Beitragende

Donnerstag, 30. August 2012

Ferientraining - Rückblick

Ich habe es tatsächlich geschafft, an allen angebotenen Terminen zum Ferientraining zu gehen. Beim letzten Mal war Günter zwar wieder übermächtig, aber meine Freundin Sandra hat mich einfach mitgeschleppt. Im Nachhinein bin ich ihr sogar dankbar dafür.
Diese Sommerferien standen für mich voll im Zeichen von Shotokan-Kobudo. Ein riesen Danke schön geht hiermit an unsere Trainer, die meinen Mitstreitern und mir die Möglichkeit gegeben haben, in diese neue Welt rein zu schnuppern.
Obwohl ich hart kämpfen musste, das Vorgeführte zu reproduzieren und es teilweise bis zur letzten Woche gedauert hat, bis ich eine Technik hin bekommen habe, bin ich nach wie vor begeistert von dieser Sparte meines Sports. Die Schritte sind unsere Karate-Schritte, nur habe ich jetzt etwas in der Hand. Das kann schon einen großen Unterschied ausmachen. Die Begriffe sind noch nicht bis zum Hippocampus vorgedrungen, ich bin also noch weit davon entfernt, zu wissen, wie die Techniken heißen. Auch beim Kobudo kämpfe ich mit den gleichen Problemen, wie beim Karate. Ich bin durchgehend angespannt, meine Techniken leben nur von der Kraft, die ich aus meinem Oberkörper ziehe. Richtig wäre, den Körper erst in der Endphase einer Technik anzuspannen und Kraft und Schnelligkeit aus der Hüfte zu ziehen. Solange ich nach dem Training immer noch Muskelkater habe, weiß ich, dass ich noch viel lernen muss. Es gibt schließlich auch andere, die wie ich sehr viel Kraft haben, aber trotzdem das richtige Maß an Anspannung und Entspannung finden.
Mein Mann hat mich jeden Dienstag mit den Worten "Tu dir nicht weh" zum Sport fahren lassen und mit den Worten "Hast du dir weh getan? Hast du jemanden verletzt?" wieder in Empfang genommen. Die Stöcke waren und sind ihm doch sehr suspekt. Ich konnte ihn immer beruhigen. Bis auf einen blauen Daumen, den ich mir beim Training mit Hans durch eigene Dummheit (der Daumen hatte da nichts zu suchen) verpasst habe, habe ich keine Verletzung davon getragen. Mir ist auch nicht bewusst, dass ich jemand anderes verletzt habe. Seine Sorge war ja auch nicht unbegründet. Wenn ich überlege, wie wir teilweise mit den Stöcken "rum geprügelt" haben, zumindest für einen Außenstehenden muss das beängstigend ausgesehen haben. Was die aber nicht sehen würden ist, dass wir sehr aufeinander aufgepasst haben. Wir achten immer darauf, dass eine neue Übung erst mal ganz langsam probiert wird und erst dann langsam gesteigert wird. Auch wenn es so aussieht, als ob ich meinem Gegner mit dem Bo den Schädel zertrümmern wollte, wenn ich aushole, geschieht das nur nach Absprache und wenn mein Gegner mir signalisiert, dass er genau weiß, wie er zu reagieren hat. Tut er das nicht, kann ich immer noch im letzten Augenblick abdrehen.
Angst sollte man nicht haben, aber Respekt und vor allem Vertrauen.

Jedenfalls freue ich mich auf die anstehenden Kobudo-Lehrgänge und hoffe, dass ich durch die Übung in den Sommerferien nicht mehr als ganz blutiger Anfänger da stehe.

Dienstag, 28. August 2012

Freies Training

In den letzten Wochen habe ich eine kleine Trainingspause eingelegt. Die Sommerferien mit geändertem Trainingsplan kamen wie gerufen, beruflich und privat war ich anderweitig eingespannt. Nachdem ich die letzten zwei Wochen sogar das freie Training geschwänzt hatte, versetzte ich mir heute den dringend notwendigen "Arschtritt" und zwang mich zum Training. Und wie glücklich bin ich, dass ich da war!

