Beitragende

Donnerstag, 29. März 2012

Kein Training

Es sind noch nicht mal vier Tage der 17 trainingsfreien Tage der Osterferien rum und schon bin ich genervt. Früher hat mir das nicht viel ausgemacht, aber je turbulenter wohl eine Zeit für mich ist, desto mehr sehne ich mich nach dem Training.

Ich bin kein besonders gelassener Mensch. Ich mache mir immer viele Gedanken um alle möglichen Leute, um meine Arbeit und alles was ich erlebe. Läuft etwas gut, schwebe ich auf Wolke 7, läuft etwas nicht so gut, bin ich wütend, nervös, ängstlich, aufgeregt, je nachdem was grad so passiert ist.
So hat jeder Tag für mich seine "Ups and Downs", insbesondere mein Beruf - den ich sehr liebe - sorgt quasi jeden Tag für diese Berg- und Talfahrten. Besonders stressig daran ist der Wechsel zwischen beiden Ebenen, insbesondere in der absteigenden Richtung :-).
Ich weiß inzwischen, wie ich tagsüber die Talfahrten für mich etwas leichter bewältigen kann. Ich lenke mich ab und ich habe tolle Kollegen, die mir in den richtigen Momenten ihre Unterstützung geben.
Trotzdem bleiben am Ende eines solchen Tages die Kernereignisse unterlegt mit dem undefinierbaren Cocktail der ganzen Gefühle, die man so während des Tages durchgemacht hat, wie ein Echo zurück. Je nach den Zutaten des Cocktails bleibt meine Stimmung irgendwo auf der Sinuskurve der Berg- und Talfahrt hängen, obwohl sich die einzelnen Situationen vielleicht schon längst geklärt haben.

Wenn ich dann zum Training gehe, wirkt das wie ein die Luft reinigendes Sommergewitter. Der Cocktail löst sich auf, ebenso wie die Ereignisflut, die ich noch im Kopf habe. Ich finde meine "Nulllinie", meine innere Balance wieder und zwar völlig ohne mein Zutun, es passiert einfach ganz automatisch beim Training.

Jetzt ist kein Training. Das fiel mir heute Vormittag auf, als ich ungewohnt empfindlich und unausgeglichen war. Jetzt hoffe ich, dass das Sommergewitter sich nicht zu einem Unwetter auftürmt, das irgendwann einfach lostobt. Sollte ich vielleicht meine Mitmenschen warnen? ;-)

Dienstag, 27. März 2012

Höhenflüge

Ich kann bevor ich zum Training fahre noch so geschafft sein, sobald ich meine Tasche packe, packt mich die Vorfreude. Auf dem Weg zur Halle drehe ich im Radio noch mal richtig die Musik auf. Die Schritte zwischen Parkplatz und Halle erscheinen mir immer endlos. Beim Betreten des Gebäudes atme ich den modrigen Geruch unserer zugegebenermaßen ziemlich heruntergekommenen Turnhalle ein. Doch das jahrelange Training hat mich wohl schon konditioniert, denn der Geruch lässt mein Herz hüpfen und mein Magen kribbelt aufgeregt. Gleich geht's los!
In Windeseile ziehe ich mich um und freue mich auf die anderen Karatekas.

Mit etwas Glück kann ich mich beim Basketball schon ein wenig austoben. Mit etwas mehr Glück hat der Trainer danach ein Programm, was mir liegt. Mit noch etwas mehr Glück kann ich das Partnertraining mit meinem Lieblingsbraungurt machen.
  
Im letzten Training hatte ich viel Glück :-) !
Nach einem ausgeglichenen Basketballspiel hieß es: Holt eure Faustschützer und noch bevor die erste Technik angesagt war, begann mein Trainingspartner schon mich anzustacheln indem er die ersten Schläge andeutete.

Dann ging's los mit Gjaku-Zuki, das macht besonders viel Spaß, weil man da richtig zuschlagen kann. Mein Partner und ich haben es inzwischen ziemlich gut raus, wie stark wir zuschlagen können, so dass das Gegenüber geradeso stehen bleibt, auch wenn's manchmal schon grenzwertig ist. Naja, ausgeknockt wurde noch keiner, und zu Boden geht selten jemand ;-)
Selbst wenn ich bei jedem Schlag etwas zurücktaumele, mir die Luft wegbleibt und mir der "Wums" durch den ganzen Körper geht, habe ich das Erfolgserlebnis im richtigen Moment meine Bauchmuskeln angespannt zu haben und stehengeblieben zu sein.
Und danach bin ich ja dran. Sitzt mein Schlag gut, höre ich das am Geräusch, das mein Faustschützer auf dem Körper verursacht und sehe das am Gesicht meines Gegenübers.
Wir stacheln uns gegenseitig an und schlagen abwechselnd, immer stärker, meistens bis ich irgendwann lachen muss, oder einer von uns abbricht und durchatmen muss. Es klingt bescheuert, aber das Partnertraining macht mir einfach Spaß. Allerdings bin ich ehrlich gesagt ganz froh, dass ich mir nicht selbst beim Training zusehen kann.

