Beitragende

Dienstag, 18. März 2014

Zurück vom Familientreffen

Das Familientreffen ist leider schon wieder vorbei und es war mal wieder einsame Spitze. Ich habe sehr viel gelernt, meine Technik in vielen Punkten verbessern können und wertvollen Input bekommen.
Wir haben viele bekannte Gesichter getroffen, von denen ich teilweise noch nicht mal die Namen weiß. Das muss ich wohl mal nachholen.

Wir starteten pünktlich um 6:30 Richtung Autobahn. Schon nach kurzer Zeit schliefen hinter mir Martin und Torsten den Schlaf der Gerechten. Vor mir wurde ausgiebig diskutiert. Auf der mittleren Bank saßen wir drei Mädels still nebeneinander. OK, so war es natürlich nicht. Kerstin und ich quatschten ohne Punkt und Komma und Nadine beeindruckte uns beide mit ihrer Fingerfertigkeit am Rubik-Dodekaeder.

Blaugurt Braungurt Michael chauffierte und sicher durch den Morgen über eine ziemlich leere Autobahn Richtung Friedberg, so dass wir inklusive Frühstückspause beim Stammschotten eine Stunde vor Lehrgangsbeginn an der Halle waren. Die Friedberger waren auch schon da und wir wurden mit großem Hallo begrüßt. Da wir so früh waren, konnte ich gleich noch Raymunds neue Waffenkammer bewundern und mit Hilfe seines "Tonfamaß" die für mich passende Tonfas aussuchen. Raymund hatte eine ganze Menge fertiger Waffen da, nur meine Größe war gerade aus. Kein Problem, ich habe sie nun bestellt und bekomme sie im Mai, wenn die Friedberger wieder bei uns sind. Martin und Kerstin haben für sich welche gefunden und Martin hat seine auch gleich ausprobiert.

Nach dem gemeinsamen Aufwärmen mit dem Hanbo, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Die absoluten Hanbo-Newbies gingen mit Raymund in einen Hallenteil und der Rest blieb beim David. Wir schlossen uns David an, schließlich hatten wir alle schon unsere Hanbo-Prüfung bestanden. Sein Training beruhte auf dem Braungurt-Prüfungsprogramm Hanbo. Wir lernten ausgiebig das Kihon kennen, dass an vielen Stellen ganz schön kompliziert ist. Man muss sich und den Stock schon gut koordinieren. Da war noch ordentlich Luft nach oben. Interessant war es auf jeden Fall. Bisher fand ich das Hanbo immer ziemlich langweilig, aber beim Braungurt könnte es wirklich wieder interessant werden. Man sah auch gleich bei der ersten Aufstellung, dass ich das Hanbo vollständig verdrängt hatte, denn David bemerkte grinsend, dass ich es wie ein Bo halte. Anstelle es im Gyakute Mochi zu halten, hielt ich es im Honte Mochi. Toller Einstieg! Schnell kamen aber die Bewegungen wieder. Beim Kumite stand ich so weit von meinem Rudel weg, dass ich eine andere Partnerin bekam. Wir schlugen uns ganz gut, ich merkte aber, wie angespannt ich war, weil ich mich sehr konzentrieren musste. Als wir dann mit der Kata begannen, war ich wieder voll in meinem Element. Dieser Teil des Karates ist einfach mein Lieblingsteil. Einen komplexen Kampf mit einem imaginären Gegner führen. Nur du und sonst keiner. Kein Anfassen, keine Berührung. Der richtige Takt. Im richtigen Moment "explodieren", im richtigen Moment volle Körperspannung und -kontrolle. Die Hanbo Sandan hatten wir schon häufiger im Training. Ich kannte also den Ablauf und konnte mich gut auf die Verfeinerung meiner Technik konzentrieren.

Nach der Mittagspause, in der uns die Friedberger mit lecker belegten Brötchen und Marias unglaublich leckeren Blätterteig-Schweinereien verwöhnten, ging es für Kerstin, Michael, Nadine und mich weiter mit dem Bo. Hier beschäftigten wir uns mit dem Prüfungsprogramm zum Orangegurt. Für uns also perfekt, denn diese Prüfung steht bei uns als nächstes an. Ich hatte David gebeten, noch einmal kurz auf die Bo Sandan einzugehen, da wir ja der Meinung waren, dass da noch ein Fehler drin wäre. Obwohl er das nicht eingeplant hatte, nutzte er die letzten paar Minuten noch, um uns den richtigen Ablauf zu zeigen. Kerstin und ich beobachteten jede Bewegung sehr genau. Es war tatsächlich ein Fehler drin, aber nicht da, wo wir ihn erwartet haben. Das "Gerudere" am Anfang war vollkommen richtig. Fünf Techniken, vier Schritte. Aber direkt im Anschluss hatte sich der Fehler eingeschlichen. Für den Furiage Uchi wird nicht hinter dem Körper ausgeholt, sondern davor. Und die nächste Technik ist kein Uchi Uke, sondern ein Age Uchi. Das werden wir dann am Montag im nächsten Bo-Training weiter üben.

