Beitragende

Mittwoch, 29. Mai 2013

Wurdest du degradiert?

Dies fragte mich gestern ein Sportkollege, der meine ganze Entwicklung vom Eintritt in meinen jetzigen Verein als Gelbgurt bis zu meinem jetzigen Blaugurt miterlebt hatte.
Der Grund war, dass wir uns in der Kobudo-Trainingseinheit befanden und ich einen Gelbgurt trug.
Da wir im Moment Kobudo neben dem Shotokan-Karate trainieren, ist das mit den Gürtelfarben gerade etwas kompliziert. Die Anweisung unseres Trainers lautet, dass wir im Verein unsere höchste Graduierung tragen dürfen, auf offiziellen Kobudo-Lehrgängen aber ausschließlich unsere Kobudo-Graduierung. Da ich ja kürzlich meine erste Kobudo-Prüfung abgelegt habe, bin ich in der Kobudo-Welt eine Gelbgurtin und in der Shotokan-Welt eine Blaugurtin.
Ich halte es für unlogisch, dass ich auf einem Kobudo-Lehrgang meine Kobudo-Graduierung tragen muss, im Kobudo-Training aber nicht. Deshalb trage ich nun im Kobudo-Training stolz meinen Gelbgurt und im "normalen" Training meinen Blaugurt.
Das machen natürlich die wenigsten. So stehen im Kobudo-Training alle Graduierungen bis mehrfacher Dan neben mir, obwohl die höchste Kobudo-Graduierung bei uns der Orangegurt ist. Außerdem haben auch nicht alle, die Kobudo trainieren eine Prüfung abgelegt. Es läuft also bezüglich der Gürtelfarben im Moment ziemlich durcheinander, da eigentlich keine klare Ansage gemacht wurde.

Mir ist das prinzipiell vollkommen egal. Für mich ist es so logisch, wie ich es gerade mache, Gelb beim Kobudo, Blau beim Shotokan. Falsch ist es definitiv nicht. Schämen muss ich mich für keine Farbe, denn ich habe mir alle hart erarbeitet. Außerdem ist es viel wichtiger, dass ich an mir arbeite, als mich darum zu kümmern, was die anderen um mich herum machen!

Also nein, ich wurde nicht degradiert, ich versuche nur gerade beiden Welten gerecht zu werden.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Erste Trainingseinheiten mit dem Bo

Nachdem nun alle die wollten ihre Hanbo-Prüfung abgelegt hatten, wird nun auch zusätzlich zu der Hanbo-Einheit eine Bo-Einheit angeboten. Da wir, zumindest vorerst, keine zusätzlichen Hallenzeiten bekommen, musste von einer bestehenden Karate-Einheit eine Stunde abgezweigt werden. So haben wir nun Dienstags bis zu den Sommerferien zunächst eine Stunde Bo-Training und danach unser reguläres Karatetraining.
Diese Gruppe ist bisher, im Vergleich zur Hanbo-Gruppe, sehr klein und übersichtlich, was wahrscheinlich aber auch daran liegt, dass das Training schon um 18 Uhr beginnt.
Unser Trainer Torsten hält das Training bisher eher locker, d.h. im Vergleich zum disziplinierten Shotokan-Training ohne viel Zeremonie. Bisher hat er nur wenige Techniken gezeigt, diese dafür aber um so gründlicher. Er lässt uns viel Zeit zum probieren und erfahren. So kommt man sehr oft selber darauf, warum eine Technik so und nicht anders durchgeführt werden muss. Wir müssen ja auch erst mal "warm werden" mit dem Bo.

Mit dem Hanbo-Wissen im Kopf fällt es mir auch wesentlich leichter, die Techniken zu erlernen. Wobei ich gestehen muss, dass ich direkt nach der Hanbo-Prüfung angefangen habe, die Theorie der Bo-Prüfung zu lernen. Die Techniken tragen fast immer den gleichen Namen, nur die Ausführung variiert etwas. Aber so wie Torsten und in kleinen Schritten an das Thema ranführt, kann man auch als Anfänger sehr gut folgen.
Ich habe ja nun schon öfter ein Bo in der Hand gehabt und versuche mich nun eher auf die Feinheiten zu konzentrieren. Die grundsätzliche Ausführung ist meist schon bekannt, was aber noch nicht heißt, dass es schon "Prüfungsfähig" ist.
Ich freue mich schon auf das was kommt. Besonders auf das Erlernen der Kata. Die habe ich auf dem Friedberger Lehrgang und auf unserem eigenen schon etwas kennen lernen dürfen und weiß, dass ich sie ziemlich toll finde. Währen die Hanbo-Kata nur aus drei Techniken bestand und ziemlich langweilig war, geht es hier nun erstmals richtig zur Sache ;-)

