Beitragende

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Bin ich hier richtig?

Ein halbes Jahr krankheitsbedingte Zwangspause verändert vieles. Gestern war mein erstes "Ich-versuche-mal-ob-es-schon-wieder-klappt"-Training nach dieser Pause.
So langsam wurde es auch mal wieder Zeit. Trainer Torsten hat mittlerweile im Wochentakt gefragt, wie es mir geht und wann ich denn wieder mit dem Training beginnen wollte. Die Unsicherheit war groß. Bin ich schon wieder fit genug? Schaffe ich das Trainingspensum? Als Blaugurtin werden ja auch gewisse Erwartungen an mich gestellt. Kann ich meine Techniken noch? Die Kata, die schon vor der Pause eher rudimentär in meinem Gehirn verankert war, schien nie da gewesen zu sein.
Gestern schnappte ich mir also meine Freundin Sandra (die auch eine längere Pause hinter sich hatte) und wir fuhren gemeinsam zum Training. Mit Torsten war soweit alles besprochen und die Einheit versprach als kurze Einheit (75 min) auch nicht ganz so anstrengend zu sein.
Erstmal kam alles anders. Torsten musste kurzfristig das Training an Mathias weiter geben, da er selber eine Autopanne hatte. Na super! Ich mag Mathias wirklich gerne und halte ihn für einen richtig guten Trainer, aber genauso weiß ich aus der Erinnerung, dass sein Training so manches Mal verdammt hart war. Da hatten wir uns wirklich einen tollen "1. Tag" ausgesucht.
Wie gut, dass Mathias "milde" gestimmt war und, wahrscheinlich eher unbewusst, ein ziemlich gutes Wiedereinsteigertraining machte. Da anscheinend einige von uns am kommenden Samstag Prüfung machen, wiederholte er für alle (!) ihr Kihon und Katas aus ihrem Prüfungsprogramm und das ohne durcheinander zu kommen.
Vor der Pause war ich einigermaßen stolz darauf, dass ich die allermeisten Techniken auch namentlich kannte. Das heißt, wenn Torsten eine Technikkombination angesagt habe, konnte ich sofort los rennen.
Und nun stand ich da. Was will der von mir? Bin ich hier richtig? Die Anspannung stieg. Das konnte doch nicht alles weg sein? War es auch nicht. Nachdem ich ein paar mal tief durch geatmet hatte und versuchte mich zu entspannen, schien mein Körper genau zu wissen, was er zu tun hatte. OK, die lange Pause hatte hart an meiner Kondition genagt. Schon vorher war ich nicht unbedingt der Jodan-Treter, aber heute war nicht mehr als Gedan drin. Trotzdem versuchte ich eine halbwegs saubere Technik zu zeigen, damit Mathias nicht auf die Idee kommen würde, ich würde das ganze hier nicht ernst nehmen.
Auch bei den Katas lief es dann besser als gedacht. Gefühlsmäßig war nicht mehr viel im Kopf vorhanden, aber als ich erst mal den Einstieg geschafft hatte, ging es. Manchmal musste ich beim Mittelteil bei Maximilian und Felix spicken, aber dann wusste ich auch schnell wieder, wie es weiter ging.
Die Worte meines allerersten Trainers Adama kamen mir wieder in den Sinn. Der sagte immer, dass man eine Kata so oft laufen muss, dass man sie theoretisch sofort laufen kann, wenn man nachts um zwei aus dem Bett geworfen wird (irgendwas war da auch noch mit "betrunken", aber so was passiert in meinem Alter ohnehin nicht mehr).
Da wird einem wieder klar, Katas laufen kann und darf einfach nie zur Routine werden, es gibt immer was zu optimieren.

Der Einstieg ist also geschafft. Das erste Etappenziel winkt auch schon, denn am Montag habe ich von David die Termine für die nächsten "Familientreffen" bekommen. Noch einmal lasse ich mir Friedberg bestimmt nicht entgehen ;-)

Donnerstag, 27. Juni 2013

Sommer-Gasshuku oder Familientreffen in Friedberg (2)

 So langsam ist der Adrenalin-Pegel wieder auf ein normales Maß gesunken, ich habe meinen "Rausch" ausgeschlafen (und zum ersten Mal in meinem ganzen Leben den Wecker nicht gehört) und versuche nun die vielen Eindrücke des letzten Wochenendes zu verarbeiten.
An diesem Wochenende wurde Platz 1 meiner persönlichen "Bester Lehrgang"-Liste neu belegt. Ich bin mit sehr hohen Erwartungen in das Wochenende gestartet und diese wurden weit übertroffen.
Der Beginn war zwar etwas holprig, denn anstatt drei Stunden auf der Autobahn verbrachten wir dort gute fünf Stunden und waren dem entsprechend spät im Hotel. Wir beschlossen, dass wir uns nur noch was zu Essen suchen würden und dann nach einer Dusche ins Hotelbett verschwinden würden. Der Einladung zum Freitagstraining von David sind wir also nicht mehr nach gekommen. Vielleicht beim nächsten Mal ...

Am Samstag machten wir uns zeitig auf den Weg zur Sporthalle. Viele bekannte Gesichter, nette Begrüßungen, wir fühlten uns gleich wohl in der "Familie".
Das Training begann mit einem gemeinsamen Aufwärmprogramm. Neben Kerstin und mir waren noch ca.50 andere Teilnehmer anwesend, darunter sehr viele Dan-Träger.

Nach dem Aufwärmen wurde die Gruppe geteilt. Angeboten wurde Karate und Hanbo Jutsu bei David und Raymund. Für mich war klar, dass ich jede Kobudo-Einheit, die ich bekommen konnte mitnehmen würde, denn dies ist die einzige Chance aus erster Hand die Techniken zu lernen. Auch wenn wir mittlerweile beide schon die Hanbo-Prüfung abgelegt haben, langweilig wurde es trotzdem nicht. Es gibt nach wie vor viel zu lernen und zu optimieren. Aber ich habe schon das Gefühl, das meine Technik besser wird und ich mich weiter entwickelt habe. Nun kann ich auch endlich mit den Bezeichnungen etwas anfangen. Damit hatte ich lange Zeit Probleme.

Nach der Mittagspause schlossen wir uns beide Klaus und seiner Einheit "Selbstverteidigung" an. Wer mich kennt weiß, dass ich ungern von Fremden angefasst werde und auch schon mal Panik bekomme, wenn ich die Kontrolle verliere. Aus diesem Grund habe ich Selbstverteidigung lange Zeit gehasst und einen großen Bogen darum gemacht. Mittlerweile traue ich mich immer öfter daran, allerdings nur, wenn ich einen mir gut vertrauten Partner habe. Davon gibt es bei uns im Verein eine gute Hand voll. Mit Kerstin an meiner Seite war ich mir sicher, die Einheit von Klaus gut zu überstehen. Ich denke, er wäre enttäuscht gewesen, wenn wir nicht in seiner Einheit gewesen wären.
Außerdem war ich neugierig, was man mit den kleinen Stöckchen (Tessen) alles anstellen kann. Klaus begrüßte uns und ließ erst mal mein Herz in die Hose rutschen, als er Kerstin und mich direkt ansprach und uns nahelegte, nicht nur mit dem gewohnten Partner zu trainieren, sondern auch mit anderen. Wenn da nicht Klaus, den ich als Sensai und Mensch absolut bewundere und schätze, vor mir gestanden hätte, ich wäre aus der Halle geflüchtet. Da ich ihn nicht so vor den Kopf stoßen konnte und wollte, musste ich da wohl nun durch. Es klappte tatsächlich besser als gedacht. Wir fingen langsam an und steigerten uns mit dem jeweiligen Partner. Klaus zeigte sehr viel und gab ausführlich Hilfestellung. Ich war froh, Partner zu haben, die wie ich sehr vorsichtig Druck aufbauen und sehr genau auf den Partner achten und bei der kleinsten Schmerzregung aufhören. Sehr interessant, was man mit einem 20 cm langen und 1 cm dicken Stab, den man z.B. als  Haarschmuck nutzen kann alles an Fiesheiten machen kann.

