Beitragende

Sonntag, 28. August 2011

Tut sich was?

Diese Frage stelle ich mir seit einigen Trainingseinheiten. Und zwar immer dann wenn Torsten oder Michael mit einem entschuldigenden Seitenblick auf mich ankündigen, dass getreu dem Motto „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ vor einer verlockenden SV-Einheit eine Runde Fallübungen angesagt sind.
Fallübungen sind das einzige beim Karate, was mir regelmäßig Angst macht. Ansonsten kenne ich Angst im Training eigentlich nur sporadisch beim Kumite mit furchteinflößenden Schwarzgurten oder bei SV-Techniken mit Leuten, die ich noch nicht kenne (und deshalb nicht weiß, ob sie kontrolliert üben können oder nicht).
Heißt es aber: „Wir machen ein paar Fallübungen“ kriecht mir regelrecht die Angst den Rücken hoch, mein Körper sagt mir „nein, nein, der Kopf gehört über die Füße und nicht umgekehrt!“. Gleichzeitig überkommt mich dann das Gefühl, dass ich mich gleich komplett zum Affen machen werde, wenn ich zum wiederholten Male statt geschmeidig abzurollen umkippe wie ein Bauklotz.
Aber kneifen gibt‘s bei mir ja nicht. Deshalb holpere ich - der Bauklotz - dann halt über die Matte und bin froh, wenn es vorbei ist. In diesem Zustand ist gar nicht daran zu denken, an der Falltechnik zu arbeiten. So gilt: Einmal Bauklotz, immer Bauklotz!

Seit ich das vor ein paar Monaten hier im Blog geschrieben habe, habe ich das Gefühl, dass beide Trainer noch mehr Wert als vorher darauf legen mich damit zu quälen.
Und plötzlich, letzten Donnerstag beim Training nach der Ankündigung: „Wir machen noch ein paar Fallübungen“ polterte ich über den Boden und hinterher fiel mir auf: Die Angst mich zum Affen zu machen war weg. Von der Angst vor dem Fallen war nur noch ein mulmiges Gefühl übrig. Umgefallen bin ich zwar trotzdem noch wie ein Bauklotz, aber das schreckliche Gefühl dabei war weg - was für eine Erleichterung!

Ob der Erfolg dauerhaft bleiben wird? Wahrscheinlich wird es hin und wieder Rückfälle geben, aber vielleicht bin ich jetzt endlich soweit mal an der Falltechnik zu arbeiten, um aus dem rumpelnden Bauklotz vielleicht doch noch wenigstens soetwas wie ein rollendes Faß zu machen.

Samstag, 13. August 2011

Doch eine Schlägertruppe?

Auf das letzte Training habe ich mich schon die ganze Woche gefreut. Torsten hatte versprochen Hanbos mitzubringen und Sandra und mir ein paar Übungen damit zu zeigen. Als ich dann Anfang der Woche mit Sandra telefonierte, sagte sie, dass Michael wohl Stöcke für uns gekauft hätte. Genauere Infos gab es erst mal keine, so dass wir schon die wildesten Vermutungen anstellten. Diese reichten von Mikadostäbchen bis zu riesigen Prügelstöcken. Wir mussten uns also überraschen lassen.
Beim Training packte er dann tatsächlich eine ganze Kiste mit Rattanstöcken aus, für jeden waren zwei bestimmt. Darüber haben wir dann Torsten Versprechen vollkommen vergessen. Sorry, Torsten, ich hoffe, wir haben noch mal die Gelegenheit mit dir ein paar Waffenübungen zu machen :-(
Michael fing mit einer, zumindest für ihn, einfachen Übung an, den Stock im unteren Bereich festhalten und nur durch Bewegung des Handgelenks so durch die Handfläche drehen, dass er eine vertikale Kreisbewegung beschreibt. Sah leicht aus, klappte aber zunächst gar nicht. Beim ersten Versuch flog der Stock hinter mich und ich war froh, dass dort niemand stand. So sehr ich mich auch anstrengte, es funktionierte nicht mal annähernd. Irgendwann später hörte ich Michael sagen "Schau mal an, es klappt ja doch!". Erst da merkte ich, wie ich scheinbar träumend, den Stock durch die Handfläche bewegte. Der Trick bestand also darin, das Gehirn auszuschalten. Plötzlich ging es zumindest vorwärts. Rückwärts klappte noch nicht und gegenseitig schon mal gar nicht. Aber ich werde das schon irgendwie hin bekommen. Mein Mann hat nun Angst bekommen, dass ich mit den Stöcken unsere Wohnungseinrichtung zertrümmer, aber ich werde mir Mühe geben, dies zu vermeiden ;-)
Es ging weiter mit einer Übung, die wir schon oft ohne Stöcke trainiert haben. Man steht dem Partner gegenüber und klatsch zuerst auf der Vorhand oben die Hände zusammen, dann auf der Rückhand unten. Mit den Händen klappte das ganz gut, mit den Stöcken war es gar nicht so einfach. Zumal immer die Sorge dabei war, dem Partner mit dem Stock auf die Hände zu schlagen. Dementsprechend angespannt war ich. Nachdem ich mit Sandra und Guido die Übung ausprobiert hatte, stand ich vor dem Trainer Michael. Er merkte sofort, wie angespannt ich war und forderte mich auf zu Entspannen und locker zu sein. Eine leise Stimme aus dem Hintergrund (Torsten) gab mir zusätzlich den Tipp, nicht nur Abzuwehren, sondern aktiv zu Schlagen und dabei die Hüfte einzusetzen. Sah alles schon viel besser aus. Michael hatte das erreicht, was er wollte. Über diese Hilfsmittel wollen wir in Zukunft unsere Koordination und unsere Schnelligkeit trainieren. Beides Dinge, die ich dringend benötige, denn ich persönlich sehe mich als eine Karate-grob-motorische lahme Ente. 
Mit der nachfolgenden SV-Einheit hatte ich schon wieder so meine Probleme. Es ging um das vorwärts und rückwärts fallen und dazu konnte ich mich nur sehr schwer überwinden. Das werde ich noch sehr ausdauernd trainieren müssen, um das wirklich hin zu bekommen.