Sonntag, 5. Mai 2013

Kobudo-Lehrgang und -Prüfung

Gestern war also der große Tag. Die Hessen waren wieder bei uns und wir würden unsere ersten beiden Prüfungen mit dem Hanbo ablegen. Seit Wochen zählte ich die Tage bis zu diesem Termin.
Bei mir war alles generalstabsmäßig geplant. Ich wollte früh an der Halle sein, um vielleicht noch die Möglichkeit, auf das eine oder andere Gespräch zu haben. Als ich ankam, traf mich fast der Schlag. Der eigentlich ziemlich große Parkplatz war rappelvoll. Sogar die illegalen Stellplätze waren voll belegt. Der Grund war irgendeine Laufveranstaltung auf dem Sportplatz. Das hat mich ziemlich aus dem Tritt gebracht und irgendwie den ganzen Tag nachgewirkt. Also wieder nach Hause gefahren (was fast um die Ecke war) und den Gatten gebeten, mich hinzufahren. Danach versucht, bepackt mit schwerer Sporttasche, einem Korb mit Salat und der unhandlichen Waffentasche durch das Getümmel zu kommen. Am Ende der ca. 500 m langen Strecke hatte ich, glaube ich, alle blöden Kommentare die man zum Thema Kampfsport wohl hören konnte gehört.

Nach und nach trudelten die Mitglieder unseres Dojos ein. Die Hessen waren dieses Mal zu dritt gekommen, neben David und Raymund war auch Wolfgang mitgekommen. Die Stimmung war gut und alle waren gespannt, was die drei für uns geplant hatte. Vor der ersten Einheit hatte ich noch die Möglichkeit "Tonfas an zu probieren". Raymund hatte verschiedene Griffstücke und Längen im Gepäck. Nun weiß ich, welche ich brauche, wenn wir mit dieser Waffe anfangen.
Dann begann auch schon die erste Einheit, die Hanbo-Einheit. David und Raymund gingen noch einmal das komplette Prüfungsprogramm durch und übten mit uns die Feinheiten. Ich hatte mir eigentlich gewünscht etwas neues zu Lernen (insgeheim hatte ich auf eine neue Kata gehofft), aber die meisten waren wahrscheinlich ganz dankbar, noch einmal alles zu üben. Ich denke, die beiden wollten sich in der eher ungezwungenen Atmosphäre ein Bild machen, wie wir grundsätzlich alles umgesetzt haben. Eine Prüfung ist immer eine besondere Situation und da zeigt man bekanntlich manchmal die merkwürdigsten Sachen. Die beiden gingen wie gewohnt durch die Reihen und korrigierten hier und da, dieses Mal schon wesentlich genauer, als bei unserem ersten Lehrgang. Dankbar für jede Korrektur versuchte ich alles sofort um zu setzen. Teilweise fiel es mir ziemlich schwer, weil ich mich nicht richtig konzentrieren konnte und mich dadurch schnell verunsichern ließ. Ich mag die beiden Hessen ja mittlerweile unheimlich gerne und weiß, dass sie sehr gute Trainer und absolut nicht böse oder gemein sind.

Nach der Mittagspause kam die Bo-Einheit. Eine kleine Gruppe trainierte weiter mit Raymund und dem Hanbo, um für die Prüfung noch besser vorbereitet zu sein. Der Rest trainierte mit David die Bo Sandan. Die kannte ich schon vom Lehrgang in Friedberg, trotzdem war seitdem wieder einiges aus meinem Kopf verschwunden. Hängen geblieben ist lustigerweise das "Geruder" vom Anfang, das hatte mir mein Reihennachbar Lazlo in Friedberg sehr ausführlich erklärt. Außerdem wurde ich dort immer von Klaus gecoacht. Auch hier ging David wieder durch die Reihen und korrigierte hier und da und ließ auch mal sich plötzlich auftuende schwarze Löcher verpuffen. Ich persönlich finde diese Kata ziemlich toll und freue mich, dass wir sie bald auch in unserem Dojo trainieren werden.

Nach einer weiteren kurzen Pause kam dann die Prüfung. Unsere beiden Trainer starteten als erstes und legten souverän ihre Prüfung zum Orangegurt mit dem Bo ab.
Dann kamen wir mit der Prüfung zum Gelbgurt. Raymund prüfte die eine Hälfte, David die andere Hälfte. Meine Trainingspartnerin Kerstin und ich durften vor David zeigen, was wir gelernt haben. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, ganz entspannt zu sein und einfach das zu zeigen, was wir im Training hundertmal gemacht haben. Aber aus irgendeinem, mir vollkommen unverständlichen Grund, war ich dann doch ziemlich nervös und machte einige blöde Fehler über die ich mich im Nachhinein total geärgert habe. Bestanden haben wir aber alle. Leider haben wir nach der Prüfung kein direktes Feedback von David bekommen, sondern nur unsere Trainer über uns. Na ja, grundsätzlich weiß ich, wo es noch hakt und was ich noch üben muss. Außerdem habe ich vorher im Training von David mehr als genug Verbesserungsvorschläge zum Umsetzten bekommen.