Weil es so gut geklappt hatte, ich mutiger wurde und Klaus noch mehr zeigen wollte, blieben wir auch bei der nächsten Einheit bei ihm.
Auch wenn es mir zunächst mächtig Angst gemacht hat, es hat sich gelohnt, dass ich mich überwunden habe.

Damit war der Samstag auch schon vorbei. Auf dem Plan stand eigentlich noch ein Sommerfest, dass aber nicht statt fand. Spontan beschlossen Raymund, Wolfgang und David, dass wir erst bei Raymund im Garten gemütlich Kaffee trinken und danach in die Stammpizza der Friedberger gehen würden. Das fanden wir wirklich klasse, der Abend war gerettet. Dieses Mal konnten wir uns wirklich nicht beschweren, dass zu wenig Zeit zum quatschen geblieben ist. Die Friedberger haben wirklich jede Sekunde genutzt, um uns eine schöne Zeit zu bereiten.

Am nächsten morgen waren wir die ersten an der Halle, wir konnten es kaum erwarten ;-)
Ich besuchte die Karate-Einheit von David. Wer weiß, vielleicht kann ich ja mal eine Gürtelprüfung bei ihm machen und da ist es schon mal gut, wenn man den Stil etwas kennen lernt ;-)
David zeigte uns die Kata Nijūshiho, eine höhere Kata mit ziemlich vielen Techniken und mit, für mich als Blaugurtin), eher ungewöhnlichen Ständen. Trotzdem gefiel sie mir von Anfang an richtig gut. David zeigte immer kleine Teile der Kata und eine mögliche Bunkai. So hatte man gleich einen Anwendungsbezug und konnte sich die Techniken besser merken. Ich versuchte, alles umzusetzen, was mir natürlich nur in Ansätzen gelang. Viel zu viel musste ich über alles nachdenken, weil ich viele Techniken einfach noch nicht kannte und brauchte dementsprechend immer länger als viele andere. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung und hat richtig Spaß gemacht, auch wenn es anscheinend nicht für alle danach aus sah (Irgendjemand meinte, ich solle mal lächeln. Das gelingt mir eher nicht, wenn ich so konzentriert bin, was aber nicht heißt, dass es keinen Spaß macht, sondern nur, dass ich hochkonzentriert bin).

Danach packten wir unser Bo aus und trainierten mit Raymund die Bo-Sandan. Gesehen habe ich die schon öfter, nur der Ablauf sitzt absolut noch nicht. Also eine schöne Gelegenheit, das Wissen zu vertiefen. Raymund hatte ebenfalls eine sehr interessante Lehrmethode, denn er sprach sehr viel in Bildern (ins Wasser stechen, rausziehen usw.) Auch sehr hilfreich, um sich das alles zu merken.
Irgendwann meinte Wolfgang dann, dass wir noch etwas Sai trainieren sollten. So schnell hatte ich noch die die Metallgabeln ausgepackt. Kerstin bekam Leih-Sai von Wolfgang und wir bekamen eine exklusive Privateinheit von Wolfgang. Auf dem Programm stand Kihon und die Sai-Sandan. Obwohl es noch einige Koordinationsprobleme mit der zweiteiligen Waffe gab, war es einfach grandios. Die Kata ist für einen Sai-Anfänger anspruchsvoll aber mit einiger Übung zu bewältigen. Man sieht, was es mal werden soll ;-) Wolfgang gab sich richtig Mühe uns die Kata beizubringen, nur irgendwann war der Kopf einfach voll und es ging nicht mehr besonders viel. Wir werden noch sehr viel üben müssen, damit die Kata sitzt und so aussieht, dass man sie verkaufen kann. Aber es macht in jedem Fall Lust auf mehr ... viel mehr!

Es war ein gelungenes Wochenende und es hat sich auf jeden Fall gelohnt, 600 km Strecke auf sich zu nehmen. Die Friedberger haben einiges auf die Beine gestellt. Das man neben Privatleben, Berufen, Prüfungen usw. noch so einen Lehrgang organisieren und durchführen kann, finde ich bemerkenswert.

Kobudo ist für mich die perfekte Ergänzung zum normalen Karatetraining. Ich bin wirklich froh, dass Kobudo mittlerweile auch in unserem Dojo eine feste Größe geworden ist und ich würde mir wünschen, dass es so bleibt. Der nächste Lehrgang bei den Hessen steht schon im Kalender und ich hoffe, dass es auch dieses Mal klappt.

Danke an die Friedberger für eine gelungenes und sehr lehrreiches Wochenende. Das wir ein Teil der Kobudo-Familie sind, habt ihr uns am Wochenenden mehr als deutlich gezeigt und wir sind sehr stolz darauf.
Ich jedenfalls freue mich schon auf unser nächstes "Familientreffen" ob nun bei euch oder bei uns.
Ihr seit selber schuld, wenn ich immer wieder komme ;-)

Freitag, 21. Juni 2013

Sommer-Gasshuku oder Familientreffen in Friedberg (1)

Auf unseren ersten Lehrgang in Friedberg wurden wir von unserer Kobudo-Familie gleich mal für die nächsten Lehrgänge eingeladen. Unter anderem das Sommer-Gasshuku. Das Programm klang wirklich super. Über ein Wochenende werden verschiedene Trainingseinheiten zum Thema Karate, Kobudo und Selbstverteidigung mit Dan-Trägern als Referenten angeboten.
Schon auf der Rückfahrt von Friedberg beschlossen Kerstin, Torsten und ich, dass wir da wohl gerne hin wollten. Nach dem Kalendercheck waren es dann nur noch Kerstin und ich, da Torsten eine private Veranstaltung am gleichen Wochenende hatte.
Kerstin und ich begannen zu planen. Ich fragte bei David und Raymund an, ob sie uns ein Hotel empfehlen könnten. Die beiden konnten uns, trotz dass sie zu Hause eher seltener in Hotels schlafen, natürlich weiter helfen.
Da der Lehrgang am Samstag schon um 10 Uhr beginnen sollte, beschlossen wir bereits am Freitag anzureisen. So sind wir Samstag morgen ausgeruht und müssen nicht wieder gegen 5 Uhr früh hier losfahren. Und ich kippe nicht gegen 16 Uhr tot müde aus den Latschen, sondern habe vielleicht noch was vom Sommerfest, dass am Abend stattfinden sollte.
Also Hotel angemailt und ein Doppelzimmer für uns beiden Mädels gebucht (nein Raymund, es ist nicht das Wellness-Hotel geworden, denn für Wellness haben wir bei eurem Programm keine Zeit ;-))

Als David erfahren hat, dass wir schon am Freitag anreisen, hat er uns kurzerhand zum Karate- und Kobudotraining am Freitagabend eingeladen. Das wäre echt genial. Ich mache das mal davon abhängig, wie wir auf der Autobahn durchkommen, wann wir im Hotel sind und die Nahrungszufuhr zufriedenstellend abgehandelt ist.

Eine Übernachtungsmöglichkeit für die nächsten Besuche besteht potentiell auch schon, denn einer der Trainer hat uns sein Gästezimmer angeboten. Das fand ich wirklich super nett! Für dieses Mal bleibt es aber erst mal das Hotel, dass wir schon gebucht hatten. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal. Es ist jedenfalls ein tolles Gefühl, wenn die "Familie" sich über unseren Besuch anscheinend genau so freut wie wir.