Nach den Gjaku-Zukis zum Warmwerden machten wir noch ein paar andere Kombinationstechniken mit dem Partner wie Uraken und dann Gjaku-Zuki und dann in Kombination mit Fußtechniken. Da kann ich noch nicht so viel Kraft in die Technik legen, denn je komplizierter es wird, desto eher kann auch mal was daneben gehen und da ist so ein heftiger Schlag ganz schnell nicht mehr so lustig.
Trotzdem tasteten wir uns langsam an die Grenze heran, ab der es nicht mehr kontrolliert geht. Und alberten jede Menge dabei rum.

Anschließend liefen wir  noch ein paar Kombinationstechniken mit Kiai, da konnte ich noch mal alles geben. Mittlerweile hatte ich mich schon so ausgetobt, dass ich es gar nicht mehr nötig hatte den Ärger der Woche rauszulassen. Ich war schon weit vom Alltag entfernt und dachte wenn überhaupt nur noch an meine Techniken. Die Halle war recht voll und es macht mir immer besonders Spaß, wenn alle gleichzeitig Kiais machen.
Offensichtlich sieht Michael das genauso, denn zum Abschluss machten wir im Kiba-Datchi noch diverse Zukis jedesmal mit Kiai. Ich konzentrierte mich auf einen tiefen Stand und darauf, die Technik bis zum Ende kraftvoll zu machen, auch wenn nicht mehr allzuviel Kraft übrig war.

Viel zu schnell war das Training zu Ende. Völlig geschafft und durchgeschwitzt verabschiedete ich mich lachend von den anderen Karatekas. Meine Bauchmuskeln meldeten zwar vom Partnertraining noch Erholungsbedarf, aber ich schwankte zufrieden und glücklich in die Umkleidekabine.

Was mache ich denn jetzt drei Wochen lang in den Osterferien ohne Training?

Dienstag, 20. März 2012

Kritikfähigkeit

Was ich besonders an meinen Trainingskollegen schätze ist, wenn sie gnadenlos ehrlich sind. Das habe ich dem einen oder anderen auch schon gesagt.

Ich merke immer wieder, wie wichtig es ist, kritikfähig zu sein und zu bleiben. Manchmal sind es nur ganz leise Kommentare von anderen Karatekas, die in mir den Ehrgeiz auslösen an mir zu arbeiten. Auch wenn es erst mal ernüchternd ist, wenn man kritisiert wird, macht es mich doch stolz, dass jemand anderes von mir denkt, ich hätte das Potential, um die Kritik sinnvoll umzusetzen.  
Obwohl auch mich manchmal der Höhenflug packt, versuche ich mir immer wieder klar zu machen, dass ich immer noch Tausende von Fehlern mache, die alle ausgemerzt werden müssen. Das setzt aber voraus, dass mich mal jemand darauf hinweist, was ich so alles falsch mache. Man selber sieht es einfach nicht und die anderen wirken da wie ein Spiegel. Man steht falsch, der Winkel ist verkehrt, man steht zu breit, zu eng, zu hoch.

Wenn wir z.B. SV trainieren, ist es fatal, wenn eine Technik falsch angewendet wird. Dieses Training soll uns im schlimmsten Fall dabei helfen, uns gegen einen richtigen Gegner effektiv zur Wehr zu setzen. Deshalb ist es wichtig, dass man gewissenhaft an seiner Technik arbeitet. Ich nehme mir dafür gerne einen höhergurtigen Gegner und auch gerne einen Mann, der größer und stärker als ich selber ist und an dem ich mir die Zähne aus beißen kann.
Gestern z.B. hatten wir wieder Mattentraining. Ich trainierte zuerst mit Braungurt Sebastian Christopher. Da er zwar groß aber sehr leicht ist, klappte das meiste relativ gut. Dann musste ich den Partner wechseln und stand vor Peter. Der ist größer als ich, kräftiger und etwas schwerer. Und erst mal klappte die Technik gar nicht. Ich verfiel wieder in mein altes Schema und versuchte mit Kraft meinen Gegner auf den Boden zu bringen. Peter hielt dagegen. Der Frustfaktor stieg, denn es ging phasenweise gar nichts mehr. Aber er erklärte mir auch, wo mein Fehler lag und ließ mir Raum, es weiter zu probieren. Obwohl ich ständig Angst hatte, ihn zu verletzen, weil ich zu grob war, gelang es mir, ihn ein paar Mal auf die Matte zu befördern. Dann kam Torsten dazu und erklärte mir noch ein paar Frauen-Spezial-Techniken, also Techniken, die man anwenden kann, wenn man von einem großen, starken Gegner gepackt wird und die über das übliche "in die Kronjuwelen treten" hinaus gehen. Auch dies konnte ich an Peter üben. Ich fand es toll, dass er sich mit mir kleinem Grüngurt Blaugurt abgegeben hat und mir die Chance gegeben hat, etwas zu lernen. Das geht aber nur, wenn man die Kritik auch annimmt (auch wenn es schwer fällt) und bereit ist, diese so gut es geht umzusetzen.

