Beitragende

Sonntag, 26. Juni 2011

Wow!

Gestern fand bei uns im Verein ein Selbstverteidigungslehrgang von unserem Landestrainer für Selbstverteidigung (genannt Teddy) statt. Vor zwei Jahren hatte ich schon mal teilgenommen und seit Wochen stand für mich fest: Dieses Jahr bin ich dabei! (Wir haben sogar unseren Urlaub zwei Wochen nach hinten geschoben...)

Teddy sieht nicht aus wie ein Teddy. Das sollte einfach mal gesagt werden. Teddy ist ungefähr so groß wie ich (also etwa 164cm) aber er hat eine Ausstrahlung als wäre er locker 190. Er ist ungefähr Mitte 50 und der drahtigste, trainierteste Mensch, den ich kenne. Jedesmal, wenn ich ihn sehe, denke ich unwillkürlich an so einen amerkanischen Army-Typen, der laut brüllend und ohne Rücksicht auf Verluste seine Leute herumkommandiert.
Aber wider Erwarten ist sein Training nicht geprägt von Herumschreierei und Antreiberei. Im Gegenteil, man erhält einfach die Gelegenheit sehr detailliert und perfektionistisch an sich selbst zu arbeiten. Und gerade diese Liebe zum Detail gefällt mir so gut.
Er liebt seine Show. Aber die Show ist so gut, wer würde sie nicht lieben. Und er steht hinter dem was er sagt und tut. Nur dadurch, dass er seine Erklärungen tatsächlich mit Vorführungen untermauert, glaubt man es überhaupt. In den ganzen Stunden saß ich immer wieder vor ihm auf dem Boden und staunte mit wie wenig Kraft und wie wenig Körpereinsatz eine Abwehr möglich ist. „Einfach“ nur durch perfektes Timing und Selbstkontrolle.
Man kann das kaum in Worte fassen, man muss das einfach mal selbst mitgemacht haben. Trotzdem versuche ich unseren Tag zu schildern:


In familiärer Atmosphäre kamen gestern viele Kampfkünstler aus verschiedenen Stilrichtung fanden zusammen, was noch mal einen besonderen Reiz ausmacht. Wir hatten Teilnehmer aus AKS, Shotokan, Aikido, Jiu-Jutsu und sicherlich waren noch viele andere Kampfkünste vertreten.
Diese Vielfältigkeit zeigte sich schon sofort beim Betreten der Halle. Statt ausschließlich weißer Gis, sah man Schwarze, Schwarz-Weiß-Kombinationen, usw..
Da Teddy im Stau festsaß fing Michael erst mal mit dem Training und der Begrüßung an. Wir machten „zum Warmwerden“ ein paar Greif- und Hebeltechniken.

