Beitragende

Dienstag, 25. September 2012

Budo-Meeting in Uetze

Schon seit wir letztes Jahr begeistert vom Budomeeting in Wilhelmshaven abreisten, war für mich klar: Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei!
Samstag war es soweit - diesmal in Uetze. Zu viert fuhren wir hin und ich war sehr gespannt darauf, was mich diesmal erwartete.
Schnell hatte ich mir mein Programm rausgesucht:
1. Grundschultechniken für Braun bis Schwarz
2. Hapkido für Anfänger
3. SV für Anfänger (das Fortgeschrittenen-Training war leider erst Sonntag)
4. Kyusho

Leider gab es diesmal keinen Bodenkampf, darauf hatte ich mich besonders gefreut.

Bevor das Training los ging, wurden Melanie und ich zum ersten Mal ausserhalb unseres eigenen Dojos auf unseren Blog angesprochen. Unser Leser hatte beim Budo-Meeting 2011 mit mir beim Bodenkampf zusammen trainiert und sich dann hinterher in der Beschreibung meines Blogeintrags wiedererkannt, beides hatte wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es war toll von jemandem vereinsexternen zu hören, wie unsere Blogeinträge so ankommen! Leider kamen wir nicht mehr dazu E-Mail-Adressen auszutauschen.
Naja, der nächste gemeinsame Lehrgang kommt bestimmt!

In der ersten Trainingseinheit war ich ziemlich durch die Wado-Ryu-Techniken verwirrt. Alles ist fast so wie bei uns im Shotokan, aber nur fast. Und alles heißt anders. Trotzdem war es ganz spannend mal reinzuschnuppern. Besonders beeindruckt hat mich, dass das schulterbreite Stehen mit herabhängenden Armen und den Fäusten auf den Oberschenkeln tatsächlich ein Kampfstand ist. Und dass man den Sinn darin so gut erklären kann, dass ich mich gefragt habe, warum ich noch nicht selbst darauf gekommen bin.

Als zweites war Hapkido für Anfänger dran. Das war im letzten Jahr mit Abstand meine Lieblingseinheit. Damals fand das Training mit kleinen Waffen statt. Diesmal war es eher Ju-Jutsu ähnlich, auch wenn alles mal wieder irgendwie anders ist.
Wir begannen mit ein paar einfachen, aber sehr wirkungsvollen Hebeln. Ausgangssituation war Händeschütteln und Schubsen. Danach machten wir mit Fußfegern weiter. Die habe ich noch nie besonders gut hinbekommen und ich hatte bisher immer gedacht, dass ich zu klein oder zu schwach war oder zu wenig Masse hatte oder sonst irgendwie zu doof dafür bin. Letzteres traf tatsächlich zu. Unser Trainer beobachtete mich bei meinen vergeblichen Versuchen und stellte sofort fest, dass ich tatsächlich mehrere Sachen falsch machte. Ich hielt mein Bein nicht gestreckt, arbeitete nicht mit der Hüfte, bremste mit meinem eigenen Fuß am Boden meinen Tritt ab und fegte den Fuß des anderen nicht weg sondern stoppte, sobald mein Bein auf das Bein des Partners traf.
Nach einer Handvoll weiterer Versuche klappte es endlich und ich habe das Gefühl, wirklich etwas dazugelernt zu haben.
Danach machten wir mit Würfen weiter. Mir tat noch alles weh vom Basketballtraining des Vortags. Nach 2-3 Würfen schwand meine Lust ständig beim Aufprall auf die Matte sämtliche Knochen in meinem Körper klappern zu hören.
Meine Partnerin war mittlerweile Jule, die ist eine ganze Ecke kleiner als ich und trotzdem gehört sie für mich zu den Leuten, denen ich mit gemischten Gefühlen gegenüberstehe, weil ich genau weiß, dass sie mich locker durch die Mangel drehen könnte, wenn sie es darauf anlegen würde. Und sie mag diese Knochen-Klappern-Techniken. Fallen ist ja nach wie vor nicht so mein Ding und ich merkte mal wieder, dass der Teufel im Detail steckt.
Wir lernten eine für uns neue Form des Hüftwurfs. Das nahm Jule zum Anlass mit dem Trainer darüber zu diskutieren, wie sie ihren Hüftwurf macht und wie man das nun wieder im Hapkido nennen würde und was man noch alles machen könnte. Mir wurde ganz anders als der Trainer mich zu sich zog um mit Taten seine Argumente zu untermauern. Ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich als sie plötzlich anfingen über Hüfträder zu sprechen. Zum Glück blieb mein Unbehagen dem Trainer nicht verborgen, so dass die Techniken nur andeutete.