Ich freue mich schon richtig, meine Kobudo-Familie (David hat gesagt, wir gehören nun zur Familie) wieder zu sehen und vielleicht endlich mal besser kennen zu lernen.
So, nun alle Sachen ins Auto packen und meine Freundin Kerstin einsammeln. Hoffentlich ist nicht wieder Stau auf der Autobahn, so dass wir nicht länger als nötig in der Hitze fahren müssen ;-)

David, Raymund, Wolfgang, Klaus und all ihr anderen, wir kommen und freuen uns auf ein grandioses Wochenende.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Wurdest du degradiert?

Dies fragte mich gestern ein Sportkollege, der meine ganze Entwicklung vom Eintritt in meinen jetzigen Verein als Gelbgurt bis zu meinem jetzigen Blaugurt miterlebt hatte.
Der Grund war, dass wir uns in der Kobudo-Trainingseinheit befanden und ich einen Gelbgurt trug.
Da wir im Moment Kobudo neben dem Shotokan-Karate trainieren, ist das mit den Gürtelfarben gerade etwas kompliziert. Die Anweisung unseres Trainers lautet, dass wir im Verein unsere höchste Graduierung tragen dürfen, auf offiziellen Kobudo-Lehrgängen aber ausschließlich unsere Kobudo-Graduierung. Da ich ja kürzlich meine erste Kobudo-Prüfung abgelegt habe, bin ich in der Kobudo-Welt eine Gelbgurtin und in der Shotokan-Welt eine Blaugurtin.
Ich halte es für unlogisch, dass ich auf einem Kobudo-Lehrgang meine Kobudo-Graduierung tragen muss, im Kobudo-Training aber nicht. Deshalb trage ich nun im Kobudo-Training stolz meinen Gelbgurt und im "normalen" Training meinen Blaugurt.
Das machen natürlich die wenigsten. So stehen im Kobudo-Training alle Graduierungen bis mehrfacher Dan neben mir, obwohl die höchste Kobudo-Graduierung bei uns der Orangegurt ist. Außerdem haben auch nicht alle, die Kobudo trainieren eine Prüfung abgelegt. Es läuft also bezüglich der Gürtelfarben im Moment ziemlich durcheinander, da eigentlich keine klare Ansage gemacht wurde.

Mir ist das prinzipiell vollkommen egal. Für mich ist es so logisch, wie ich es gerade mache, Gelb beim Kobudo, Blau beim Shotokan. Falsch ist es definitiv nicht. Schämen muss ich mich für keine Farbe, denn ich habe mir alle hart erarbeitet. Außerdem ist es viel wichtiger, dass ich an mir arbeite, als mich darum zu kümmern, was die anderen um mich herum machen!

Also nein, ich wurde nicht degradiert, ich versuche nur gerade beiden Welten gerecht zu werden.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Erste Trainingseinheiten mit dem Bo

Nachdem nun alle die wollten ihre Hanbo-Prüfung abgelegt hatten, wird nun auch zusätzlich zu der Hanbo-Einheit eine Bo-Einheit angeboten. Da wir, zumindest vorerst, keine zusätzlichen Hallenzeiten bekommen, musste von einer bestehenden Karate-Einheit eine Stunde abgezweigt werden. So haben wir nun Dienstags bis zu den Sommerferien zunächst eine Stunde Bo-Training und danach unser reguläres Karatetraining.
Diese Gruppe ist bisher, im Vergleich zur Hanbo-Gruppe, sehr klein und übersichtlich, was wahrscheinlich aber auch daran liegt, dass das Training schon um 18 Uhr beginnt.
Unser Trainer Torsten hält das Training bisher eher locker, d.h. im Vergleich zum disziplinierten Shotokan-Training ohne viel Zeremonie. Bisher hat er nur wenige Techniken gezeigt, diese dafür aber um so gründlicher. Er lässt uns viel Zeit zum probieren und erfahren. So kommt man sehr oft selber darauf, warum eine Technik so und nicht anders durchgeführt werden muss. Wir müssen ja auch erst mal "warm werden" mit dem Bo.

Mit dem Hanbo-Wissen im Kopf fällt es mir auch wesentlich leichter, die Techniken zu erlernen. Wobei ich gestehen muss, dass ich direkt nach der Hanbo-Prüfung angefangen habe, die Theorie der Bo-Prüfung zu lernen. Die Techniken tragen fast immer den gleichen Namen, nur die Ausführung variiert etwas. Aber so wie Torsten und in kleinen Schritten an das Thema ranführt, kann man auch als Anfänger sehr gut folgen.
Ich habe ja nun schon öfter ein Bo in der Hand gehabt und versuche mich nun eher auf die Feinheiten zu konzentrieren. Die grundsätzliche Ausführung ist meist schon bekannt, was aber noch nicht heißt, dass es schon "Prüfungsfähig" ist.
Ich freue mich schon auf das was kommt. Besonders auf das Erlernen der Kata. Die habe ich auf dem Friedberger Lehrgang und auf unserem eigenen schon etwas kennen lernen dürfen und weiß, dass ich sie ziemlich toll finde. Währen die Hanbo-Kata nur aus drei Techniken bestand und ziemlich langweilig war, geht es hier nun erstmals richtig zur Sache ;-)

Sonntag, 5. Mai 2013

Kobudo-Lehrgang und -Prüfung

Gestern war also der große Tag. Die Hessen waren wieder bei uns und wir würden unsere ersten beiden Prüfungen mit dem Hanbo ablegen. Seit Wochen zählte ich die Tage bis zu diesem Termin.
Bei mir war alles generalstabsmäßig geplant. Ich wollte früh an der Halle sein, um vielleicht noch die Möglichkeit, auf das eine oder andere Gespräch zu haben. Als ich ankam, traf mich fast der Schlag. Der eigentlich ziemlich große Parkplatz war rappelvoll. Sogar die illegalen Stellplätze waren voll belegt. Der Grund war irgendeine Laufveranstaltung auf dem Sportplatz. Das hat mich ziemlich aus dem Tritt gebracht und irgendwie den ganzen Tag nachgewirkt. Also wieder nach Hause gefahren (was fast um die Ecke war) und den Gatten gebeten, mich hinzufahren. Danach versucht, bepackt mit schwerer Sporttasche, einem Korb mit Salat und der unhandlichen Waffentasche durch das Getümmel zu kommen. Am Ende der ca. 500 m langen Strecke hatte ich, glaube ich, alle blöden Kommentare die man zum Thema Kampfsport wohl hören konnte gehört.

Nach und nach trudelten die Mitglieder unseres Dojos ein. Die Hessen waren dieses Mal zu dritt gekommen, neben David und Raymund war auch Wolfgang mitgekommen. Die Stimmung war gut und alle waren gespannt, was die drei für uns geplant hatte. Vor der ersten Einheit hatte ich noch die Möglichkeit "Tonfas an zu probieren". Raymund hatte verschiedene Griffstücke und Längen im Gepäck. Nun weiß ich, welche ich brauche, wenn wir mit dieser Waffe anfangen.
Dann begann auch schon die erste Einheit, die Hanbo-Einheit. David und Raymund gingen noch einmal das komplette Prüfungsprogramm durch und übten mit uns die Feinheiten. Ich hatte mir eigentlich gewünscht etwas neues zu Lernen (insgeheim hatte ich auf eine neue Kata gehofft), aber die meisten waren wahrscheinlich ganz dankbar, noch einmal alles zu üben. Ich denke, die beiden wollten sich in der eher ungezwungenen Atmosphäre ein Bild machen, wie wir grundsätzlich alles umgesetzt haben. Eine Prüfung ist immer eine besondere Situation und da zeigt man bekanntlich manchmal die merkwürdigsten Sachen. Die beiden gingen wie gewohnt durch die Reihen und korrigierten hier und da, dieses Mal schon wesentlich genauer, als bei unserem ersten Lehrgang. Dankbar für jede Korrektur versuchte ich alles sofort um zu setzen. Teilweise fiel es mir ziemlich schwer, weil ich mich nicht richtig konzentrieren konnte und mich dadurch schnell verunsichern ließ. Ich mag die beiden Hessen ja mittlerweile unheimlich gerne und weiß, dass sie sehr gute Trainer und absolut nicht böse oder gemein sind.