Irgendwann blickte ich auf und erkannte sofort, dass Teddy da war. Jedesmal wieder bin ich auf den ersten Metern eines Trainings von seiner Aura - sagen wir mal - eingeschüchtert. Wenn ich ihn dann aber „arbeiten“ sehe, verfliegt diese Eingeschüchtertheit und in mir macht sich jede Menge Respekt aber vor allen Dingen Begeisterung breit.
Aber der Reihe nach:
In seiner kurzen Begrüßungsrede kündigte Teddy „zum Warmwerden etwas Gymnastik“ an. Unwillkürlich musste ich an unsere Rückenschule bei Torsten denken. Und als Teddy dann auch noch prophezeite „ihr werdet mich hassen“, bereitete ich mich auf das Schlimmste vor.
Das Schlimmste kam aber nicht, aber fast ;-) . Trotzdem machte Teddy mit uns ein schier unglaubliches Programm aus verschiedenen Gelenkigkeitsübungen, diversen Liegestützvarianten und Übungen für das Gleichgewicht. Er machte diese jedesmal mit einer solchen Leichtigkeit vor, dass ich einfach nur verblüfft war. Z.B. fingen wir sämtliche Liegestützvarianten tatsächlich im Liegen mit dem Hochdrücken an. Für eine Variante sollten wir aus Handflächen und Daumen ein Dreieck formen, und dieses Dreieck unter unseren Bauchnabel platzieren um uns dann hochzudrücken. Ich brauchte allein fünf Anläufe um überhaupt herauszufinden, wie ich meine Hände im Liegen so unter meinen Bauchnabel bekomme. Von Hochdrücken konnte dann gar keine Rede sein.
Je mehr Zeit verging, desto abgefahrener wurden die Übungen und mich wollte gerade die Verzweiflung packen. Doch ich sah mich um und stellte fest, dass sogar die Dan-Träger ihre Schwierigkeiten hatten. Melanie begann zu schimpfen und drohte wieder zu gehen und ich hatte wirklich Angst, dass sie mich hier allein stehenlassen würde. Das Ganze gipfelte dann in einer Übung, bei der sich einer dicht mit dem Gesicht zur Wand stellen musste, und zwei andere dann versuchten ein Bein möglichst weit nach oben zu bekommen. Teddy hatte sein Bein in Nullkomma-Nix neben seinem Kopf und beteuerte, dass wäre alles nur eine Sache der Entspannung....
Weiter ging es mit Karate nach biomechanischen Grundsätzen. Darunter konnte ich mir gar nichts vorstellen. Aber Teddy zeigte uns Standard-Karate-Techniken im Hinblick auf unseren eigenen Körper. Also, wie führe ich die Technik möglichst präzise, gesund und gelenkschonend aus, so dass maximale Energie übertragen wird. Dabei musste ich unwillkürlich ans Kart-Fahren denken. Dort sagte nämlich mal ein Rennleiter zu uns Amateuren: „Wenn ihr in den Kurven rutscht und die Räder blockieren seid ihr langsam.“
Genauso ist es im Karate ja auch. Wenn man eine Technik zwar macht, aber dabei Gelenke in einer Art belastet, für die sie gar nicht gemacht sind, schadet das nicht nur dem Gelenk sondern auch der Technik.
Ich habe die Hoffnung, dass ich durch einen optimierten Mae-Geri vielleicht sogar etwas meinen Knieproblemen auf die Spur gekommen bin.
Natürlich ging es wie immer auch hier um Hüfteinsatz. Eine Partnerübung lautete, dem Partner mit der Hand auf die Schulter / das Schlüsselbein zu klatschen und dann das ganze noch mal mit Hüfteinsatz zu versuchen.
Als Teddy das an einer Grün-Gurtin vorführte, taumelte diese nach dem Schlag rückwärts in meine Arme, obwohl ich zwei - drei Meter hinter ihr stand. Zu meiner Überraschung hatte sie soviel Schwung, dass ich es noch nicht mal schaffte sie aufzufangen sondern auch ich plötzlich ins Taumeln geriet und wir wie Dominosteine gegen Melanie plumpsten, die uns dann beide festhielt.
Melanie und ich machten die gleiche Übung dann zusammen und schon die Schläge ohne Hüfteinsatz waren alles andere als angenehm. Mit Hüfteinsatz war das so heftig, dass wir nach 1x links und 1x rechts beschlossen einfach nur ganz locker weiterzumachen. Leider sah uns Teddy genau in dem Moment und hatte den Eindrück, wir würden die Technik falsch machen.
Er zeigte zuerst Melanie und dann mir, wie das richtig funktioniert. Als seine Hand mit Hüfteinsatz gegen meine Schulter knallte, taumelte ich zurück und war von der Wucht tatsächlich kurzzeitig etwas benommen. Ich fühlte mich, als wäre ich von einem Auto angefahren worden. Die Wucht ging mir im wahrsten Sinne des Wortes durch Mark und Bein und ich prüfte erst mal nach Innen, ob denn noch alle Körperteile da waren, wo sie hingehörten.

In der zweiten und dritten Trainingseinheit ging es dann um SV und die Abwehr von Schlag- und Greif-Techniken.
Ich trainierte mit Melanie zusammen. Zuerst übten wir Abwehr von Schlägen und folgende Wurf-/Hebel-Möglichkeiten. Dafür zitierte sich Teddy einen Angreifer nach vorn und führte verschiedene Varianten vor.