Dritte Einheit war SV für Anfänger bei Teddy. Unser letzter Modl-Lehrgang war ja erst vor zwei Wochen, so dass ich eher davon ausging bereits Bekanntes zu wiederholen.
Unsere Gruppe war sehr klein und so kamen wir in den Genuss eines Modl-Privattrainings. Da es um SV für Anfänger ging, holte Teddy (verbal) etwas aus, was ich sehr spannend fand, denn sonst sind wir immer so mit den Techniken beschäftigt, dass man manchmal den Bezug zur Realität verliert. Auf gewohnt unterhaltsame und witzige Weise erzählte er, wie Übergriffe passieren können, wann man sich Sorgen machen muss und wann man sein Bier einfach weitertrinken kann.
Erstaunt hat mich, dass er erzählte, dass, während Männer eher an der Schulter gegriffen oder geschubst werden, Frauen oft auch in den Nacken gepackt und herangezogen werden. Er vermutete, dass es etwas mit der Kleidung von Frauen zu tun haben könnte, die vielleicht nicht so zum Festhalten / Greifen geeignet ist.
Wenn ich mir die Situation so vorstelle, glaube ich, dass da noch was anderes mit reinspielt. Das "In-den-Nacken-Greifen" würde ich anders als das Kragen greifen als eine Geste der Macht einordnen. Für das Opfer hat es etwas Erniedrigendes an sich. Da Teddy von Frauen in Frauenhäusern sprach und diese meist Opfer häuslicher Gewalt geworden sind und es dort oft um Machtausübung geht, macht das dann doch wieder Sinn.
Auch wenn ich mich so langsam zu den SV-Fortgeschrittenen zählen würde, tat es trotzdem gut mal wieder an den Basics zu arbeiten.
Wie auch schon in Wolfenbüttel holte mich Teddy auch hier mal wieder nach vorn und ließ mich in den Ellenbogenhebel laufen. Eigentlich wusste ich ja was kommt, aber trotzdem ließ ich mich aufschreiend vor Schmerz und Überraschung auf die Matte fallen. Wenn dieser Hebel vom Timing und Intensität perfekt gemacht wird, hat man einfach überhaupt keine Chance.
Außerdem übten wir mal wieder die lustige Abwehr vom Würgen von vorn. Hier trickst man das Gehirn aus und der Würgende steht hinterher da und weiß gar nicht, wieso er den Hals des "Opfers" nicht mehr zwischen seinen Händen hat.