Das freie Training gibt einem die Möglichkeit mal andere Sachen auszuprobieren. So kam es, dass ich mich nach einer Hanbo-Stunde zu zwei Schwarzgurten gesellte, die sich eine kleine Mattenfläche ausgelegt hatten. Matten bedeutenimmer spannendes Training für mich.
Ich fragte, ob ich mitmachen dürfte. Die Antwort war: "Klar, aber eigentlich reden wir nur!" Zu reden gab es auch einiges, denn auf der Matte standen André, unser Ju-Jutsu-Danträger, sehr drahtig, durchtrainiert und flink und Peter, ein "Karate-Shotokaner" durch und durch, im Vergleich zu mir eher ein Riese und mit ziemlich viel Kraft. Das heißt da prallen Welten aufeinander. Thema war im Kern welcher Kampfsport was für die Selbstverteidigung mitbringt.
Toll an solchen Diskussionen finde ich, dass das Aufeinanderprallen der Welten stets sehr respektvoll und interessiert vor sich geht. Es werden Situationen diskutiert und wie man sie mit welchen Mitteln aus der jeweiligen Kampfsportart auflösen könnte. Dabei hört jeder sehr interessiert dem anderen zu und es wird auch mal was ausprobiert. Aus diesen Diskussionen kann jeder Beteiligte etwas mitnehmen.
Ich überlegte kurz, ob ich wohl einen eigenen Beitrag in dieser Konstellation leisten könnte und entschied mich in dieser Runde das einzubringen, was die jeweilige Kampfsportart für mich als eher kleinere Frau für die Selbstverteidigung mitbringt (oder wovon ich glaube, dass es was bringt).
Am Anfang probierten wir ein paar Standardabwehrtechniken bzw. Befreiungstechniken aus dem Griff an den Kragen von vorn. Zum Warmwerden war das schon mal ganz spannend. Nach einiger Zeit schauten wir dann wie man aus einem Würger oder aus einem "Von-hinten-an-die-Schultern-packen-und-rückwärts-ins-Gebüsch-zerren" rauskommt.
Spannend zu sehen war, dass natürlich jeder eine SV-Situation aus seiner eigenen Perspektive bewertet. Das heißt, dass Peter (groß und stark) für sich eine Variante fand, dem Griff zu entkommen, die für mich gar nicht funktionierte.
André zeigte mir dann eine andere Variante, die beinhaltet, dass ich mich selbst zu Boden fallen lasse, wenn der andere mich rückwärts an meinen Schultern zerrt (das kostet einen Karateka schon Überwindung) und ich mich dann am Boden mit den Füßen über meinem Kopf drehe um im Anschluss mit einer gezielten Fußtechnik den anderen zu Boden zu bringen. Von außen betrachtet sieht das ganz einfach aus, aber ich hatte ein Problem mit der Orientierung. Wenn man irgendwie rückwärts auf den Rücken gefallen ist und dann noch die Füße über den Kopf hält und sich dreht, dann weiß ich nicht mehr wo links und rechts und oben und unten ist... :-) Im zweiten Anlauf klappte das besser.
Die Übungssituation ging so weiter, dass ich es zwar schaffe am Boden liegend den Angreifer zu Boden zu bringen, er es dann aber schafft sich kniend zwischen meinen Beinen zu positionieren (während ich auf dem Rücken liege). In einer echten SV-Situation keine angenehme Situation. Da braucht man noch nicht mal groß Kopfkino dafür.