Dabei war es immer wieder erstaunlich, wie sehr die Angreifer sich plötzlich wie Puppen verhielten und nicht anders konnten, als das, was Teddy mit ihnen tat geschehen zu lassen. Schon auf den ersten Blick wird klar, dass man eine solche Perfektion nur nach jahrzehntelangem Training erreichen kann. Aber wenn man sich jedesmal nur ein wenig davon merken und umsetzen kann, hat man schon eine ganze Menge gelernt.
Mit Melanie versuchte ich das Gezeigte umzusetzen. Dabei griffen wir zwischendurch immer mal wieder auf die Expertiese der um uns versammelten Schwarzgurte zurück. Bald schon flogen wir beide abwechelnd auf die Matten oder warfen andere Schwarzgurte um.


Da alle übten musste man als Verteidiger schon aufpassen, dass der Ziel-Mattenplatz des Angreifers nicht schon belegt war.
Am meisten beeindruckt hat mich der Moment, als Teddy vor einem 2-Meter-Mann stand (seine Nase war auf Höhe des Brustbeins). Er kniete sich hin, um sich noch kleiner zu machen und schaffte es trotzdem scheinbar spielend den anderen zu Boden zu bringen. Schade, dass man das nicht öfter Üben kann als einmal im Jahr!
Es war ein wirklich toller Tag, den viele von uns dann gemeinsam gemütlich beim Chinesen ausklingen ließen!



Meine persönlichen Highlights waren folgende:
  • Zu beobachten, wie man es schafft ohne einen Finger zu rühren ca. 30 Männer gleichzeitig erbleichen und schmerzhaft das Gesicht verziehen zu lassen. (Ich sage nur „eine Kugel ganz fest packen und festhalten...“)
  • Zu sehen, wie Melanie völlig entspannt ohne Berührungsängste SV trainierte - das hast du super gemacht!
  • Viele Dan-Träger haben oft schon allein durch ihr trainiertes Äußeres eine bedrohliche Ausstrahlung. Aber jeder einzelne ist meist ganz nett, wenn man sich traut sie anzusprechen.
  • Der Körper folgt immer dem Kopf - eine echt praktische Sache für Selbstverteidigung
  • Fühlen ist schneller als Sehen - das wurde uns eindrucksvoll vorgeführt.
  • Ist der Angreifer zu groß für einen, muss man ihn sich auf Arbeitshöhe herunterholen.
Ich freue mich schon auf das nächste Mal!

Ich hab es tatsächlich getan...