Nach der Mittagspause kam die Bo-Einheit. Eine kleine Gruppe trainierte weiter mit Raymund und dem Hanbo, um für die Prüfung noch besser vorbereitet zu sein. Der Rest trainierte mit David die Bo Sandan. Die kannte ich schon vom Lehrgang in Friedberg, trotzdem war seitdem wieder einiges aus meinem Kopf verschwunden. Hängen geblieben ist lustigerweise das "Geruder" vom Anfang, das hatte mir mein Reihennachbar Lazlo in Friedberg sehr ausführlich erklärt. Außerdem wurde ich dort immer von Klaus gecoacht. Auch hier ging David wieder durch die Reihen und korrigierte hier und da und ließ auch mal sich plötzlich auftuende schwarze Löcher verpuffen. Ich persönlich finde diese Kata ziemlich toll und freue mich, dass wir sie bald auch in unserem Dojo trainieren werden.

Nach einer weiteren kurzen Pause kam dann die Prüfung. Unsere beiden Trainer starteten als erstes und legten souverän ihre Prüfung zum Orangegurt mit dem Bo ab.
Dann kamen wir mit der Prüfung zum Gelbgurt. Raymund prüfte die eine Hälfte, David die andere Hälfte. Meine Trainingspartnerin Kerstin und ich durften vor David zeigen, was wir gelernt haben. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, ganz entspannt zu sein und einfach das zu zeigen, was wir im Training hundertmal gemacht haben. Aber aus irgendeinem, mir vollkommen unverständlichen Grund, war ich dann doch ziemlich nervös und machte einige blöde Fehler über die ich mich im Nachhinein total geärgert habe. Bestanden haben wir aber alle. Leider haben wir nach der Prüfung kein direktes Feedback von David bekommen, sondern nur unsere Trainer über uns. Na ja, grundsätzlich weiß ich, wo es noch hakt und was ich noch üben muss. Außerdem habe ich vorher im Training von David mehr als genug Verbesserungsvorschläge zum Umsetzten bekommen.

In Niedersachsen sind wir nun die allerersten Kobudo-Kyu-Prüflinge. Das ist doch auch mal was. Ab nächster Woche geht es dann mit dem Hanbo weiter und zusätzlich kommt eine Bo-Einheit bei Torsten dazu. Eigentlich wollte ich das Hanbo in die Ecke stellen, aber ich werde wohl doch weiter zum Training gehen. Nicht das unser Trainer demnächst mit seinem Hanbo alleine da steht ;-)

Ich hatte während des ganzen Lehrgangs das Gefühl, dass die Atmosphäre nicht so entspannt war, wie beim ersten Lehrgang. Wahrscheinlich lag es daran, dass die meisten von uns die Prüfung ablegen wollten und dementsprechend nervös waren. Selbst David schien etwas angespannter als bei den letzten Treffen. Dafür waren Raymund und Wolfgang wie gewohnt tiefenentspannt und haben mich ständig zum Lachen gebracht ;-) Trotzdem schade, dass die lockeren Gespräche, das gegenseitige Kennenlernen in der Situation kaum möglich sind bzw. waren. Aber vielleicht klappt es ja beim nächsten Lehrgang, wenn die Organisation und Durchführung nicht nur auf den Schultern von David und Raymund ruht.

Irgendwie habe ich nämlich doch den Wunsch, meine neue Kobudo-Familie mal etwas besser kennen zu lernen ...

Freitag, 3. Mai 2013

The day before (Kobudo-Lehrgang und -Prüfung)

Ich habe irgendwann nicht mehr daran geglaubt, dass die Ente Tai-Curry mal aus meinem Gehirn verschwindet. Das ich irgendwann mal weiß, was ich zu tun habe, wenn der Trainer eine Kobudo-Technik ansagt.
Irgendwann hat mich das auch etwas nervös gemacht. Was, wenn ich in der Prüfung nicht weiß, was ich machen soll? Wenn David und Raymund nachher vor mir stehen und sagen "Wie und dafür hast du ein Jahr Vorbereitung gebraucht? Lächerlich!" Ja, ich weiß, alles Blödsinn, aber der Kopf spielt einem schon manchmal merkwürdige Streiche.

Also begann ich frühzeitig, mich diesem Problem zu stellen. Ich bastelte mir ganz old-fashioned Karteikarten. Auf der einen Seite der Name der Technik, auf der anderen Seite Bilder der Technik.
Jeden Tag bin ich alle Karteikarten durchgegangen und jeden Tag habe ich wieder fast alles vergessen. Am nächsten Tag kam es mir oft vor, als ob ich den Begriff noch nie im Leben gesehen habe. Im Training stand ich dann wieder da und über die Hälfte der Techniken riefen genau gar keine Reaktion in meinem Gehirn ab. Ich ärgerte mich über mich selbst und über mein Unvermögen. Dabei machte mir Kobudo wahnsinnigen Spaß. OK, das Hanbo ist jetzt nicht gerade meine Waffe, aber ich hatte ja auch schon anderes kennen und lieben gelernt. 
Und irgendwann machte es dann "klick". Ich glaube, das passierte in den zwei Wochen, wo ich auf vier statt zwei Beinen unterwegs war und nicht zum Training gehen konnte. Auf einmal war das große Ganze da. Das Verständnis, wie diese Begriffe zustande kommen, wie sich die Techniken begrifflich zusammensetzen und was sie bedeuten. Irgendwann blieb auch der Ablauf des Kumites und der Kata mal für länger als zwei Minuten im Kopf. Ich vermisste richtiggehend das Training und hatte ernsthaft Sorge, dass ich bis zur Prüfung immer noch nicht wieder laufen könnte. Die Sorge war absolut unbegründet, seit zwei Wochen trainiere ich wieder.
Ab dann lief es. Ich lief hier zu Hause das Kihon, die Kata und das Kumite ohne Probleme durch. Auch beim Training begann beim Nennen der Technik in meinem Kopf ein Film abzulaufen, so wie ich es im "normalen" Training kenne. Gestern war dann das letzte Training vor der Prüfung. Ich hatte mir vorgenommen, bis dahin alles sicher laufen zu können. Und was soll ich sagen, was Anfangs vollkommen undenkbar schien, hat geklappt. Ich konnte alles laufen, ich konnte sogar mit anderen darüber reden. Die Begriffe saßen, ich hatte sogar mittlerweile die Reihenfolge der Techniken behalten, obwohl ich darauf nie den Fokus gelegt habe. Das mich unsere Jungspunde als Streberin bezeichnet haben, nehme ich mal als Kompliment.

Jetzt weiß ich, ich bin bereit für die Prüfung und werde morgen mein Bestes geben und hoffentlich bestehen.

