, es war ein Bo, in der Hand gehabt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Leider landete das Bo zu Hause erst mal wieder in der Ecke, da ich hier keine Möglichkeit zum Trainieren hatte. Irgendwann erfuhr ich, dass Torsten schon längst auf der Suche war, dies auch bei uns zu realisieren. Heute war es dann soweit. Torsten, Sebastian Christopher und ich fuhren, ausgestattet mit diversen Waffen (Bo, Hanbo, Escrimas und Tonfas) ins Dojo der nahen Großstadt. Herzlich wurden wir empfangen und gleich ins Training integriert. Hier wird ein anderer Kobudo-Stil als auf dem Lehrgang trainiert, aber das war nicht wirklich tragisch. Geduldig erklärte Trainer Christian uns, vor allem mir (Torsten und Christopher sind schon deutlich erfahrener), die ersten Techniken, die wir dann zu dritt gleich anwendeten. Es war klasse. Nach einigen Startschwierigkeiten konnte ich voll durchstarten. Natürlich haben wir immer schön aufgepasst, dass wir unseren jeweiligen Gegner mit dem Bo nicht verletzten, denn eine Verletzung mit einer Stockwaffe kann sehr schwerwiegende Konsequenzen haben.

Am Ende hatten Christopher und ich die Ehre den früheren Sensai unseres Sensais Torsten kennen zu lernen. Der hat Torsten bis zum 6. oder 5. Kyu trainiert (die beiden waren sich nicht ganz einig). Auch Nobi war sichtlich gerührt zu sehen, dass sein Schüler von damals heute selber Sensai ist und seine Schüler zu ihm aufblicken.

Freitag, 3. Februar 2012

Wie lernt man eine Kata?

Einige Katas habe ich in meinem Leben schon gelernt und aktuell kämpfe ich gerade wieder damit. Und dabei glaube ich für mich genau zu wissen, wie ich am besten eine Kata lerne, ich muss es nur noch tun ;-). 
Gerade gestern haben wir im Training meine neue Kata durchgenommen und - Trommelwirbel - sie hat es bis heute morgen in meinem Kopf überlebt, das heißt, jetzt fängt die Arbeit erst richtig an. Warum, das versteht ihr, wenn ihr meine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Kata-Lernen gelesen habt:

Vielleicht habt ihr Lust das auch mal so auszuprobieren, oder habt noch andere Anregungen für mich.

Schritt 1 - den groben Ablauf lernen
Man sucht sich jemanden, der die Kata gut kann und geht sie mit ihm Abschnittsweise durch.
Das heißt: Teil 1 der Kata Technik für Technik nachmachen
Noch mal Teil 1: Technik für Technik nachmachen
Beim 3. Mal: Technik für Technik ALLEIN machen

Dann Teil 1 + 2: Technik für Technik nachmachen
und noch mal, beim 3. Mal wieder allein versuchen.
Weiter mit dem 1 + 2 + 3 Teil bis die Kata zuende ist.

Da man so den Anfang viel häufiger übt als das Ende, bietet es sich an danach allein die Kata noch mal von hinten nach vorn durchzugehen (also letzter Abschnitt, dann vorletzter + letzter Abschnitt, usw.).

Nimmt man sich für Schritt 1 ca. zwei Stunden Zeit, hat man danach die komplette Kata diverse Male durchlaufen, so dass man davon ausgehen kann, dass sie es im Gehirn bis zum nächsten oder übernächsten Tag überlebt.
Wenn beim nächsten Training davon nichts mehr übrig ist, muss man leider noch mal durch Schritt 1 - aber dann geht es etwas schneller.

Schritt 2 - den groben Ablauf merken
Die Kata als Ablaufplan (mehrfach) ausdrucken, überall mit hinnehmen, als Bildschirmhintergrund einrichten etc. Mehrmals täglich die Kata im Kopf und bei jeder Gelegenheit in echt durchlaufen.

Schritt 3 - die Details:
Nachlesen: Wie lange soll die Kata dauern, wie ist der Rythmus, die Blickrichtung, wo sind die Kiais? Im Training die Kata mehrmals nacheinander laufen und versuchen den Rythmus einzuschleifen. Dabei mal langsam laufen und mal schnell. Machen einzelne Sequenzen immer noch Probleme, diese separat mehrmals nacheinander laufen.

Schritt 4 - Bunkai:
Mit einem Partner die Anwendung der Kata durchgehen. Beim Üben der Kata bei jeder Technik sich vor Augen rufen, wofür die Technik eigentlich gut ist.

Schritt 5 - Finetuning: Feedback + Kime
Die Kata sitzt mittlerweile so gut, dass man über einzelne Techniken nicht nachdenken muss. Jetzt ist noch mal Zeit, auf Details zu achten und beim Kata-Üben besonders auf Kime zu achten.
Hier macht es Sinn auch hin und wieder mal jemanden zu bitten zuzusehen, um sicherzustellen, dass man sich nicht irgendwo Fehler angewöhnt hat.

Ganz einfach, oder ;-) ?