... ich war auf einem Selbstverteidigungslehrgang! Und sogar nicht auf irgendeinem. Der Bundesreferent für AKS und Landestrainer für Selbstverteidigung im KV Niedersachsen "Teddy" war bei uns.
Ich gebe zu, ich habe bis zum Schluss an meinem Verstand gezweifelt, aber wenn ich etwas anfange, dann ziehe ich es auch durch.
Unser Trainer Michael, der den Lehrgang organisiert hat, hatte bereits Monate vorher Werbung gemacht, was mich bis vor ca. zwei Wochen aber herzlich wenig interessiert hat. Und wenn der Papst gekommen wäre, mich hätten damals keine zehn Pferde dahin bekommen. Ich kann gar nicht genau sagen, wann ich beschlossen habe, dort hin zu gehen, aber es war in jedem Fall nach meiner letzten Prüfung.
Nun stand ich also vor dem Anmeldungstisch zusammen mit Sandra und es gab kein zurück mehr. Nach und nach trafen noch einige andere Mitglieder meines Vereins ein und auch von anderen Vereinen aus der näheren und weiteren Umgebung kamen Busse angefahren. Pünktlich um 11 Uhr standen wir alle in der Halle und warteten auf den Trainer. Dann meldete sich Michael zu Wort und erklärte, dass der Trainer im Stau stehen würde und vorerst nicht kommen würde. Bevor sich große Enttäuschung breit machte, begann Michael mit dem Aufwärmtraining und einigen einfachen Übungen. Ich hatte mir schon im Vorfeld Sandra als Trainingspartnerin gesichert und wir begannen mit den Übungen. Da Sandra schon einige Erfahrung mit diesen Techniken hatten und sie mir alles schön erklärte, lief es eigentlich ganz gut.
Mit über einer Stunde Verspätung kam dann Teddy in die Halle gelaufen. Wie der zu seinem Namen kommt, ist mir schleierhaft, denn so stelle ich mir keinen Teddy vor. Er war weder dick noch schien er besonders gemütlich zu sein. Er war ganz im Gegenteil klein und drahtig, mit Ecken und Kanten und hatte eine Ausstrahlung, die mindestens die ganze Halle füllte. Er wirkte auf mich, als ob er gerade vom Truppenübungsplatz angerückt kam. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich sogar etwas Angst vor ihm oder zumindest einen Heidenrespekt. Schon beim Aufwärmen war mir klar, dass nun ein ganz anderer Wind wehte. Ich war in einem Bootcamp gelandet! Unglaublich, wie gelenkig ein Mann in seinem Alter sein kann, aber ich habe niemanden unter den anderen ca. 40-50 Anwesenden gesehen, der diese Übungen auch nur annähernd nachmachen konnte. Ganz ehrlich, ich habe mehrfach darüber nachgedacht, die Halle zu verlassen und das auch ziemlich offen ausgesprochen. Eigentlich haben mich nur mein Stolz und Sandras Sorgenfalten diese Tortour überstehen lassen. 
Aber irgendwann war auch das überstanden und ich gab mir persönlich noch eine Frist von einer halben Stunde. Wenn das Training so weitergehen würde, dann würde ich tatsächlich die Halle verlassen müssen, um nicht Montag auf allen Vieren zur Arbeit kriechen zu müssen. Um es vorweg zu nehmen, ich bin bis zum Ende der letzten Einheit geblieben. Und die nächsten drei Trainingseinheiten vergingen für mich wie im Flug.
Er begann mit einer Einheit "Kihon nach biomechanischen Grundsätzen". Schon im Vorfeld habe ich gerätselt, was wohl dahinter stecken konnte. Letztendlich ging es darum, die Kraft des eigenen Körpers so einzusetzen, dass man auch in hohem Alter noch auf den eigenen Beinen stehen kann und sich nicht bereits vorher alle Gelenke zerstört hatte. Interessanterweise gewannen dabei die gezeigten Techniken, wie der Mawashi-Geri oder der Gyakuzuki deutlich an Durchschlagkraft. Nach jeder Erklärung ließ er uns genügend Zeit, um alles mit dem Partner (Sandra stand immer noch bereitwillig neben mir) zu üben. Teilweise war es schwer, dass Gehörte umzusetzen aber wie auch sonst im Training, wird sicher noch einiges Nachwirken.
Nach einer kurzen Pause, in der wir uns mit Brötchen, Donuts und Getränken stärken konnten und uns mit Mitgliedern anderer Vereine austauschen konnten, ging es mit den nächsten Trainigseinheiten weiter. Stück für Stück wurden Sequenzen an Abwehr- und Verteidigungsmechanismen von Teddy mit "freiwilligen" Opfern vorgestellt um dann anschließend ausgiebig geübt zu werden. Mit viel Eifer probierten Sandra und ich die Techniken aus und waren so manches Mal froh, wenn wir von den neben und trainierenden AKS-lern unterstützt wurden. Bereitwillig erklärten sie uns immer wieder die eine oder andere Technik und übten sie mit uns so lange, bis wir sie sicher beherrschten. Die ganze Atmosphäre war mittlerweile von Bootcamp zum Familienausflug umgeschwenkt.
Was ich für mich mitgenommen habe ist, dass Kraft nicht alles ist. Wichtig ist, dass man sich den Gegner, auch wenn er groß ist, auf Arbeitshöhe herunter holt. Dies hat Teddy sehr eindrucksvoll bewiesen, in dem er (ca. 1,65m klein) sich den größten Mann (über 2m) schnappte, sich vor ihm hin kniete und ihn nach einem Angriff gekonnt auf die Matte donnerte. Manchmal waren es nur kleinste Handbewegungen und Griffe, die über das Gelingen einer Technik entscheiden. Immer wieder wies er darauf hin, dass es wichtig ist, die Bewegung des Gegners weiterzuführen und für die eigene Abwehr zu nutzen. Die Abläufe waren alle nicht kompliziert, dafür aber nicht weniger wirkungsvoll. Dieser Ansatz ist gerade für uns Frauen gut nachvollziehbar und durchaus machbar. 
Es hat Spaß gemacht und wenn ich ehrlich bin, war ich ziemlich begeistert (wenn man mal den Bootcamp-Teil) ausklammert. Vielen Dank an Sandra, die es bis zum Schluss mit mir ausgehalten hat.
Nebenbei haben wir noch den Kontakt zum lokalen Ju-Jutsu-Verein geknüpft, von dem einer der Trainer am Lehrgang teilgenommen hatte. André hat Sandra und mich zu einer Probestunde eingeladen, um uns mal seine Kampfkunst näher zu bringen. Dieser Einladung werden wir nach den Sommerferien gerne nachkommen.
Der Tag endete beim lokalen Chinesen, wo immer noch voller Begeisterung erzählt und reflektiert wurde. Vollkommen erledigt bin ich abends in mein Bett gefallen.