In Niedersachsen sind wir nun die allerersten Kobudo-Kyu-Prüflinge. Das ist doch auch mal was. Ab nächster Woche geht es dann mit dem Hanbo weiter und zusätzlich kommt eine Bo-Einheit bei Torsten dazu. Eigentlich wollte ich das Hanbo in die Ecke stellen, aber ich werde wohl doch weiter zum Training gehen. Nicht das unser Trainer demnächst mit seinem Hanbo alleine da steht ;-)

Ich hatte während des ganzen Lehrgangs das Gefühl, dass die Atmosphäre nicht so entspannt war, wie beim ersten Lehrgang. Wahrscheinlich lag es daran, dass die meisten von uns die Prüfung ablegen wollten und dementsprechend nervös waren. Selbst David schien etwas angespannter als bei den letzten Treffen. Dafür waren Raymund und Wolfgang wie gewohnt tiefenentspannt und haben mich ständig zum Lachen gebracht ;-) Trotzdem schade, dass die lockeren Gespräche, das gegenseitige Kennenlernen in der Situation kaum möglich sind bzw. waren. Aber vielleicht klappt es ja beim nächsten Lehrgang, wenn die Organisation und Durchführung nicht nur auf den Schultern von David und Raymund ruht.

Irgendwie habe ich nämlich doch den Wunsch, meine neue Kobudo-Familie mal etwas besser kennen zu lernen ...

Freitag, 3. Mai 2013

The day before (Kobudo-Lehrgang und -Prüfung)

Ich habe irgendwann nicht mehr daran geglaubt, dass die Ente Tai-Curry mal aus meinem Gehirn verschwindet. Das ich irgendwann mal weiß, was ich zu tun habe, wenn der Trainer eine Kobudo-Technik ansagt.
Irgendwann hat mich das auch etwas nervös gemacht. Was, wenn ich in der Prüfung nicht weiß, was ich machen soll? Wenn David und Raymund nachher vor mir stehen und sagen "Wie und dafür hast du ein Jahr Vorbereitung gebraucht? Lächerlich!" Ja, ich weiß, alles Blödsinn, aber der Kopf spielt einem schon manchmal merkwürdige Streiche.

Also begann ich frühzeitig, mich diesem Problem zu stellen. Ich bastelte mir ganz old-fashioned Karteikarten. Auf der einen Seite der Name der Technik, auf der anderen Seite Bilder der Technik.
Jeden Tag bin ich alle Karteikarten durchgegangen und jeden Tag habe ich wieder fast alles vergessen. Am nächsten Tag kam es mir oft vor, als ob ich den Begriff noch nie im Leben gesehen habe. Im Training stand ich dann wieder da und über die Hälfte der Techniken riefen genau gar keine Reaktion in meinem Gehirn ab. Ich ärgerte mich über mich selbst und über mein Unvermögen. Dabei machte mir Kobudo wahnsinnigen Spaß. OK, das Hanbo ist jetzt nicht gerade meine Waffe, aber ich hatte ja auch schon anderes kennen und lieben gelernt. 
Und irgendwann machte es dann "klick". Ich glaube, das passierte in den zwei Wochen, wo ich auf vier statt zwei Beinen unterwegs war und nicht zum Training gehen konnte. Auf einmal war das große Ganze da. Das Verständnis, wie diese Begriffe zustande kommen, wie sich die Techniken begrifflich zusammensetzen und was sie bedeuten. Irgendwann blieb auch der Ablauf des Kumites und der Kata mal für länger als zwei Minuten im Kopf. Ich vermisste richtiggehend das Training und hatte ernsthaft Sorge, dass ich bis zur Prüfung immer noch nicht wieder laufen könnte. Die Sorge war absolut unbegründet, seit zwei Wochen trainiere ich wieder.
Ab dann lief es. Ich lief hier zu Hause das Kihon, die Kata und das Kumite ohne Probleme durch. Auch beim Training begann beim Nennen der Technik in meinem Kopf ein Film abzulaufen, so wie ich es im "normalen" Training kenne. Gestern war dann das letzte Training vor der Prüfung. Ich hatte mir vorgenommen, bis dahin alles sicher laufen zu können. Und was soll ich sagen, was Anfangs vollkommen undenkbar schien, hat geklappt. Ich konnte alles laufen, ich konnte sogar mit anderen darüber reden. Die Begriffe saßen, ich hatte sogar mittlerweile die Reihenfolge der Techniken behalten, obwohl ich darauf nie den Fokus gelegt habe. Das mich unsere Jungspunde als Streberin bezeichnet haben, nehme ich mal als Kompliment.

Jetzt weiß ich, ich bin bereit für die Prüfung und werde morgen mein Bestes geben und hoffentlich bestehen.