Der Kampf mit den Rattanstöcken hat wirklich Spaß gemacht und macht Lust auf mehr. Letztendlich ist es viel schwieriger nicht nur seine Arme und Beine zu koordinieren sondern auch noch eine Waffe zu benutzen. Ich fühle mich nicht wie ein Schläger, denn wir lernen die Waffen im Training für unsere Zwecke zu nutzen. Wir wollen Koordination und Schnelligkeit trainieren und nicht lernen, wie man sich effektiv prügelt. Gerade als Kampfsportler lernt man relativ schnell, welche große Verantwortung man mit dem Erlernten trägt. Für Außenstehende mag es beim letzten Training zwar so ausgesehen haben, als wenn wir uns prügeln, aber wer auch nur einmal mitbekommen hat, wie sehr wir aufgepasst haben, den Partner mit dem Stock nicht zu verletzen, der würde bemerken, dass etwas ganz anderes dahinter steckt. Die Motivation die eigenen Grenzen und den eigenen Körper ein Stück besser kennen zu lernen und sich weiter zu entwickeln.

Ich bin glücklich, dass unsere Trainer diesen Blog offensichtlich ausgiebig lesen und es immer wieder schaffen, auf unsere Wünsche uns in eine bestimmte Richtung weiterentwickeln zu können, einzugehen. Und ich bin sehr froh, einen so tollen Verein gefunden zu haben, in dem ich die Möglichkeit habe, diesen tollen Sport in allen seinen Facetten zu erfahren. Ja und das war jetzt mal ein dickes Kompliment an meine Trainer und meine Mitstreiter.

Freitag, 12. August 2011

Stockkampf

Gestern hatten wir die Chance im freien Training etwas mit Waffen zu machen. Der ein oder andere Trainer scheint also unseren Blog zu lesen. Unser Donnerstags-Trainer-Michael hatte solche Übungs-Rattan-Stöcker besorgt (in echt / teuer heißen die wohl Escrima). Davon bekam jeder Kampfwütige zwei Stück und wir machten erst mal Koordinationsübungen.
Michael erklärte uns, wie wir die Stöcke halten müssen.
Komisch, wie schwer Koordination ist, wenn die Unterarme plötzlich eine Verlängerung von einem guten halben Meter haben, und dass noch bevor man überhaupt mit einem Partner trainiert.
Die ersten Übungen machte jeder allein und schon dabei schlug ich mir das erste Mal einen der beiden Stöcke an meinen eigenen Kopf. Erst lachten alle, wenige Minuten später ging es dem nächsten ganz genau so. Diesmal konnte ich mitlachen.
Nebenbei übte Torsten seine Kata mit Sai-Gabeln - das sind solche Spieße. Echt cool anzusehen, aber ich glaube ziemlich schwierig. Während des Trainings schielte ich immer wieder rüber um ja keine Technik zu verpassen. 
Dann begannen wir mit dem Partnertraining. Zuerst mit einer Übung, die wir mit ähnlichem Bewegungsablauf auch schon ohne Waffen gemacht hatten. Man schlägt quasi abwechselnd oben und unten und dann das gleiche mit der anderen Hand.
Obwohl wir nur 3 Paare waren erfüllte sofort ohrenbetäubender Lärm die Halle (nächstes Mal Gehörschutz?). Zuerst ging es ganz gut und dann schoss plötzlich ein Gedanke durch meinen Kopf: "So laut, wie die Stöcker zusammenknallten, würde es wahrscheinlich höllisch weh tun, wenn der Stock auf die Finger träfe" - ich bekam Angst und schon traf ich ein paar Mal gar nicht  mehr.
Michael erklärte uns, dass dieses Training besonders die Hand-Augen-Koordination, Schnelligkeit und Reaktionsvermögen fördert.

Zum Schluss zeigte Michael noch eine Koordinationsübung, die man wieder allein machte. Ich konnte zuerst gar nicht sehen, was dabei eigentlich genau passierte. Auf meinen Wunsch hin zeigte er mir das nach Ende des Trainings noch mal gaaanz langsam. Irgendwann, nach 20-30 Durchläufen hatte ich zumindest den Bewegungsablauf grob verstanden, aber mein Kopf war immer noch zu 100% ausgelastet damit, mir nicht selbst eine runterzuhauen oder die Arme zu verheddern.

Ziemlich geschafft fiel ich nach dem Training zu Hause gleich ins Bett. Heute morgen vor dem Frühstück hielt ich es nicht mehr aus. Vorsichtig, um ja nicht die Wohnung zu demolieren, nahm ich die Stöcker und versuchte die Übung erneut. Plötzlich ging's! Ich konnte es viel flüssiger und entspannter als noch am Abend vorher. Was für ein Erfolgserlebnis!
Und ich bin sicher, meine Reaktionsgeschwindigkeit und Koordination ist schon viel besser geworden ;-) - auf jeden Fall war ich aus irgendwelchen Gründen heute beim obligatorischen Kickern mit meinen Kollegen quasi unschlagbar :-) !



PS: Das mit den Stöckern macht richtig Spaß, davon will ich mehr!
PPS: Vielleicht können wir ja trotzdem ab und zu auch mal was mit dem Han-Bo machen, ich kann mich nämlich an keine einzige Technik erinnern, die wir damit mal gemacht haben.