Ich habe es getan. Ich habe mich meiner Angst gestellt und sie wieder ein Stück bezwungen. Und ganz nebenbei hatte ich einen schönen und sehr lehrreichen Samstag, an den ich sicher noch lange zurück denken werde.

Teddy, du bist echt eine Type, die man nicht jeden Tag trifft. Ich bin fasziniert von dem, was du uns vermittelt hast. Nächstes Jahr bin ich ganz sicher wieder dabei!

Michael, danke dass du das alles für uns organisiert hast und dass du mir die Zeit gelassen hast, meinen Weg zu finden und den Zeitpunkt selber zu bestimmen, wann ich SV in mein Karate-Leben lasse. Ich denke, du wusstest von Anfang an, dass ich schon längst Feuer gefangen habe.  

Selbstverteidigung, dicke Freunde sind wir auch an diesem Wochenende nicht geworden und ich habe immer noch ganz schön Angst und Respekt vor dir. Aber mittlerweile finde ich dich schon ganz schön cool und könnte mir durchaus vorstellen, mehr Zeit mit dir zu verbringen.

Samstag, 25. Juni 2011

Angst und Selbstverteidigung - wie passt das zusammen?

Zur Abwechslung mal ein ernsteres Thema und bedauerlicherweise auch eines, für das ich nicht unbedingt Experte bin.
Neulich haben wir ein bisschen Abwehr von Messerangriffen trainiert. Als ich dann am Donnerstag zum Training kam, übte die Oberstufe grad das Gleiche. Ich beobachtete gespannt das Training. Das und ein anregendes Gespräch danach hat mich nachdenklich gemacht und mich beschäftigt im Moment folgende Frage:
Kann einem SV-Training überhaupt in einer bedrohlichen Gefahrensituation helfen? 

Stellen wir uns mal folgende Situation vor: Man ist irgendwo unterwegs, vielleicht sogar im Dunkeln und wird angesprochen. Vielleicht ist man schon gleich etwas misstrauisch, aber man ist ja höflich, antwortet kurz und irgendwie eskaliert das Ganze. Man hebt noch beschwichtigend die Hände und versucht klar zu machen, dass man auf keinen Fall Ärger will, aber der andere ist auf einmal wahnsinnig aggressiv, zieht plötzlich ein Messer und greift damit an, ohne groß vorher damit gedroht zu haben.
Im Dunkeln müsste man es überhaupt erst mal schaffen das Messer zu sehen. Ich stelle mir das so vor, dass alles so schnell geht, dass man kaum Zeit hat die Situation zu realisieren und zu reagieren. Vielleicht hebt man abwehrend die Hände, mit etwas Glück macht man einen Schritt zurück. Aber damit ist ja noch nichts geschafft. Vielleicht hat man durch die erste Abwehr schon erste Verletzungen erlitten.
Allerspätestens hier vermute ich, wird man „so von der Rolle“ sein, dass man kaum noch kontrolliert reagieren kann. Und gerade das ist extrem wichtig, wie ich selbst schon beim Bodenkampf-Training erkennen musste.
Hat man als „Opfer“ überhaupt eine Chance?
Ist die Chance größer, wenn man jahrelang Kampfsport und / oder Selbstverteidigung trainiert?

Ich persönlich kann mir vorstellen, dass jahrelanges, intensives Kampfsport und Selbstverteidigungs-Training hilft, in einer solchen Ausnahmesituation instinktiv besser zu reagieren, als jemand, der nie so etwas trainiert hat.
Möglicherweise hat man im Rahmen des jahrelangen Trainings auch die Abgeklärtheit gewonnen, besonnen zu reagieren. Aber ich würde einfach mal behaupten, dass das nur die Besten schaffen.