Der Lehrgang endete mit einem gemeinsamen Cool-Down. Über die Definition von Cool-Down müssen wir wohl noch mal diskutieren, ich habe ziemlich geschwitzt ;-)

Wieder einmal hatten sich die Friedberger ein tolles und abwechslungsreiches Programm ausgedacht. Ich denke jeder, vom Newbie bis zum Fortgeschrittenen, konnte etwas für sich mitnehmen. Das schöne ist immer, dass die Friedberger nicht mit einem riesigen Tamtam versuchen zu punkten, sondern einfach mit gutem und persönlichem Training und hessisch-herzlicher Atmosphäre. Da kommt man immer wieder gerne. Die Anzahl der Leute, die man immer wieder trifft, spricht eindeutig dafür.


Wieder mal habe ich ausgiebig Muskeln kennen gelernt, von denen ich noch nie was gespürt habe. Schon mal Muskelkater in den Unterarmen gehabt? Oder in der Hüfte? Oder im Knie? In den Handgelenken?

Dieses Mal hatten wir mit 300 km nicht die weiteste Anfahrt. Ein Teilnehmer kam sogar aus Hamburg und hatte damit fast 600 km Fahrt hinter sich.

An dieser Stelle noch mal Glückwunsch an unsere eigenen drei Prüflinge und natürlich auch die anderen zur bestandenen Prüfung.

@ mein Rudel: Und beim nächsten Mal sagt ihr einfach Bescheid, wenn ihr noch eine Prüfung plant, damit der Gatte zu Hause mit einem leckeren selbst gekochten Abendessen auf mich wartet und traurig ist, dass keiner kommt. Wozu diese Geheimniskrämerei? Ist doch schließlich keine Schande ;-)
Eindeutiger Optimierungsbedarf in der Gruppenkommunikation!

Ich freue mich schon auf den Lehrgang im Mai, dieses Mal bei uns. 

Samstag, 15. März 2014

Familientreffen in Friedberg

Morgen ist es wieder so weit. Um 6:30 treffen wir uns auf einem Parkplatz, steigen in den Vereinsbus und dann geht es Richtung Süden nach Friedberg. Um 11 Uhr startet dort unser Lehrgang.
Ich freue mich schon seit Wochen auf diesen Lehrgang und habe direkt, nachdem David mir den Termin genannt hatte das Wochenende freigeschaufelt. Eigentlich stand ein Familienbesuch mit Geburtstag feiern bei meinen Eltern an, die uns aber nun am kommenden Wochenende empfangen. Das gegen Friedberg kaum etwas eine Chance hat, haben sie mittlerweile verstanden ;-)

Meine Freundin Kerstin wird auch dabei sein, so dass nicht mehr viel schief gehen kann. Mit ihr habe ich eine Bezugsperson an meiner Seite und wenn ich mich irgendwo unsicher oder überfordert fühle, weiß ich, dass ich mich auf sie verlassen kann. Aber beim Bo- und Hanbo-Training wird mir hoffentlich niemand auf die Pelle rücken.

Geplant ist auch morgen nach Tonfas "anzuprobieren", damit Raymund mir "meine" herstellen kann und im Mai, wenn die Friedberger bei uns sind, mitbringen kann. Vielleicht habe ich auch Glück und er hat genau die passende Größe dabei.

Die Tasche ist gepackt und steht mit der Waffentasche abfahrbereit im Flur, so dass ich morgen nur noch mein Frühstück einpacken muss. Genug zu lesen habe ich auch dabei, aber um die Uhrzeit kann es auch gut sein, dass ich meine Augenlider noch einmal von innen nach Verletzungen absuche.

Wie auch beim letzten Mal bieten die Friedberger wieder ein Mittagessen an. Beim letzten Mal war das sehr lecker. Und zur Not hat David versprochen, dass er mir ein Butterbrot schmiert ;-)
Verhungern werde ich wohl nicht, aber das will auch keiner ernsthaft erleben ;-)

Also, Raymund, Wolfgang, David, Klaus und all ihr anderen - ich freue mich wahnsinnig auf euch und einen tollen Lehrgang!