Dienstag, 23. April 2013

Prüfungsvorbereitung Kobudo

In einigen Tagen ist es soweit, unsere erste Kobudo-Prüfung findet statt. Dazu werden David und Raymund zu uns ins Dojo kommen und die Prüfung im Rahmen eines Lehrgangs abnehmen.
Die Prüfungsvorbereitung geht also in die Endphase. Ich bin auch etwas nervös, weil ich natürlich eine vernünftige Prüfung zeigen möchte und David und Raymund, die extra für uns 300 km weit gefahren sind, nicht enttäuschen möchte.
Bis zur Prüfung müssen alle Kihon-Techniken sitzen, ich muss die Kata laufen können und das Kumite mit einem Partner zeigen. Da wir nur einmal in der Woche Kobudo-Training haben und ich bis vor einigen Wochen noch massive Probleme hatte, mir die neuen Begriffe zu merken (ich sag nur: Ente Thai-Curry scharf), war mir relativ schnell klar, dass ich auch zu Hause für die Prüfung lernen muss.
Also begann ich, mir Karteikarten zu machen, denn damit konnte ich schon während des Studiums sehr gut lernen. Dieses Mal ist der Lernstoff zwar deutlich übersichtlicher, aber die Methode ist eben bewährt. Auf die eine Seite kam der Name der Technik und auf die andere ein Bild.
Die Karten liegen nun im Bad, denn da komme ich mindestens zweimal am Tag vorbei ;-) Einige Namen habe ich schon ganz gut verinnerlicht, jedoch bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich das Wissen auch unter Stress abrufen kann. Mein Gehirn produziert nämlich zu solchen Gelegenheiten mal ganz gerne schwarze Löcher ;-)
Im Training versuche ich konzentriert aufzupassen (nicht, dass ich das sonst nicht mache) und mir alle Feinheiten einzuprägen. Meine Kata sieht leider immer noch so aus, als ob ich einen Spaziergang machen. Kime ist was anderes. Irgendwie bin ich noch unsicher, habe zudem auch noch Angst, dass ich meinem Vorder- oder Hintermann das Hanbo über den Schädel ziehe. Das Kumite klappt schon viel besser, mit der richtigen Reihenfolge kämpfe ich noch.
Ich denke, man sieht einfach sehr deutlich, dass das Hanbo und ich keine Freunde sind und niemals sein werden. Genau das ärgert mich. Denn eigentlich sollte ich souverän da drüber stehen, diese Prüfung machen, das Hanbo freundlich aber bestimmt in die Ecke stelle und mir mein Bo schnappen. Soweit zur Theorie, an der Praxis arbeite ich noch ;-)

Sonntag, 24. März 2013

Kobudo-Lehrgang in Friedberg (4) - Feedback

Meinen Berichten kann man ja schon entnehmen, dass ich absolut begeistert war. Die 300 km haben sich in jedem Fall gelohnt. Ich habe viel gelernt und auch viele nette Menschen kennen lernen dürfen.
Ein paar Stichwörter noch zum Ende:

  • Der Lehrgang war einer der intensivsten und lehrreichsten, die ich bisher erleben durfte. Ich bin stolz, ein Teil der, bisher noch übersichtlichen, Kobudo-Familie sein zu dürfen. Außerdem schätze ich den guten und unkomplizierten Kontakt zum Kobudo-Kernteam.  
  • Das kurze zusammen sitzen am Ende, um ein generelles Feedback zu bekommen, finde ich toll. Es zeigt, dass es ein Miteinander sein soll und das wir zu einer Kobudo-Familie werden können. 
  • Eine super Idee war es, das man sich Waffen ausleihen konnte, um mit diesen zu trainieren. Nur so kann ich fest stellen, ob ich mit einer Waffe klar komme und welche Ausführung der Waffe die richtige für mich ist. Ebenfalls ist es sehr angenehm, dass man alle Waffen direkt vor Ort kaufen kann und zu den verschiedenen Ausführungen beraten wird. Man kann sich darauf verlassen, dass man eine brauchbare Waffe bekommt und muss nicht selber das Internet durchforsten.
  • Ich hätte gerne mehr Zeit gehabt, um mich mit David, Raymund und dem Rest der Hessener Kobudo-Truppe zu unterhalten und mehr über Kobudo zu erfahren. Auch mit Klaus hätte ich gerne länger über Tessen reden wollen. Leider fehlte dazu die Zeit. Aber zumindest David und Raymund sehen wir im Dojo ja bald schon wieder. 
  • Bei der Gruppengröße wäre eine größere Halle nicht schlecht gewesen. Trotz der kleinen Halle gab es aber keine Kollateralschäden, weil alle sehr rücksichtsvoll und aufmerksam mit den Waffen hantierten. Zumindest bei uns Frauen gab es keine Engpässe in der Umkleide. Wir waren aber auch zahlenmäßig deutlich unterrepräsentiert.
  • Einen Kaffee hätte ich nicht abgelehnt. Zum Essen bin ich ohnehin nicht gekommen, weil alles andere viel interessanter war und die Pause für Essen UND Gespräche einfach zu kurz waren. Da waren die Gespräche eindeutig wichtiger und mein mitgebrachtes Essen ist wieder mit nach Hause gekommen ;-)
Was bleibt, ist die Erinnerung an einen genialen Samstag. Die insgesamt 600 km Fahrt und die leichten Muskelschmerzen sind schon wieder vergessen.

Kobudo-Lehrgang in Friedberg (3) - Bo-Einheit

Nach einer kurzen Mittagspause, die ich dazu nutzte, meinen Waffen-Fundus um Sai-Gabeln zu erweitern schloss ich mich Davids Bo-Einheit an.
Schnell merkte ich, dass mein Gehirn schon schwer zu kämpfen hatte, noch mehr Neues aufzunehmen. Da ich aber schon mehrfach ein Bo in der Hand hatte und ziemlich passend neben jemandem stand, der das Gerät sehr gut beherrschte (Lazlo), klappte das Meiste ganz gut. Ich liebe das Bo ja nach wie vor heiß und innig und habe mich daher wahnsinnig gefreut, dass David mit uns eine Kata, die Bo Sandan, trainierte. Einzeln gesehen sind die Techniken alle gut zu bewältigen, aber bis ich den genauen Ablauf sicher abrufen kann, ist noch einiges an Training nötig.
Auch hier war ich wieder fasziniert, wie es David schaffte, uns diese komplexe Kata in kleinen, nachvollziehbaren Häppchen nahezubringen. 

Beeindruckt hat mich an der Bo-Einheit, dass es trotz der vielen Teilnehmer, der doch sehr großen Waffe und der etwas kleinen Halle zu keinen Kollateralschäden kam. Mein Nachbar Lazlo wollte mir zwar zum Schutz mehrfach einen Schildkrötenpanzer (Tinpe) auf den Kopf setzen, hat es dann aber doch vorgezogen, mir nicht sein Bo über den Schädel zu ziehen. Ich selber musste auch immer höllisch aufpassen, dass ich meinen beiden Nachbarn keine Gehirnerschütterung verpasse.
Einen Treffer meines Hintermannes hätte ich aber wohl eher selber zu verantworten, denn im meiner Adrenalin-Hochstimmung bin ich mehrfach ohne aufzupassen Max vor die Füße gelaufen, der aber auch immer rechtzeitig sein Bo stoppen konnte (Danke Max!).

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Kobudo-Lehrgang in Friedberg (2) - Sai-Einheit