Ich bin mir sicher, dass es helfen würde solche Situationen möglichst realistisch zu trainieren, so dass der Verteidiger wirklich Angst verspürt, aber durch das Training auch lernt mit der Angst umzugehen.
Ich bin davon überzeugt, dass ich, wenn ich öfter Bodenkampf trainieren würde und zwar mit Gegnern, die mich einschüchtern, mich bald nicht mehr kopflos und panisch verteidigen würde. Aber wenn man zum ersten Mal mit so einer Situation konfrontiert ist, ist das Gehirn scheinbar einfach überfordert.
Dabei glaube ich, dass es zu Beginn auch nicht mit großem Aufwand verbunden sein müsste eine Stresssituation zu erzeugen. Ich merke immer wieder, dass mich ein mulmiges Gefühl beschleicht, wenn ich im SV-Training einen Respekt einflößenden Gegner habe. Wenn man jetzt im Training der Gegner / Partner statt einfach nur mit einem Schwinger anzugreifen, ein gewisses Aggressionspotential aufbaut, also z.B. schubst und wütend guckt, reicht das wahrscheinlich schon um zumindest mich aus der Fassung zu bringen.

Wozu macht man dann aber überhaupt einmalig stattfindende Selbstverteidigungskurse, wenn nur jahrelanges Training und / oder das Üben durch Konfrontation mit einer gefühlten Gefahrensituation helfen, bei einem Angriff gut zu reagieren?
Ohne, dass ich jemals einen einmaligen SV-Kurs mitgemacht habe, stelle ich mir vor, dass es für viele Menschen beeindruckend wäre zu lernen, was man selbst mit einfachen Mitteln schaffen kann. Das gibt Selbstvertrauen. Außerdem sollte in so einem Training natürlich auch über Deeskalation gesprochen werden. Noch wichtiger finde ich, dass man lernt auf sein Bauchgefühl zu hören um Situationen einzuschätzen. Auch dies sollte in solchen Kursen vermittelt werden. Ordnet das eigene Bauchgefühl eine Situation als merkwürdig ein, sollte man die Situation unverzüglich verlassen anstatt abzuwarten um herauszufinden, ob am Bauchgefühl etwas dran ist. Meistens kann man Konflikte schon vorher erkennen.

Tja, und nu? Im Alltag fühle ich mich nicht bedroht und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in Zukunft mein SV-Training genauso wenig brauchen werde wie bis jetzt in der Vergangenheit. Trotzdem denke ich, dass gutes SV-Training aus vier Bausteinen bestehen sollte:
  1. Selbstvertrauen stärken (nicht wie ein Opfer wirken)
  2. Zanshin bzw. Lernen dem Bauchgefühl zu vertrauen (Gefahrensituationen erkennen und verlassen)
  3. Vermittlung und Üben von Abwehr- und Konter-Techniken (den Körper trainieren)
  4. Möglichst realitätsnah trainieren um zu Üben bei Angst kontrolliert zu reagieren (die Psyche trainieren)
Was meint Ihr? Würde das helfen?
Könntet ihr euch vorstellen, sich zum Trainieren auf Situationen einzulassen, in denen ihr Angst bekommt?

Samstag, 18. Juni 2011

Sommerferien

Im letzten Training habe ich mit Schrecken festgestellt, dass bald Sommerferien sind. Sommerferien heißt bei uns, kein offizielles Training, sondern nur ein freies Training ohne Trainer pro Woche.
Menno. Ich bin gerade voll in Fahrt, ich möchte mir mein neues Prüfungsprogramm erarbeiten, meine neue Kata lernen, mit meinem neuen Kumite warm werden.
Ich kann davon noch gar nichts, autodidaktisches Training fällt also flach.

Ich wünsche mir jemanden, der mich trainiert, mich bis an meine Grenzen führt und darüber hinaus, der mich fordert und fördert. Der mich gnadenlos konstruktiv kritisiert und der dafür sorgt, dass ich hinterher fertig wie ein Brötchen nach Hause wanke.
Irgendjemand hier, der sich angesprochen fühlt? Holzwurm-Michael vielleicht? Sandra? Torsten?
Hallo? Jemand da? Last mich bitte nicht versauern in den Sommerferien. Sonst muss ich mich wohl den anonymen Karate-Süchtigen anschließen :-(

Ein ziemlich blaues Knie...