Auf die vierte Einheit - Kyusho - war ich eigentlich am meisten gespannt. Donnerstags in Michaels SV Einheit machen wir auch oft Kyusho, aber ich war gespannt darauf, das mal von jemand anderem zu hören.
Wir begannen mit einer theoretischen Einleitung. Das meiste kannte ich schon von Michael und nach dem langen Tag war ich schon ziemlich geschafft, so dass mir das Zuhören schwer fiel. Allerdings sollte ich bald hellwach sein.
Ich war schon darauf vorbereitet, dass die Einheit schmerzhaft würde, denn bei Kyusho geht es ja nunmal um Schmerzpunkte. Aber egal, ob man darauf vorbereitet ist, oder nicht, es tut halt doch weh. Ich trainierte mit Michael zusammen. Wir wechselten uns ab und ließen den jeweils anderen vor Schmerzen zu Boden krachen oder krachten selbst zu Boden. Kracht man selbst zu Boden, ist das nicht witzig. Ist man derjenige, der das auslöst, muss man ständig lachen, weil es plötzlich so unglaublich einfach ist.
Nach ein paar Übungen zum Einstieg probierten wir Zukis in den Bauch des anderen. Ein, zweimal so, wie wir es im Karatetraining machen, d.h. mit Kraft und dann einmal mit Lockerheit und Energieübertragung. Seit ein oder zwei Jahren sind meine Zukis so, dass meine Vereinsmitglieder Respekt vor mir haben. Ich musste innerlich grinsen, als ich beim ersten, vorsichtigen Schlag spürte, dass auch Michael mich konzentriert ansah und ich seine angespannten Bauchmuskeln spürte als meine Faust auf seine Bauchdecke traf.
Noch cooler war es, als ich dann den lockeren Schlag versuchte und Michael leicht zusammen knickte und etwas zurücktaumelte. Nicht mehr ganz so cool war es, als wir es umgekehrt versuchten. Obwohl ich durch meinen Lieblingsbraungurt ja ganz gut trainiert bin, taumelte ich mehrere Schritte zurück.
Nach ein paar weiteren Übungen, die ich aus unserem Training schon kannte, machten wir eine abgewandelte Form des Ellenbogenhebels, den ich schon in der SV-Einheit zu spüren bekommen hatte. Diesmal allerdings, wie der Trainer betonte nicht "mechanisch" sondern "energetisch". Beim Kyusho gibt es immer mehrere Details mit denen man die Wirkung der Technik steigern kann.
Zum Vorführen rief mich der Trainer nach vorn und da zuvor der ein oder andere gestandene Schwarzgurt vor Schmerzen hüpfend, schreiend und kriechend versucht hatte, der Technik zu entkommen, war ich etwas nervös.
Zuerst zeigte er die Technik mit wenig Druck, da konnte ich locker stehenbleiben. Dann als Kyusho-Technik. Ich sackte schnell auf die Knie, konnte aber schnell wieder aufstehen. Er wiederholte die Technik, diesmal mit den Spezialdetails. Der Schmerz durchzuckte mich so plötzlich und so heftig, dass ich laut schreiend auf den Boden klatschte und dort auch kurz innehielt und das Abklingen der Schmerzen genoss.
Der Trainer zog mich wieder hoch und massierte mir den Arm. So richtig bekam ich das gar nicht mit, ich stand ziemlich neben mir und spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Mit einem letzten Rest Würde funkelte ich ihn so böse, wie es mir grad noch möglich war an und sagte möglichst trocken: "Na danke!"
Danach durfte ich zurück an meinen Platz und ich versteckte mich zur Sicherheit hinter Michael.
Auf jeden Fall habe ich in dieser Einheit einiges dazugelernt.

Alles in allem war es ein schöner Tag, wir trafen viele bekannte Gesichter und haben einiges dazugelernt. Ich hoffe, dass im nächsten Jahr vielleicht wieder mehr Teilnehmer aus anderen Kampfstilen kommen und vielleicht noch ein paar mehr Trainer. Aber auf jeden Fall werde ich nächstes Jahr wieder mit dabei sein!



Sonntag, 23. September 2012

Muskelkater reruns oder Das traditionelle Budomeeting in Uetze

Uetze? Wo zum Teufel liegt eigentlich Uetze. Obwohl nur ca. eine Stunde von meinem Wohnort entfernt, hatte ich keine Ahnung, wo sich Uetze befinden sollte. Aber assoziiert ist es in jedem Fall mit DEM Budomeeting.
Im letzten Jahr bin ich mit Sandra deswegen bis nach WHV gereist (na ja, zugegebenerweise habe ich dort Außenstellen meiner Familie) und danach waren wir ca. drei Wochen völlig high. Der Muskelkater hielt aber ungefähr genauso lange ;-)
Dieses Jahr stand also schon wieder früh fest, wir sind dabei. Mit dem Vereinsbus hat es diesmal leider nicht geklappt, also bot ich unsere Familienkutsche an, die auch schnell ausgebucht war. Gegen neun am Samstag morgen starteten also Michael, Sandra, Franziska, Yvonne, Natascha, Ninja Jule, Juliane und ich mit jeweils einer großen Sporttasche und diversen Waffen Richtung Uetze. Dank guter Planung (es saßen mindestens drei Monks im Auto), haben wir unser Ziel auf direktem Wege erreicht und standen eine Stunde vor Beginn auf dem noch ziemlich leeren Parkplatz.
Die Uetzener waren schon gut vertreten und hatten bereits diverse Leckereien aufgebaut. Also schnell angemeldet und erst mal gefrühstückt. Dabei den Plan mit den Trainingseinheiten gelesen und die Trainingseinheiten definiert. Leider musste ich feststellen, dass die Einheiten, auf die ich am Meisten brannte, am Sonntag stattfinden würden. Wir würden aber nur am Samstag da sein. Dann lagen auch noch mehrere interessante Einheiten in einer Zeit und zu einem Zeitpunkt lag so gar nichts, was mich interessierte. Na ja, man kann es eben nicht allen Recht machen.