Dienstag, 11. März 2014

Trainingsnotizen (1)

Montagstraining Kobudo-Bo bei Torsten

  • Das Bo hat eine magische Anziehungskraft. Man möchte es einfach in die Hand nehmen und es auch so toll bewegen können, wie die Fortgeschrittenen. Der erste Frust ist da  nicht weit. Ich erinnere mich noch gut an unseren ersten Lehrgang mit den Friedbergern, wo ich da stand und David und Raymund wie erschienene Götter angestarrt habe. (Tochter einer Trainierenden wollte auch mal das Bo schwingen).
  • Zu glauben, dass man als Kind oder Anfänger besser erst mal mit einem Hanbo anfängt, ist in meinen Augen eine trügerische Illusion. Die Größe bzw. Länge ist gar nicht das Entscheidende. Den Weg zum Hinterkopf, an die Knöchel, Wade oder ins Gesicht finden beide Waffen. "Kürzer" heißt hier nicht "einfacher" oder "ungefährlicher".
  •  Die Auswahl an "Fortgeschrittenen" im Montagstraining ist sehr klein. Alleine deshalb muss ich die Namen der Techniken, die es bisher noch nicht ins Langzeitgedächtnis geschafft haben, schnell lernen. Torsten schaut mich gefühlt jedes zweite Mal an mit "Und? Wie heißt die Technik?". "Streber" ist für mich eher eine Option als "Versager".
  • Das "Rumgeruder" zu Beginn der Bo Sandan Kata rückt sehr langsam in den Bereich des Machbaren. Kerstin und ich haben allerdings immer noch latent das Gefühl "dass da irgendwas noch nicht stimmt". Die Armbewegungen (Geruder) erscheinen schlüssig, aber hatte David nicht drei anstatt vier Schritte gemacht? Kamen nicht auf einen Schritt zwei oder sogar drei Techniken? Oder hat er sich einfach nur "eleganter" bewegt? Irgendwas sah beim David anders aus. Nur was? Note to myself: Das Geruder von den Friedbergern vormachen lassen.
  • Mit "Zustand nach Gartenarbeit" und deftigem Muskelkater werden die Bewegungen von ganz alleine flüssig und rund. Schmerzt einfach weniger.
  • Wenn man gefühlte einhundert Mal das "Gerudere am Anfang" der Bo Sandan Kata probiert und es beginnt nach etwas Sinnhaften auszusehen, freute einen der Spruch aus der Anfängerecke "Das sieht echt cool aus was ihr da macht". Danke für das Kompliment! Da rückt das Gefühl, sich wie ein Bauer zu bewegen mal kurz in den Hintergrund. 
  • Witzig, dass alle Mittrainierenden wissen, was ich meine, wenn ich sage "Das fühlt sich noch zu sehr nach Bauerntrampelei an". Die Aussage "Das sind ja auch Bauernwaffen" akzeptieren die Friedberger sicherlich nicht als Entschuldigung. 
  • Zwischen "Bauerntrampelei" und "Annähernd ästhetisch" liegen manchmal nur eine eingedrehte Hüfte und eine minimal veränderte Fussstellung. Aufmerksamen Zuschauern sei Dank.

Dienstag, 4. März 2014

Übermut? Besser nicht!

Seit zwei Wochen hat sich das Kobudo-Training etwas verändert. Montag Abend ist nun Bo-Training bei und ab dem Lehrgang in zwei Wochen ist am Donnerstag Sai-Training.

Vor zwei Wochen war ich also zum ersten Mal beim Montagstraining. Dieses Mal ohne meine üblichen Trainingspartner, denn die hatten den Termin noch nicht realisieren können. Außer Christopher waren nur blutige Anfänger am Start, die, bis auf eine Ausnahme, auch im Karate gerade der Anfängergruppe entsprungen waren.