Trotzdem gibt es dafür Folgetechniken, die mit etwas Glück dazu führen, dass man den Angreifer soweit kontrolliert, dass man im Idealfall da raus kommt. Wie immer am Boden hatte ich das Problem mich zu orientieren, zusätzlich ist es schwer sich in dem ganzen Arm- und Beinverknote zurechtzufinden, erst recht, wenn man vorher nur aus der Vogelperspektive zugesehen hat. Meistens habe ich ja dann noch das Problem im Bodenkampf die Nerven zu behalten, aber heute trieben wir es nicht soweit auf die Spitze, dass ich mich wirklich bedrängt fühlte, sondern konzentrierten uns auf die Technik. Die Technik funktionierte grob so, dass man einen Schlag ins Gesicht oder Griff etc. seitlich ablenkt um dann einen Würger bzw. Halsschlagaderabklemmer anzusetzen. Für mich funktionierte die Abwehr mit Hilfe und ohne große Gegenwehr des Gegners einigermaßen, so dass ich das Gefühl hatte man könnte das hinkriegen, wenn man es noch etwas üben würde.
Besonders spannend war dann als die beiden Schwarzgurte das gleiche Szenario ausprobierten. André, als die heiße Blondine und Peter, als der "ins-Gebüsch-Zieher" - wenn ich das mal so flapsig sagen darf -, der mittlerweile zwischen den Beinen des auf dem Rücken liegenden André kniete ...
Nach Sekunden purzelten beide auf dem Boden rum, beide darauf Bedacht die Oberhand zu gewinnen. Peter fast ohne Nah- und Bodenkampferfahrung, aber mit viel Kraft und in der etwas überlegenen Angreiferposition.
Ich muss ehrlich sagen, ich hätte 20 Euro auf André gesetzt. Zu meiner Überraschung hatte er aber deutliche Probleme. Natürlich kann man in einer Übungssituation nicht alles geben, denn man will sich ja nicht gegenseitig verletzen. André schaffte es zwar die Situation halbwegs zu kontrollieren, kommentierte sogar zwischendurch seine Aktionen für mich (keine Ahnung wie man das schaffen kann...), aber er schaffte es nicht wirklich sich aus dem Kuddelmuddelschwarzgurtknäuel zu lösen. Nach ca. 30 Sekunden waren beide wirklich fertig, André hatte Schweißperlen auf der Stirn und atmete schwer.
Ich muss sagen, dass mich das ziemlich geschockt hat. Denn wenn ich mir vorstelle, dass ich an André's Stelle gewesen wäre, hätte ich gar keine Chance gehabt. Schon allein die Kondition dort 30 Sekunden durchzuhalten, hätte ich vermutlich nicht. Es ist unglaublich wieviel Kraft man mobilisieren muss, das weiß ich aus eigenen Bodenkampftrainingserfahrungen.
Natürlich geht's bei SV um die Wurst. Man ist in einer Situation in der man glaubt, dass Kämpfen die einzige Möglichkeit ist für sich selbst Schadensbegrenzung zu betreiben. Das heißt es ist der verzweifelte Versuch halbwegs heil davon kommen, wenn alle anderen Varianten bereits erfolglos waren. In so einer Situation gibt es keine Versicherung und keine Erfolgsgarantie.
Genauso wie im Karate war hier in der Bodenkampfsituation die gute Reaktion und Abwehr der ersten Technik meiner Meinung nach entscheidend. Wenn man die korrekt erwischt, hätte auch ich trotz körperlicher Unterlegenheit eine ganz gute Chance. Wenn man die nicht erwischt, dann wird es wirklich schwierig.

Auf jeden Fall war das heutige Training ein guter Auftakt für den mit Lehrgängen gespickten Herbst. Als erstes kommt Anfang September der SV-Lehrgang von Andreas Modl. Darauf freue ich mich schon sehr! Mal sehen, was ich da mitnehmen kann.
Für heute habe ich mindestens mitgenommen, dass ich doch dringend mal wieder zum Ju-Jutsu gehen sollte, das Mattengepurzel hat mir doch gefehlt in letzter Zeit.