Gegen 11 Uhr startete meine erste Trainingseinheit. Gemeinsam mit Juliane und einigen anderen  Mitstreitern standen wir in der Weiß-bis-Blaugurt-Gruppe Teddy gegenüber. Er startete mit dem allseits beliebten "Teddys Bootcamp", einer unvergleichlichen Aufwärm-Session, die dich erst mal auf den Boden der Tatsachen zurück bringt und dir zeigt, was du mit deinem Körper alles machen KÖNNTEST (was im übrigen Teddy sehr gut kann). Danach ging er mit uns einige Basics des AKS durch. Der Unterschied zum Shotokan war gar nicht so groß, nur die Begriffe waren andere. So stand ich auch bei einer der ersten Techniken da und wusste nicht, was ich machen sollte. Auf die Frage "Wer weiß nicht, was er zu tun hat?" meldete ich mich also ehrlich. Um mich herum traute sich anscheinend niemand, obwohl dort so einige ratlose Gesichter waren. Mittlerweile habe ich Teddy aber schon ein paar Mal erlebt und weiß, dass sein strenger Blick in erster Linie Fassade ist und er eigentlich nur will, dass mal sich ehrlich bemüht und bereit ist zu lernen. Er kam also auf mich zu, baute sich gefährlich vor mit auf (Er: ca. 1,60m und sehr schmal, Ich: 1,72m und kräftig gebaut). "Welche Stilrichtung?" Ich antwortete mit fester, selbstbewusster Stimme "Shotokan". Er entspannte sich, lächelte nett und meinte "Na ok, dann kannst du das auch nicht kennen". Um mich herum hörte ich entspanntes Ausatmen. Hatte da wohl jemand gehofft, er würde mich jetzt auseinander nehmen :-)? Dann übersetzte er die Ansage in "Shotokanisch" und ich verstand. Einige Bahnen später die nächste "gefährlich" Situation. Er kam und erklärte mir, das der Stand im AKS bzw. Wado Ryu etwas anders wäre. "Willst du es so machen, wie du es kennst oder so, wie es im AKS richtig ist?" Keine Frage, natürlich so, wie es im AKS richtig ist. Damit war er zufrieden. Fangfrage bestanden und gezeigt, ich bin hier, um was zu lernen und nicht, um meinen alten Trott zu laufen.
Wir liefen einige Bahnen und danach übten wir einige Dinge am Partner. Er kam rum, korrigierte, gab Tipps, übersetzte AKS in Shotokanisch, demonstrierte teilweise sehr plastisch (mit zupacken und führen), wie man seine Technik verbessern konnte. Ich hatte meinen Spaß und gelernt habe ich natürlich auch was ;-)

Nach der Mittagspause schloss ich mich der Gruppe "Wado Kata" von Heinrich ein. Die sollte für mich sehr lernintensiv werden. Denn Heinrich war so gar nicht mit meiner Technik einverstanden und kritisierte einiges. Es waren meine bekannten Probleme: zu statischer Stand, zu breiter Stand, zu hoher Stand, zu viel Kraft aus dem Oberkörper und zu wenig aus der Hüfte. Selbst meinen Trainer nahm er nachher noch mal beiseite und wies in darauf hin. Er konnte auch nur das sagen, was ich bereits gesagt habe. Wir arbeiteten dran. Und so ist es auch. Meine Trainer versuchen beide, diese falsch angewöhnten Techniken aus mir raus zu bekommen. Es ist auch schon eine ganze Menge passiert, aber der Weg ist noch sehr weit. Deshalb bin ich auch noch Blaugurt und kein Dan-Träger ;-) Natürlich ist es hart, wenn ein Trainer während der kompletten Trainingseinheit immer wieder an dir korrigiert und dich auf deine falsche Technik hinweist. Angenehmer ist es, wenn er nichts sagt, zumindest auf den ersten Blick. Aber eigentlich war ich auch ziemlich stolz, dass ein 8. Dan wie Heinrich sich überhaupt die Mühe macht, mich zu korrigieren. Also ich würde so was nicht machen, wenn ich nicht daran glauben würde, dass meine Bemühungen auf fruchtbaren Boden treffen. Ich habe also versucht, dass ganze positiv für mich umzusetzen. Es ist ihm durchaus aufgefallen, dass ich das annehme, was er mir sagt und versuche, dies umzusetzen. Das ist in meinen Augen auch das Wichtigste. Lernen, seinen Stolz zu überwinden und bereit sein Kritik anzunehmen und diese umzusetzen. Wenn er das in mir gesehen hat, kann ich zufrieden sein.