Sonntag, 22. Januar 2012

Karate - ist das nicht eine Sportart, wie jede andere auch?

Ich mache schon so lange Karate, dass ich lange Zeit gar nicht mehr darüber nachgedacht habe, ob es einen Unterschied zwischen Karate (bzw. Kampfsport allgemein) und anderen Sportarten gibt. Seit ein paar Wochen gehe ich aber einmal in der Woche zum Basketballtraining - einfach weil es mir Spaß macht und ich das Gefühl habe, dass mir die gebotenen Trainingsmöglichkeiten im Karate aktuell nicht ausreichen um meinen Bewegungsdrang zu befriedigen.
Das hat dazu geführt, dass ich das Karatetraining wieder mit ganz anderen Augen sehe. Das besondere am Karate ist, dass jeder in jedem Training vordergründig akribisch und perfektionistisch daran arbeitet sich zu verbessern. Das erfordert durchgängige Konzentration während der Trainingseinheit und Durchhaltevermögen über Jahre. Selbst nach Jahrzehnten Kampfsporttrainings gibt es immer noch Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln und Neues zu lernen.
Ich sage nicht, dass Basketball einfach ist. Im Gegenteil, ich befinde mich dort aktuell als Gelbgurt unter einer Horde meist riesiger Blau- bis Schwarzgurten (natürlich sieht das keiner außer mir :-) ). Aber es besteht aus einer Handvoll Techniken, wenn gespielt wird, dann geht es um den Sieg, um eine gute Strategie in Verbindung mit einer ordentlichen Teamleistung, aber nicht vordergründig um die Weiterentwicklung der Techniken jedes einzelnen. Ich glaube, ich bin dort die einzige, die nach einem Spiel eigentlich nie weiß, welche Mannschaft gewonnen hat. Einfach, weil es nicht wichtig für mich ist. Für mich ist wichtig, ob meine Mannschaft gut gespielt hat und ob ich besser gespielt habe, als beim letzten Mal.
Für einen Außenstehenden mögen die Gürtelstufen im Kampfsport befremdlich / überflüssig erscheinen, für  mich waren sie viele Jahre selbstverständlich. Im Kampfsport kann jeder an meinem Gürtel erkennen, was er von mir erwarten kann. Trainiere ich selbst mit einem Gelbgurt, gebe ich diesem ganz andere Tipps als einem Grüngurt. Wenn ich meine eigene Leistung vergleichen möchte, tue ich das, indem ich mich an den Karatekas mit gleicher Gürtelfarbe oder vielleicht eine Stufe höher messe. Das gibt ein ganz anderes Selbstvertrauen, als wenn man sich als Weißgurt schon an einem Danträger messen müsste und dann gefühlt als Depp dastehen würde. Was nicht heißen soll, dass ich nicht mit einem Danträger trainieren würde, im Gegenteil: Das ist super, da lernt man nämlich am meisten. Aber ich würde nicht von mir erwarten annähernd so gut zu sein wie der Danträger und ich hätte auch nicht die Vorstellung, dass der Danträger von mir erwartet so gut zu sein, wie er selbst.
In anderen Sportarten (mit "unsichtbaren" Gürteln) hat man diese Möglichkeiten nicht und ich persönlich bin halt der Typ, der sich durch die vermeintlichen Erwartungen anderer unter Druck setzen lässt.
Ich habe mich eigentlich viele Jahre als unsportlich empfunden. Nur Karate lag mir irgendwie immer. Aber ich glaube ich bin einfach kein Autodidakt im Sport. Es fällt mir leichter, wenn mir Bewegungen und deren Sinn erklärt und immer wieder detailliert vorgeführt werden. Da kommt mir das Karatetraining natürlich entgegen.
Früher habe ich in anderen Sportarten mit anderen Vorgehensweisen im Training, entweder nicht die Gelegenheit (z.B. im Schulsport) oder selbst nicht das Durchhaltevermögen gehabt, festzustellen, dass ich trotzdem besser werden kann. Es dauert nur einfach länger.
Seit letzter Woche habe ich beim Basketball so langsam das Gefühl, dass ich kleine Fortschritte mache. Ob die für die anderen schon spürbar sind, weiß ich nicht. Aber ich merke, dass ich beim Spielen eine etwas bessere Übersicht habe und entspannter werde.
Als Karateka trainiert man einen Gegner im Auge zu behalten, seine Bewegungen vorherzusehen und das eigene Vorhaben möglichst nicht zu offenbaren. Und ich bin (noch) nicht besonders gut im Freikampf.
Beim Basketball muss man plötzlich 10 Leute im Auge behalten und zwar am besten so, dass die gegnerischen Fünf davon nichts mitbekommen. Damit war ich zu Beginn heillos überfordert. Es gelingt mir immer noch nicht besonders gut, aber in winzigen Schritten geht es vorran, das macht Mut.

Zusammenfassend kann man sagen, dass gerade für Leute die z.B. im Schulsport "festgestellt" haben, dass Sport nichts für sie ist, Kampfsport ein Versuch wert ist, da sich die Trainingsmethoden erheblich von denen in anderen Sportarten unterscheiden.