... ist die Bilanz des Trainings von Donnerstag (nein Sandra, ein Foto erspare ich euch). Für das, dass ich zweimal auf das gleiche Knie gedonnert bin, eine durchaus gute Bilanz. Beim zweiten Sturz habe ich schon kurzfristig überlegt, wo nach dem letzten Umzug die Unterarmgehilfen gelandet sind ;-). Aber es war alles halb so schlimm. Einmal durch atmen und weiter gings.
Prüfungsblues? Keine Spur davon. Ich bin motivierter denn je, total heiß auf das Neue, will unbedingt alles lernen und bin nebenbei auch noch ziemlich stolz auf die neue Farbe ;-)
Und ich habe mich tatsächlich für den SV-Lehrgang angemeldet. Letztendlich ist es auch eine Frage des Respekts gegenüber meinem Trainer. Er hat diesen Lehrgang für uns organisiert, damit wir über den Tellerrand schauen können und unsere SV-Kenntnisse bei DEM SV-Papst schlechthin erweitern zu können. Ich werde auf jeden Fall etwas mitnehmen, da bin ich sicher. Und ich werde mir Mühe geben, das gezeigte umzusetzen.

Es ist ein tolles Gefühl, nach einer Prüfung im ersten Training zu stehen. Ich freue mich auch immer wahnsinnig, wenn wieder einer von uns aufgestiegen ist. Bei Sandra war die Veränderung in der Gurtfarbe leider nicht zu sehen, da es nun mal zwei blaue Gurtstufen gibt. Aber ich habe das natürlich nicht für mich behalten ;-). Gestern durfte ich dann zum ersten Mal bei den "Großen" stehen. Bewusst ganz links, weil ich ja die "Kleinste" der "Großen" bin. Mir gefällt mein grün. Das erste Mal ganz entspannt mit Sandra trainiert. Auch wenn sie mittlerweile meine Freundin geworden ist, hatte ich vorher immer viel zu viel Angst, etwas falsch zu machen und sie in ihrem ehrgeizigen Training zu behindern. Aber nach der Prüfung und nachdem ich aus dem Stegreif ihr Kumite laufen musste, ist viel von der Angst und Unsicherheit verschwunden. Und so schlecht habe ich mich, glaube ich, gar nicht angestellt. Es hat jedenfalls Spaß gemacht.
Ich bin nun mal jetzt die kleinste Gurtstufe in der Mittelstufe und muss lernen, mich gegen die höheren Graduierungen zu behaupten. Die Situation hat sich für mich grundlegend verändert, denn vor ein paar Tagen war ich noch die "Große" in der Unterstufe.
Aber der Ehrgeiz ist ungebrochen und auch ein blaues Knie kann mich nicht davon abhalten, mich der nächsten Herausforderung zu stellen.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Werde ich jetzt übermütig, wenn ich einen SV-Lehrgang mitmache?

Alle, die mit mir zusammen trainieren, wissen, dass Selbstverteidigung nie meine Lieblingsdisziplin sein wird. Irgendwie werden wir einfach nicht warm miteinander. Es ist gar keine generelle Ablehnung und ich weiß auch eigentlich ziemlich genau, wo das Problem liegt:
Ich habe Angst. Angst vor zu viel Körperkontakt, zu viel Nähe und davor fremde Menschen anfassen zu müssen. Ich habe Angst jemanden zu werfen und selber zu fallen. Und ich habe Angst meinem Trainingspartner weh zu tun.
Ich habe mich damals bewusst für Karate entschieden, weil der Hauptbestandteil eben nicht darin besteht, mich gegen einen Trainingsgegner zu verteidigen. Meistens kann ich ganz alleine für mich meine Grundschulbahnen oder meine Kata laufen. Nur im Kumite brauche ich mal einen Partner, aber das ist meistens schnell vorbei.
Es kostet mich jedes mal wieder eine wahnsinnige Überwindung, mich auf die Selbstverteidigungstechniken einzulassen, am Anfang wäre ich so manches Mal am liebsten aus der Halle gelaufen. Das Einzige, was mich davon abgehalten hat, war mein Stolz.
Und deswegen bin ich diesem Thema auch ein wenig näher gerückt. Aber eben nur ein wenig. Jetzt nach meiner Grüngurtprüfung habe ich irgendwie Lust auf etwas Neues bekommen. Ich möchte weiter lernen und mich weiterentwickeln. Ich würde sehr gerne mal etwas mit Waffen ausprobieren. Und mich vielleicht auch mal etwas intensiver mit SV auseinander setzen. Vielleicht schaffe ich es, meine Angst zu überwinden. Oder eine professionelle Distanz zu all dem zu entwickeln, so dass das Anfassen und Berühren kein Thema mehr ist. Der Weg dahin ist noch ziemlich lang, aber wenn ich ihn gehen möchte, muss ich irgendwann mal damit anfangen. Es ist ein Teil des Karates, mit dem ich mich auf Kurz oder Lang auseinandersetzen muss, wenn ich nicht die Stilrichtung wechseln möchte. Und ich finde unsere Shotokan eigentlich ziemlich gut.