In der nächsten Trainingseinheit konnte ich mich so gar nicht wieder finden, also beschloss ich, die SV-Einheit von Teddy zu fotografieren. So entstanden, hoffentlich ein paar schöne Fotos von Michael, Sandra und Juliane in Action.

Zum Abschluss schnappte ich mir mein Bo und schloss mich der Kobudo-Truppe von Heinrich an. Die Übung in den Sommerferien zeigte sich doch deutlich. Während ich in WHV noch mächtig Probleme hatte, mich mit dem Bo nicht umzubringen, fiel es mir nun deutlich leichter, der Einheit zu folgen und das gezeigte umzusetzen. Der Stock fiel nicht runter, es wurde niemand verletzt und ich hatte dieses Mal auch nicht das Problem, das meine Hände immer irgendwie falsch am Bo lagen. Über die Basics sind wir leider nicht heraus gekommen, aber das war auch sicher nicht geplant. Am Sonntag wäre es dann sicher spannender geworden. Trotzdem hat es wieder mal Spaß gemacht, das Bo zu schwingen und fest zu stellen, dass man tatsächlich lernen kann, einen Stock zu beherrschen, der mich selber überragt.


Das Budomeeting in Uetze war in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich. Wobei für mich das Meeting in WHV ungeschlagen ist. Vielleicht lag es auch daran, dass in WHV mein erstes Mal war und alles neu war. Vielleicht waren die Erwartungen einfach dieses Mal zu hoch. Fest steht, die Uetzener hatten das Drumherum sehr gut organisiert. Es ist niemand verhungert, die Hallen waren passend, es war genug Platz zum Austoben da. Die Trainingseinheiten waren bunt gemischt, es war sicher für jeden etwas dabei. Leider lagen dieses mal die Einheiten, die mich interessierten teilweise in einer Zeit, so dass ich nicht alles machen konnte, was ich machen wollte. Das ist einfach nicht zu ändern und allen Recht machen kann man es auch nicht. Schön wäre, wenn beim nächsten Mal vorher bekannt wäre, wann wer was macht, damit man besser planen kann. In diesem Fall hätte das wahrscheinlich nichts gebracht, da einer der Trainer noch am Vorabend absagen musste, da er im Laufe des Samstags Vater geworden ist. Am Freitag Abend wurde also alles noch mal komplett von vorne geplant.

Sonntag, 9. September 2012

SV-Lehrgang mit Andreas Modl

Gestern war es wieder soweit. Wie jedes Jahr im Sommer fand der SV-Lehrgang mit Andreas Modl in Wolfenbüttel statt.

Pünktlich kurz vor elf betrat ich die Halle. Durch meine vielen Lehrgangsteilnahmen im letzten Jahr, hatte ich das Gefühl fast alle Teilnehmer vorher schon mal irgendwo anders gesehen zu haben. Irgendwie ist das inzwischen so etwas wie ein Familientreffen.