Ich schnappte mir Davids Sai-Gabeln und schloss mich seiner Gruppe an.  Zum warm machen musste ich mich leider erst mal wieder von den Sai-Gabeln trennen. David machte ein kurzes, effektives Aufwärmprogramm ohne die üblichen fiesen Geschichten. Es war wirklich mal Aufwärmen, was Spaß machte, auch wenn es in meinen Augen natürlich zu viel Körperkontakt gab ;-)
In der Gruppe waren überwiegend Sai-Neulinge, was mir natürlich sehr entgegenkam.
David erklärte etwas über die Waffen und startete dann mit dem Kihon, bei dem er uns Stück für Stück den Umgang und die richtige Haltung erklärte. Davids Sai-Gabel lagen schon mal super in meiner Hand und ließen sich auch sehr gut führen, was wahrscheinlich am guten Training durch den Besitzer liegt.
Meine erste Sorge, dass ich den Übergang von "Sai zeigt Richtung Ellenbogen" (Gyakute Mochi) zu "Sai zeigt auf Gegner" (Honte Mochi) nicht schaffe, hatte sich direkt zerschlagen, denn das war, bedingt durch den Aufbau eines Sai einfacher als es aussah. Schwieriger war es aber, ein Sai nach vorne zu führen und das andere wie als Hikite nach hinten zu ziehen. Dafür brauchte ich eine ganze Weile und zuverlässig klappt es immer noch nicht.
Wir liefen einige Techniken, viele von denen kannte ich aus dem Shotokan, nur eben ohne Sai. David korrigierte immer wieder die richtige Haltung der Sai-Gabeln. Es klappte alles schon erstaunlich gut und mit etwas Übung ist da sicher noch einiges zu machen. Ein kurzer Blick in die Augen von Braungurt Michael verriet mir, hier hatte außer mir noch jemand gewaltig Feuer gefangen.
Nach einiger Zeit gingen wir zum Kumite über. Hier wird natürlich nicht Sai gegen Sai gekämpft, sondern Sai gegen Bo. Dafür sollten wir uns einen Partner suchen. Hier habe ich, das war mir schon nach der ersten Partnerübung klar, das ganz große Los gezogen. Ein ziemlich großer, stämmiger Schwarzgurt (vor dem ich schon im Vorbei gehen ordentlich Respekt hatte) fragte mich freundlich, ob ich mit ihn trainieren wollte. Keine Frage, wenn ein Schwarzgurt dich zum Training auffordert, lehnt man das nicht ab. Zu dem Zeitpunkt war mir gar nicht klar, wen ich da vor mir hatte. Erst später im Auto klärte mich mein Trainer Torsten darüber auf, dass Klaus den 2. Dan in Shotokan und Kobudo trägt und selber Trainer ist. Ich ging erstmal davon aus, dass ich von einem Dan-Träger immer lernen kann und hoffte, dass ich mich nicht so blöd anstellen würde, dass er enttäuscht ist. Er nahm sich mit den Worten "Du musst mit den Sai-Gabeln üben" mein Bo und stellte sich mir gegenüber. Meine Schwachpunkte hatte er sehr schnell erfasst: Ich nehme ungern Blickkontakt zu meinem Gegner auf, ich denke zu viel nach, meine Schultern sind oben, ich versuche alles mit Kraft zu bewältigen, ich bin unsicher. Ruhig und geduldig, leise und respektvoll unterstütze er mich dabei, die Vorgaben von David umzusetzen, gab mit wenigen Worten effektiv Hilfestellung. Sein promptes Feedback motivierte mich nur noch mehr, alles zu geben und vollen Einsatz zu zeigen, mich immer wieder zu zwingen, an meinen Schwächen zu arbeiten. Selten habe ich ein so intensives und lehrreiches Partnertraining erlebt. Ich hätte Stunden mit ihm weiter trainieren können. Ein wahnsinnig guter Trainer, mit dem ich jede Sekunde genossen habe und neben David und Raymund für mich einer der eindrucksvollsten Menschen dieses Tages. Auch in der späteren Einheit kam ich immer wieder in den Genuss seines leisen, wohlwollenden Coachings, welches ich dankbar angenommen habe.

Am Ende der Sai-Einheit gab ich schweren Herzens die Sai-Gabeln an seinen Besitzer David zurück. Es war die richtige Entscheidung, den Lehrgang zu nutzen, um mit dieser, für mich bisher unbekannten Waffe, zu trainieren. Die Sai-Gabeln haben großes Potential "meine Waffe" zu werden, denn das Training hat wahnsinnig Spaß gemacht. Die Kombination von David als Trainer und Klaus als Trainingspartner war einfach genial. Besser hätte es kaum werden können.
In der Mittagspause wurde ich dann selber Besitzerin von Sai-Gabeln, denn unser Kobudo-Hessen-Team trainiert uns nicht nur, sondern versorgt uns auch mit anständigen Waffen.

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Kobudo-Lehrgang in Friedberg (1) - Ankommen

Samstag morgen, 4:30 Uhr klingelte bei uns der Wecker. Voller Vorfreude stand ich nur Sekunden später hellwach vor meinem Bett. Kurzer Selbstcheck: Keine Ausfallerscheinungen, die Viren, die der Gatte hier in der Woche verteilt hat, konnte ich erfolgreich abwehren. Duschen, kurzes Rekonstruktionsprogramm, Espresso im Stehen, Verpflegung vom Kühlschrank auf die Taschen verteilen, kurze Taschen- und Waffenendkontrolle  - Fertig! Überpünktlich standen mein Trainer Torsten und meine Freundin Kerstin vor der Tür, so dass wir kurz nach halb sechs Richtung Hessen starten konnten. 300 km Autobahn lagen vor uns. Um 10 Uhr sollte der Lehrgang beginnen, planmäßig wollten wir um 9 Uhr in Friedberg sein. Wir waren uns im Vorfeld einig, dass wir besser zu früh da sein wollen, als zu spät.

Souverän chauffierte uns der Gatte durch den frühen Morgen, während Torsten noch etwas schlief und Kerstin und ich das taten, was Frauen nun mal machen - sich anschweigen die Welt retten quatschen.
Die Straßen waren frei, wir kamen dementsprechend gut durch, trotzten in Friedberg einer Straßensperrung und fanden zügig die Schule, in dem der Lehrgang stattfinden sollte. Da noch reichlich Zeit war, suchten wir uns erst mal ein Cafe in dem doch sehr hübschen Örtchen, um unseren Adrenalin-Pegel noch zusätzlich durch Koffein anzukurbeln.
Gegen halb 10 waren wir dann in der Halle, begrüßten den Rest unseres Dojos und den Gastgebervereins. Ich habe mich erst mal gefreut, David und Raymund wieder zu sehen und war gespannt, was sie sich alles für uns ausgedacht hatten. David drückte mir gleich ein paar seiner eigenen Sai-Gabeln in die Hand, damit ich die in der Sai-Einheit ausgiebig testen konnte. Die hatte er gerade neu mit einem neongrünen Griffband versehen, so dass ich auf jeden Fall keine Angst haben musste, dass ich sie nach dem Ablegen mit anderen verwechselte. Wirklich super, dass die beiden uns die Möglichkeit gaben, auch andere Kobudowaffen kennen zu lernen, mit denen bei uns im Verein gerade noch nicht trainiert wurde.
Dann durfte ich auch den dritten Kobudo-Buch-Autoren Wolfgang kennenlernen. Mit ihm hatte ich bisher nur Mailkontakt, um das erste Buch zu bestellen. Nun konnte ich ihn persönlich treffen und meinen bestelltes zweites Kobudobuch entgegen nehmen. Witzig ist das schon, wenn dich im Vorfeld schon alle mit Namen kennen, weil man vorher intensiven Mailkontakt hatte und einige deinen Blogeintrag zum letzten Treffen gelesen haben ;-) Die kleine Halle wurde immer voller und voller und ich stellte fest, dass wir mit unsern zwölf Dojo-Mitgliedern ungefähr die Hälfte aller Anwesenden stellten. Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, dass David selber etwas erstaunt war, dass über zwanzig Leute zu seinem Lehrgang gekommen waren. Ich finde es einfach super, dass das Shotokan-Kobudo so gut angenommen wird und das wir daran beteiligt sein dürfen, wie sich das alles über Deutschland verbreitet.
Beinahe hätte ich vergessen, meinen Karateanzug anzuziehen, da alles andere einfach viel zu spannend war. Aber ich stand dann auch wie alle anderen fertig angezogen (dieses Mal mit weißem Gürtel) in der Reihe zum Begrüßen. David stellte sich und seine Kollegen vom Kobudo Hessen vor und danach teilten wir uns auch schon in zwei Gruppen. Raymund übernahm die Hanbo-Gruppe und David die Sai-Guppe.

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Freitag, 22. März 2013

Du machst doch auch Pfingsten Prüfung, oder?

