Beitragende

Samstag, 24. Dezember 2011

Ein Sport für Groß und Klein

Kurz vor Weihnachten fand die letzte Gürtelprüfung für dieses Jahr statt. Ich war diesmal nur als Zuschauer dabei. Da relativ wenige Prüflinge angemeldet waren, wurden Kinder und Erwachsene gemeinsam geprüft.

Ich stehe Karatetraining für kleine Kinder (unter 11-12) eher kritisch gegenüber (aber darüber schreibe ich ein andermal). Aber es ist toll zuzusehen, mit welcher Leichtigkeit Kinder genau die Techniken machen, mit denen sich die Erwachsenen abmühen. Die Prüfungsprogramme für die Gürtelstufen sind identisch. Während Erwachsene schwitzen und außer Atem sind, stehen die Kleinen bei der letzten Technik da und grinsen. Natürlich sind die Techniken der Erwachsenen kraftvoller - auch wenn man die körperlichen Vorteile vernachlässigt. Die Erwachsenen verstehen eher, worum es bei den Techniken geht, deshalb sehen sie auch anders aus. Aber auch wenn man meiner Meinung erst als Jugendliche oder Erwachsene nach und nach verstehen kann, worum es im Karate geht, lernen die Kleinen eben schwerpunktmäßig Konzentration, Disziplin und Koordination und zwar mit viel Spaß, wie man leicht sehen konnte. Wo gibt es das schon, dass Kinder an den gleichen Prüfungsaufgaben gemessen werden, wie Erwachsene?

Mein Bild des Tages war auf jeden Fall dieses hier, das wollte ich euch nicht vorenthalten :-) :
Und nein: Es wurde niemand verletzt ;-) !

Ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Bis bald,
Sandra

Samstag, 3. Dezember 2011

Angst und "Angst", Schmerz und "Schmerz"

In meinem letzten Artikel klang mit, dass ich durch mehr Realität im SV-Training unter anderem erreichen möchte, Angst vor meinem Gegenüber / Angreifer zu haben, damit ich lerne auch bei Angst noch mit ordentlichen Techniken abwehren zu können.
Auf diesen Aspekt wurde ich im Training diese Woche angesprochen und völlig zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass unser Training und insbesondere das SV-Training deshalb funktionieren kann, weil wir dem Partner vertrauen und dass Angst (=Misstrauen) ein Grund wäre, das Training zu beenden.
In vielen Artikeln habe ich ja auch schon darauf hingewiesen, dass unsere Vertrauensbasis im Dojo essentiell ist für ein angenehmes und verletzungsfreies Training.

Angst ist üblicherweise kein Thema, über das man gern nachdenkt. Trotzdem habe ich es mal getan und musste dabei feststellen, dass es ja durchaus verschiedene "Arten" von Angst gibt. Damit meine ich nicht verschiedene Quellen für Angst, sondern, dass sich das Gefühl anders anfühlt.
Ich weiß ja nicht, wovor ihr so Angst habt im alltäglichen Leben, vielleicht vor Höhe, vor dem Fliegen, vor Spinnen oder vor dem Chef...
Ich bin zum Glück kein sehr ängstlicher Mensch. Allerdings hatte ich bis vor ein paar Jahren noch panische Angst vor Spinnen (eigentlich mag ich sie immer noch nicht). Wenn ich einer fetten, haarigen Hausspinne mit dicken Beinen gegenüberstand, lähmte mich das regelrecht.

Wenn ich im Training, ggf. sogar durch eigene Dusseligkeit einen kräftigen Schlag abbekomme (so, dass es vielleicht weh tut, aber mich grad so noch nicht aus den Latschen haut :-) ), bin ich danach 1. hellwach und 2. habe ich dann etwas Angst, und bin so vorsichtiger. Die Angst hier ist aber keinesfalls vergleichbar mit der o.g. und so könnte man noch viele Beispiele bringen.

Das Gleiche gilt auch für Schmerz. Es gibt Schmerz (meistens eher leichter Natur, aus dem keine Verletzung, vielleicht ein blauer Fleck resultiert), der mich im Training eigentlich eher antreibt und es gibt Schmerz der einen völlig lahmlegt (Verletzungen, etc.).

Jetzt noch mal zurück zum SV-Training: Gerade das Vertrauen, dass wir in den Jahren aufgebaut haben, macht es für mich möglich überhaupt über dieses Thema nachzudenken.
Hätten wir kein Vertrauen zueinander, würde ich nie jemanden auffordern mich aggresiv einzuschüchtern, da ich mir nicht 100% sicher wäre, ob der andere glaubt mich jetzt verprügeln zu dürfen (ich hätte eben kein Vertrauen).

Vielleicht empfindet das auch nicht jeder gleich. Ich bin eh ein emotionsgeladener Mensch, was mir manchmal auch zum Verhängnis wird. Mir reichen 2 Minuten Basketball mit den richtigen Leuten und ich bin voller Adrenalin.

Im SV-Training weiß ich aus Erfahrung bereits, dass ich durchaus kopflos reagiere, wenn ich etwas aggressiver angegangen werde. Ein paar Mal habe ich das schon mit einem Partner probiert. In mir baut sich dann eine Art Aufregung und Leistungsdruck auf, außerdem bin ich mir in dem Moment bewußt, dass ich körperlich unterlegen bin. Wenn ich dann angegriffen werde, macht es irgendwie bei mir "Klick" und ich kann nicht mehr denken. Das heißt nicht, dass ich nicht mehr abwehre, aber ich mache Fehler, bin verkrampft und reagiere nur noch reflexartig. Wenn dann der Angreifer nach dem ersten, vielleicht abgewehrten Angriff weitermacht (so, wie in meinem letzten Artikel beschrieben), ist das eh schwieriger als sonst. Beides zusammen führte dann bisher immer zu einem "suboptimalen Ergebnis".
Angst bedeutet in dem Moment für mich, dass sich das Unterlegenheitsgefühl mit dem drohenden Kontrollverlust mischt.
Vielleicht ist das bei euch ja nicht so, vielleicht habt ihr auch nicht das Gefühl unterlegen zu sein und könnt dadurch cool bleiben (ich bin mir ziemlich sicher, dass es mir anders gehen würde, würde ich von einer gleich großen oder kleineren Frau angegriffen, egal wie aggressiv sie rüberkommt). Auf jeden Fall dachte ich bisher hinterher immer, dass man das mal üben müsste um so etwas wie Routine zu erlangen, denn gegen die körperliche Unterlegenheit kann ich kaum etwas machen, gegen den Kontrollverlust bzw. die Kopflosigkeit schon.

Würde mir jetzt im Training jemand großzügig anbieten: "Also, wenn du wirklich willst, mach ich dich fertig!" :-) - oder so, hätte ich sicherlich Probleme damit zu sagen: "Klar, leg los." - Denn sich seiner Angst zu stellen, ist nie einfach. Und durch wiederholtes Üben aus Kontrollverlust und Kopflosigkeit Routine zu machen kostet Anfangs sicherlich Überwindung. Deshalb bräuchte es für so eine Übung  entweder eine klare Ansage vom Trainer, oder ein turbulentes SV-Training, wo man das am Rande mal völlig unbemerkt ausprobieren könnte (am besten so, dass am Ende nicht 10 Leute um einen herumstehen und Wetten abschließen, wer jetzt gewinnt).