Je früher man anfängt, sich der Kritik zu stellen, desto effektiver kann man an sich arbeiten und erlebt nicht bei der Oberstufenprüfung das böse Erwachen.

Montag, 19. März 2012

Unser Mann erfolgreich am Start

Unser "Flummi" Mathias hat es allen gezeigt und sich einen souveränen 2. Platz beim Nordheimer Stadtpokalturnier in der Disziplin Kata Einzel erkämpft. Die Vorrunde gewann er klar mit der Kata Gojushiho Sho und sicherte sich damit einen Platz im Finale. Im Finale reichte es, laut der Kampfrichter, mit der Kata Unsu leider nicht ganz. Aber ein 2. Platz ist ein riesiger Erfolg, auch wenn man bedenkt, dass dies erst sein zweites Turnier war.

Wer Mathias im Training schon mal beobachtet hat, wenn er seine Katas läuft, weiß, wie er die Halle rockt.

Wir sind mächtig stolz auf dich, Mathias und drücken dir für deinen nächsten Auftritt die Daumen. Am Supportteam mit ohne Puscheln arbeiten wir noch!

Quelle: Wolfenbüttler Schaufenster vom 18.03.2012

Dienstag, 13. März 2012

"Was als nächstes kommt sind Schmerzen!"

(Freundlicher Hinweis von Sascha an seinen Trainingspartner Michael beim Trainieren einer Bunkai-Technik)

:-D

Freitag, 2. März 2012

Ausprobieren

"Nehmt euch einen Partner und probiert das einfach mal aus", sagt Torsten beim Training eigentlich regelmäßig. Die Aufgaben sind unterschiedlich. Bunkai, Angriff, Abwehr usw. Bislang stand ich nach so einer Ansage immer etwas unbeholfen da und wusste nicht, was zu tun ist. Ausprobieren? Was soll ich denn ausprobieren? Ich kann doch gar nichts. Wenn man einen Oberstufenpartner erwischt hat man Glück. Dann steht man wenigstens nicht weiterhin dumm rum, sondern der Andere sagt, was gemacht wird. Hat nichts mit eigenem Ausprobieren zu tun, aber man macht wenigstens irgendwas und fällt nicht negativ auf.
Gestern war es irgendwie anders. Mit meinem Trainingspartner Ronny übte ich erst das Kumite zum 5. Kyu, dann das zum 6. Kyu. Dann meinte Torsten zu mir, wir müssten ja jetzt mal langsam mit Oberstufenkumite anfangen, da meine Prüfung ja quasi schon fast vorbei ist (sind nur noch 2,5 Wochen, aber na ja). Das Oberstufenkumite unterscheidet sich vom Unter- und Mittelstufenkumite in der Weise, dass nur die Angriffe vorgegeben sind, die Abwehr ist frei. Also hieß es Ausprobieren. Nur dieses Mal wussten wir irgendwie genau, was zu tun ist. Wir griffen abwechselnd an und probierten einige Abwehrtechniken. Das klappte ganz gut. Und hat auch richtig Spaß gemacht. Nebenbei haben wir auch noch gelernt, dass man mit einigen Techniken theoretisch Knochen brechen kann. Wir wehrten einen Mawashi-geri zum Kopf mit einem Doppelblock ab, vergaßen dabei aber irgendwie, dass man auch mal aus der Trittlinie verschwinden sollte. Also prallte Unterarm mit Wucht gegen Schienbein. Ziemlich Aua. Und definitiv Potential zum Knochen brechen. Interessante Erkenntnis. So nah, war diese Erfahrung noch nie. Gott sei Dank ist alles heile geblieben, aber wir haben daraus gelernt: Lernen, die eigene Kraft besser einzuschätzen und sich vorsichtig an alles ran tasten. Denn wer will schon wegen eines gebrochenen Beins mehrere Wochen nicht trainieren können :-(