Torsten begann mit den üblichen Anfängerübungen "Wie halte und bewege ich meinen Bo ohne mich dabei umzubringen oder mir eine schwere Gehirnerschütterung zu zu fügen". Eher halbherzig trainierte ich meine Fähigkeiten. Da ich sowieso am äußeren Rand der langen Halle stand, war die Wahrscheinlichkeit, dass Torsten es bis zu mir schaffen würde, eher gering. Wäre das heimische Sofa nicht doch die bessere Alternative gewesen?
Dann musste ich an die Friedberger denken und daran, wie wenig ich im Vergleich zu denen schon kann und wie viel ich noch lernen muss. In Gedanken stand plötzlich David neben mir, der jeden sicher geglaubten Griff schonungslos korrigierte und mich konstruktiv korrigierte.
Ich riss mich also am Riemen und versuchte die Techniken sauber und ordentlich durchzuführen. Der erste Anfänger stand plötzlich neben mir und versuchte meine Technik zu imitieren. Oh je, Erklär-Bär liegt mir ja so gar nicht, kann der nicht wieder gehen? Er tat es nicht, es kam sogar noch ein zweiter dazu. Etwas unsicher stellte ich mich zwischen die beiden und zerpflückte die Technik in handliche Häppchen und gab ein paar leise Tipps. Als erstes versuchte ich ihnen klar zu machen, dass sie den Bo nicht wie einen Besen halten sollen, sondern versuchen sollten, flüssige Bewegungen hinzubekommen. Torsten schaute vorbei, nickte zufrieden und ging wieder. Die beiden Anfänger wurden immer sicherer und ich hatte bald nicht mehr jede Sekunde Angst Erste Hilfe leisten zu müssen. Ich prophezeite ihnen trotzdem dicke Handgelenke und Muskelkater im Schultergürtel.
Torsten begann mit einem Kumite und gab damit den Anfängern einen Ausblick auf das, was es mal werden könnte. Die Augen wurden immer größer. Wir suchten uns einen Partner und ich bekam einen der beiden Kobudo-Anfänger, denen ich gerade noch etwas erklärt hatte. Im Shotokan sind wir gleich auf und wir haben auch schon öfter gemeinsam trainiert, bisher immer ganz erfolgreich.
Torstens Kumite war mir bereits halbwegs geläufig und so starteten wir langsam. Gemeinsam erarbeiteten wir uns unseren Rhythmus und erhöhten auch langsam die Schlagzahl. Ich denke, wir konnten beiden ganz zufrieden mit uns sein.
Am Ende war ich doch froh, gekommen zu sein. Zum Einen merkt man an den Anfängern immer, dass man doch schon was gelernt hat und dass man nicht mehr ganz so viel über jede Technik nachdenkt. Man sieht aber auch an ihnen, was man selber noch so alles verkehrt macht und worauf man achten muss.

Gestern war dann das zweite Mal am Montag Training. Dieses Mal hatte ich meine Freundin Kerstin überredet und auch Peter war dabei. Nachdem ich mit einem Kobudo-Newbie den Platz getauscht hatte, damit er Trainer Torsten besser sehen konnte, stand ich ganz außen neben Peter, der im Shotokan den 2. Dan trägt. Von ihm kam dann der dezente aber deutliche Hinweis, dass ich mal nicht vergessen sollte, dass wir immer noch im Shotokan sind und ich mich gefälligst mal ordentlich hinstellen sollte. Von da an achtete ich peinlich genau auf meinen Stand, den ich wusste genau, dass ich unter Beobachtung stand. Es gibt also noch genug zu tun, auch an Stellen, wo ich es gar nicht vermutete.
Weiter ging es mit Kumite. Torsten ließ immer wieder die Partner tauschen, so dass man eigentlich mit jedem mal trainierte. Einige Anfänger waren schon richtig gut und schienen durchaus zu wissen, was sie da tun. Bei einigen wird es wohl noch etwas dauern, bis sie den Stock unfallfrei bewegen und koordinieren können ;-)

Am Ende konnte ich sogar noch mit meiner Freundin Kerstin trainieren. Die wurde irgendwann etwas unruhig. Auf Nachfrage meinte sie, es würde verbrannt riechen und suchte mit den Augen die Halle ab. Ich begann zu lachen und hielt ihr meinen Bo direkt unter die Nase. Da war der Brandgeruch. Die Rattan-Bos riechen nach ein paar kräftigen Schlägen nach verbranntem Holz. Ist ihr bisher wohl nie aufgefallen. Mein empfindliches Näschen hat schon so manches Mal "Achtung Feuer" ans Gehirn gemeldet und "Blödsinn" zurück bekommen, daher irritiert mich das im Training nicht mehr. 

Torsten wird uns nun auf die Bo-Prüfung im Mai vorbereiten. Was ich letzten Donnerstag noch für völlig ausgeschlossen gehalten habe, wird damit realistischer. Es wird wohl mal wieder Zeit für meine Karteikarten ;-)

Und übrigens Torsten, die Technik, die uns nicht eingefallen ist, heiß Sukui-Uke ;-)