Mit der üblichen (aber diesmal kleinen) Verspätung ging es los. Laut Plan mit einer Einheit Hanbo aber zuerst natürlich mit dem gefürchteten Modl-Bootcamp Aufwärmtraining.
Zum Glück war es gar nicht ganz so furchtbar wie die letzten Male, oder ich habe mich inzwischen dran gewöhnt. Nach wenigen Minuten kennt man wieder seine ganzen körperlichen Unzulänglichkeiten und fragt sich, wie der Trainer mit knapp 50 das alles eigentlich so locker schaffen kann und von uns niemand. Ich musste mal wieder feststellen, dass wahlweise Arme oder Beine jeweils zu lang oder zu kurz waren, so dass ich nicht in der Lage war die Gelenkigkeitsübungen korrekt durchzuführen. Hmpf.

Endlich kamen wir dann zum Hanbo. Das ist ein ca. 1m langer Stock. Im Verein haben wir in den Sommerferien auch schon öfter mal mit Hanbo trainiert, so dass der Stock sich nicht mehr wie ein Fremdkörper in meiner Hand anfühlt. Diesmal allerdings nutzen wir den Hanbo für SV-Techniken und das war ganz interessant.
In einem Moment ist der Stock noch eine Schlagwaffe, im nächsten ist er ein Hebelverstärker. Wir lernten z.B. wie man mit einem Hanbo einen Festhaltegriff leicht abwehrt und in einen Würger, bzw. Hebel umleitet.
Nach 1,5h begann pünktlich mein Magen zu knurren und zum Glück hatten wir dann auch Mittagspause.
Nach der Mittagspause folgten dann zwei Einheiten SV (ohne Waffen).

Für mich diesmal neu war, dass ich von Andreas mehrfach nach vorn gerufen wurde um das Vorzeigeopfer zu sein (sprich die Rolle des gleich verprügelten Angreifers zu übernehmen). Ich kenne ihn zwar mittlerweile aus mehreren Lehrgängen, aber trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb), war ich doch etwas panisch. Es ist ein gruseliges Gefühl ihm dicht, viel zu dicht gegenüber zu stehen (5 Meter und mehr wären wünschenswert) und zu wissen, dass ich gleich genau dort landen werde wo er es will, ohne dass ich weiß, wie ich dahin gekommen bin und ohne, dass ich auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte etwas dagegen zu tun.
So ging's dann halt los. Andreas wünschte sich einen Schwingerangriff, den er dann auch bekam. Ehe ich mich versah, klatschte ich schon mit lautem, effektvollem Rums auf die Matte der von den Hallenwänden wiederhallte. Während ich mich wieder auf die Füße rappelte nahm ich entfernt das Raunen der Zuschauer wahr. (Elegant abrollen ist nicht so meins, aber immerhin kann mich mittlerweile so fallen, dass ich mir (meist) nicht weh tue, mich (meist) nicht mit den Händen abfange und auch (meist) nicht mit dem Kopf aufknalle).
Kaum stehe ich wieder vor ihm, noch bevor ich meine zerzausten Haare richten kann, heißt es wieder: Schwinger!
Wieder fliege ich auf die Matte, wieder anders als zuvor.
Nach der zweiten Technik bin ich noch einigermaßen entspannt. Nach der vierten spüre ich, wie mir das Adrenalin durch den Körper schießt, nach der sechsten ist von meiner Frisur nichts mehr übrig und ich werde langsam zittrig von dem ganzen Gedrehe und Gefalle, bei der letzten Technik habe ich schon keinen Bock mehr, überhaupt noch zuzuschlagen, geschweige denn zu fallen.
Uff, endlich ist er mit mir durch!
Komisch, wenn man anderen dabei zusieht, ist es immer ganz lustig ;-)
Als ich dann zurück zu meiner Partnerin Melanie wanke und wir üben dürfen habe ich gar keine Lust mehr und muss mich erst mal sammeln und meine Haare unter Kontrolle bringen.






Auch wenn ich die Techniken diesmal schon vorher kannte, war es doch spannend mal wieder an dem Feinschliff zu arbeiten. Ich merke, dass ich im Vergleich zu den Vorjahren langsam Fortschritte mache.
Gegen Ende der dritten Trainingseinheit war ich total geschafft. Das Schlimmste am Fallen ist eigentlich, dass man jedesmal wieder aufstehen muss. Und heute zeigt mir mein Ganzkörpermuskelkater, dass die Sommerferien doch zu lang waren.

Ich freue mich schon auf das nächste Mal und nach diesem Lehrgang ganz besonders aufs Budo-Meeting in Uetze!