Diesen Satz habe ich in den letzten Wochen mehrfach gehört. Und ihn jedes mal mit "Ja" beantwortet. Und jedes Mal hat mein Bauch "Nein" geschrien.
Bisher habe ich jedes Jahr eine Prüfung gemacht und die letzte Prüfung war letztes Jahr vor den Sommerferien. Es wäre also ein knappes Jahr rum und damit langsam an der Zeit.
Aber will ich das eigentlich? Grundsätzlich möchte ich schon irgendwann meinen 4. Kyu machen, aber im Moment eigentlich nicht.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese Prüfung bestehen würde, weil ich eigentlich alles, was verlangt wird, einigermaßen zeigen kann. Das eine etwas besser, das andere etwas schlechter. Die Erfahrungen der letzten Prüfungen zeigte mir, dass immer sehr wohlwollend bewertet wird. Mit der richtigen Kime kann man schon eine Menge erreichen. Wenn man sich nun noch Mühe gibt und eine halbwegs vernünftige Technik zeigt, hat man schon gewonnen und bekommt den begehrten Stempel/Aufkleber. Das ist jetzt gar nicht mal böse gemeint, aber so erlebe ich es.
Und jedes Mal, wenn ich als Zuschauer dabei bin, ärgere ich mich wieder darüber, dass einige Mitprüflinge die Prüfung bestehen, obwohl sie eigentlich eine katastrophale Leistung gezeigt haben. Letztendlich ist es vollkommen egal, was die anderen zeigen, denn in meinem Training geht es nur um mich und das ich eine ordentliche Leistung zeige.
Aber zeige ich selber eine akzeptable Leistung? Im Moment? Nein! Mir fallen spontan so viele Dinge an, an denen ich ernsthaft arbeiten muss. Meine Schwachstellen kenne ich sehr gut selber und ich bekomme auch von meinen Trainern und Trainingspartnern dementsprechendes Feedback.

Ich habe Angst, dass ich mit jeder Prüfung ein schlechteres Niveau abliefere, weil ich eine eigentlich schlechte Leistung als für mich ausreichend definiere. Schon bei der letzten Prüfung hatte ich dieses Gefühl im Bauch, dass es eigentlich zu früh ist und dass die Leistung eigentlich nur ausreichend ist. In Summe kommt da, je höher die Graduierung ist, einiges zusammen. Und am Ende stehe ich da mit einem riesen Berg an Defiziten, den ich nur schwer bewältigen kann. In meinem Leben außerhalb des Sports gebe ich mich auch nicht mit ausreichenden Leistungen zufrieden, ganz im Gegenteil.

Also habe ich beschlossen, genau hier eine Prüfungs-Pause einzulegen. Ich werde so lange weiter trainieren und versuchen an mir zu arbeiten, bis ich selber das Gefühl habe, ich kann dem nächsten Gurt gerecht werden.
Mit einem Blaugurt kann man sich durchaus selbstbewusst in die Reihe stellen. Man ist kein Anfänger mehr, aber auch kein Dan-Träger. Man erwartet von mir, dass ich grundsätzlich weiß, was ich mache, aber es darf auch noch Luft noch oben zu sehen sein.
Wie lange die Prüfungspause dauern wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht passiert auch jetzt mehr, wenn der Druck erst mal raus ist und ich nicht mehr nur stur auf eine Prüfung hin trainiere, sondern daran, ein besseres Niveau zu erreichen. Wir werden sehen ...

Donnerstag, 21. März 2013

Friedberg, wir kommen - Two days before

Als unser Trainer im Training die Einladung der Hessen zu einem Kobudo-Lehrgang ankündigte, war ich sofort begeistert.
Der Kalendercheck verlief ja dann auch positiv, es stellte sich nur noch die Frage, wie wir in den Süden kommen. Unser Trainer wollte versuchen einen Bus (oder zwei) unseres Vereins zu reservieren. Mir war aber sofort klar, dass es eher unwahrscheinlich ist, mit dem Vereinsbus mitfahren zu können. Zum Einen ist der Fuhrpark sehr übersichtlich und zum Anderen bekommen gefühlt immer die anderen Gruppen einen Bus. Sollten wir trotzdem einen Bus bekommen, muss ich darin erst mal einen Platz bekommen. Die Anmeldeliste wurde nämlich länger und länger.
Als ich zu Hause meinem Mann von dem Lehrgang erzählte, war ihm anscheinend sofort klar, dass ein Plan B entwickelt werden müsste, denn ihm war klar, dass ich wahrscheinlich über Wochen Trauer tragen würde, wenn ich keine Möglichkeit finden würde, zu diesem Lehrgang zu kommen. Natürlich hätte ich mich auch in die Familienkutsche setzten und selber fahren können. Ich weiß nur mittlerweile aus Erfahrung, wie ich mich nach einem Lehrgang fühle. Fertig wie ein Brötchen, der Adrenalin-Pegel baut sich langsam ab, ich kämpfe mit den üblichen Nebenwirkungen von Adrenalin, Übelkeit und Müdigkeit, während mich letztere meist noch vor der Auffahrt auf die Autobahn übermannt. Bei 350 km und einem potentiell vollem Auto gar keine gute Idee.
Habe ich mal erwähnt, dass ich den besten Ehemann der Welt erwischt habe? Plan B war nämlich noch am selben Abend entstanden. Er schlug vor, mich und zwei weitere Trainingskollegen nach Friedberg zu fahren und den Tag im Mathematikum in Gießen zu verbringen. Während ich dann Abends meine Augenlieder von innen nach Verletzungen absuche, wird er uns wieder sicher nach Hause bringen.

Es kam, wie erwartet, kein Bus war zu bekommen, also Plan B. Die beiden Mitfahrer waren schnell gefunden, Trainer Torsten und meine Freundin Kerstin.

Seit dem wird hier generalstabsmäßig geplant. Wer mich kennt weiß, ich komme voll auf meine Kosten.
Ich hatte in den letzten Wochen (für meine Verhältnisse) intensiven Mailkontakt mit Raymund und David, um den Lehrgang für mich zu planen. Da bei mir der Wunsch bestand, die Sai-Einheit mitzumachen, wollte ich im Vorfeld erst mal klären, was die beiden dazu sagen und ob sie mir evtl. sogar davon abraten. Haben sie nicht, sie haben mich im Gegenteil noch ermutigt und unterstützt. Mit Raymund habe ich abgesprochen, dass ich zunächst Sais ausleihen und ausgiebig testen und dann "meine Sais" bei ihm bestellen möchte. Bei dieser Waffe ist es nämlich wichtig, dass sie die richtige Größe haben. Im Mai, wenn die Hessen dann bei uns sind, werde ich sie dann bekommen. Bis dahin muss das Lehrbuch reichen, dass ich in diesem Zug gleich mal reserviert habe ;-)

Zwei Tage vor Abfahrt bin ich quasi abfahrbereit, seit Montag landet nach und nach alles auf dem Mitnehm-Haufen:
  • Mitfahrer definiert, falls nötig Anfahrt zu uns erklärt, Abfahrtzeit geklärt - check
  • Navi programmiert, für Navi-Fail (bei der Möhre nicht ausgeschlossen), GoogleMaps befragt - check
  • Wettergott bestochen, dass er seinen Schnee wo anders fallen lässt und die Straßen nach Friedberg verschont - in progress
  • Karateanzug - check
  • weißer Gürtel (mein Kobudograd, da ich noch keine Prüfung gemacht habe) - check
  • blauer Gürtel (falls alle anderen ihren Shotokan-Grad tragen) - check
  • Kindle für die Autofahrt mit Büchern und Strom versorgen - check
  • Futter und Getränke -in progress
  • DKV-Ausweis - check
  • Duschzeug - check

Der Mitnehm-Haufen

Samstag morgen, um 5:30 Uhr geht es los. Wenn nichts dazwischen kommt, stehen wir um 10 in der Halle und beginnen unsere erste Einheit. 

Natürlich werde ich berichten, wie es war ;-)

Mittwoch, 20. Februar 2013

Gegenbesuch bei den Hessen

Noch vor dem 2. Besuch der Hessen am 04.05.2013, werden einige von uns der Einladung folgen und die Jungs in ihrem Dojo besuchen und an einem Kobudo-Lehrgang teilnehmen.
Obwohl der Weg dahin schon ziemlich weit ist (~ 350 km), habe ich nach einem kurzen Kalendercheck sofort zugesagt. Ich freue mich jetzt schon wahnsinnig, die beiden wieder zu sehen.
Neben Hanbo und Bo wird es auf diesem Lehrgang auch eine Einheit mit Sais und Tonfas geben. Die beiden letzteren Waffen habe ich noch nie ernsthaft in der Hand gehabt, der Plan ist aber, das nachzuholen.
Die Sai-Einheit wird gleichzeitig mit der Hanbo-Einheit stattfinden. Sollten mir nicht alle Beteiligten davon abraten, werde ich mir also Sais ausleihen und mich mal mit dieser faszinierenden Waffe auseinandersetzen. Ich hoffe natürlich, dass die Waffen dabei ganz bleiben und ich niemanden damit verletzte. Mein Trainer erzählt immer Horrormärchen von Sais, die mit der Spitze auf den Mittelfuss fallen und ..... ne, da möchte ich jetzt nicht drüber nachdenken. Na ja, zum Arbeiten brauche ich im Wesentlichen meine Hände und meinen Gehirn, die müssen also intakt bleiben.
Bevor ich mir selber diese Waffe kaufe (gute Qualität ist hier sehr teuer), möchte ich ausprobieren, welches Sai für mich geeignet ist. Wie lang muss es sein, welche Ausführung ... Der Lehrgang sollte also der optimale Rahmen sein, dies auszuprobieren. Vielleicht komme ich mit der Waffe auch gar nicht klar oder ich bringe damit nur mich und andere in Gefahr. Letzteres glaube ich zwar nicht, weil ich nicht zu den Leuten gehöre, die wild mit einer Waffe rumfuchteln, wenn sie sie nicht beherrschen. Ich bin eher übervorsichtig und verkrieche mich am liebsten in einer Ecke, wo ich viel Platz zum üben habe.

Danach werde ich in jedem Fall das Bo schwingen. Das steht schon viel zu lange in der Ecke und wurde nicht bewegt, da im Moment beim Training nur das Hanbo verwendet wird. Privat im Haus habe ich schon die rote Karte gesehen, weil hier gewisse Familienmitglieder Angst um unsere Einrichtung haben. Im Garten ist es gerade noch zu kalt und zu matschig und da die Hecke noch sehr zierlich ist, würde ich ohnehin nur die Nachbarn bespaßen.
Auch wenn das Bo nur ein doppelt so großes Hanbo ist, hat es bei mir um ein Vielfaches mehr Sympathiepunkte. Es klingt vielleicht merkwürdig, aber den langen Stab kann ich wesentlich besser bewegen, als das kurze halbe Ding. Auch das schön angeschwollene Jochbein (dass zu engen Kontakt mit einem Bo hatte) auf meinem ersten Budomeeting konnte die Sympathie nicht schmälern. Dagegen hätte ich das Hanbo am liebsten in die Ecke gepfeffert, als mir zwei Tage meine Schreibhand weh tat, nur weil wir Kumite geübt haben.

Ich bin also sehr gespannt, was sich die Hessen ausgedacht haben, um uns zu bespaßen. Im Moment ist es noch etwas gewöhnungsbedürftig, dass ich dort wieder als Weißgurt unterwegs sein werde, aber damit komme ich schon klar. Immerhin sind meine beiden Trainer dort auch "nur" als Gelbgurte unterwegs ;-)

Also liebe Hessen, die Niedersachsen kommen ...

1x Ente Thai-Curry scharf oder Kobudo-Begriffe ins Kleinhirn befördern

Es ist ja nun schon eine Weile her, dass die Hessen da waren. Seit dem wird hier mit einer immer größer werdenden Gruppe fleißig trainiert.
Am Anfang dachte ich, ich lerne erst mal die neuen Bewegungen, die Begriffe dazu kommen dann von ganz alleine. So einfach ist es dann aber wohl doch nicht. Obwohl das Hanbo und ich nur temporär Frieden geschlossen haben (genau genommen, bis zur Hanbo-Prüfung), klappen die Bewegungen mittlerweile ganz gut. OK, das rumgeruder Aufwärmprogramm ist mir eher suspekt, was ich aber auf meine Linkshändigkeit schiebe. Mittlerweile versuche ich so gut es geht alles mitzumachen und darauf zu achten, dass das Hanbo nicht einem meiner Nachbarn auf den Fuß oder an den Kopf fliegt und dass ich nicht in der Nähe einer Scheibe stehe.
Ernsthaft Sorgen mache ich mir im Moment nur um die Begriffe. Es gelingt mir einfach nicht, nur durch Zuhören die Begriffe mit Bewegungen zu assoziieren. Im normalen Schotokan-Training ist das kein Problem. Mein Trainer sagt eine Technik-Kombination an, in meinem Kopf fängt das Kopfkino an zu laufen und ich laufe los. Beim Kobudo herrschte von Beginn an gähnende Leere.
Der Trainer sagt: Jodan-Otoshi-Uchi (Mae Ippon Mochi) aus Zenkutsu-Dachi, ich denke: Für mich bitte 1x Ente Thai-Curry, scharf.
Durch Zusehen und ständiges Wiederholen komme ich hier also nicht weiter. Also musste eine andere Strategie her. Ich kann mir Bilder sehr gut merken. Diese kann ich auch noch nach Jahren abrufen und originalgetreu zu Papier bringen. Also lernte ich Begriffe mit Bilder zu assoziieren. Außerdem merke ich mir Positionen im Raum, also Landmarken.
Beim Karate lerne ich daher immer relativ schnell eine Kata, weil ich mir die Landmarken und Positionen im Raum merke. Das Problem ist nur, drehe ich mich um und starte aus einer anderen Position, geht gar nichts mehr. Zumindest am Beginn einer neuen Kata ist das so. Irgendwann ist der Ablauf aber dann im Kleinhirn angekommen. Wenn um mich herum keine Störfaktoren sind, kann ich sie dann jederzeit und relativ zuverlässig abrufen.
Nur warum klappt das beim Kobudo nicht? Ich vermute, dass liegt an der Menge neuer Informationen. Als ich mit Karate angefangen habe, waren es nur wenige Techniken, die ich lernen musste. Aber jetzt kommt geballt das komplette Prüfungsprogramm zum 9. und 8. Kyu Kobudo. Meine Festplatte scheint damit chronisch überfordert und steigt schon zu Beginn der Stunde mit "stack overflow" aus. Neustart ausgeschlossen. Da muss wohl ein anderes Konzept her. Also habe ich mir am Wochenende mal das Kobudo-Buch von David und Raymund (das hier schon ewig rumliegt und bis dahin vollkommen jungfräulich war) geschnappt und versucht, ernsthaft in die Materie einzudringen. Zuerst ist mir klar geworden, dass alles was "Mochi" heißt, einfach nur Griffhaltungen beschreibt. Jodan und Chudan ist im Shotokan-Karate genauso beschrieben und bezieht sich auf die Trefferfläche. Der Stand ist auch klar. Damit wird es schon weniger.
Dann habe ich alle Techniken aus der Prüfungsordnung einzeln aufgeschrieben und die jeweiligen Bilder aus dem Buch eingescannt und darunter gesetzt. Bei 2-3 Techniken herrscht immer noch das Thai-Curry-Gefühl, denn die tauchen im Buch leider nicht auf, sind aber Teil der Prüfung. Aber damit kann ich jetzt wenigstens arbeiten. Die fehlenden Techniken können mir meine Trainer zeigen und ich werde sie dabei fotografieren. Und dann werde ich versuchen mein Kopfkino zu aktivieren. Bei jeder angesagten Technik turnt dann wahlweise Raymund (der auf den Bilder im Buch zu sehen ist), oder einer meiner Trainer vor mir rum ;-)  Mal sehen, ob es damit klappt.