Übernächstes Wochenende ist hier bei uns ein SV-Lehrgang, eigentlich sogar DER SV-Lehrgang. Ich zögere noch mit meiner Anmeldung, aber ich denke, ich werde es mal wagen. Michael wird dann wohl vom Glauben abfallen, Torsten gleich mit, aber da müssen sie wohl durch. Oder eben ich.

Prüfungs-Blues oder volle Kraft voraus?

Nach der Prüfung ist vor der Prüfung. Das ist ja klar (und wurde uns auf der Rückfahrt vom Pfingstlehrgang noch einmal deutlich gemacht, als Michael und Torsten uns auf unsere neuen, uns noch  nicht bekannten Katas aufmerksam machten).
Trotzdem war ich Sonntag erst einmal froh in der nächsten Zeit nicht mehr trainieren zu müssen, als hätte ich sonst keine Hobbies und keinen Beruf und nahm mir vor es in der nächsten Zeit im Training etwas ruhiger angehen zu lassen.
Mittlerweile sind vier Tage vergangen. Dank fußfreundlicher Schuhe und guter Pflege sehen meine Fußsohlen mittlerweile nicht mehr aus wie ein schweizer Käse. Ich kann zum Glück wieder Treppen laufen ohne schmerzende Knie. Ich habe keinen einzigen blauen Fleck. Ich kann mich im Büro strecken, ohne dass ich Muskelkater spüre.
Kurzum, mir fehlt etwas! Bin ich süchtig? Ein bißchen Sorge macht mir das schon, immerhin stehen die Sommerferien bevor mit langen sechs Wochen ausschließlich mit der Möglichkeit einmal in der Woche zum freien Training zu gehen.
Trotzdem, heute ist erst mal wieder Training angesagt. Nach Melanies gutem Beispiel habe ich mir meine nächste Prüfungsordnung angeschaut. Die Grundschule gefällt mir. Die Kata habe noch nie gemacht und  einzelne Techniken im Kumite klingen nach asiatischem Nudelgericht. Es bleibt also noch einiges zu tun.
Diesmal habe ich mir vorgenommen möglichst schnell die Kata zu lernen und nicht wie letztes Mal erst 3-4 Monate vorher vom Ablauf zu kennen. Und das asiatische Nudelgericht muss ich mir von einem Trainer vielleicht mal übersetzen lassen.
Ich freue mich auf jeden Fall auf heute Abend und bin gespannt, was wir heute wohl machen!

Montag, 13. Juni 2011

Pfingstlehrgang

Gestern war es dann so weit. Endlich war der Tag da, der Tag auf den ich die letzten Wochen hingearbeitet hatte. Ich würde mich der Kyu-Prüfung stellen. Ich fühlte mich gut vorbereitet, eigentlich dürfte nichts schief gehen, aber aufgeregt war ich definitiv.
Mit einem mulmigen Gefühl machte ich mich auf, um mich in Wolfenbüttel mit anderen Karatekas zu treffen um gemeinsam zum Pfingstlehrgang nach Hildesheim zu fahren.
Unterwegs traf ich auf Melanie, die mindestens so aufgeregt war wie ich. Aufgekratzt wie wir waren unterhielten wir den ganzen Bus auf der Fahrt, so dass ich zwischendurch richtig Mitleid mit Michael hatte, der ja fahren musste.
An der Halle angekommen trafen wir einen sehr bleichen Mathias, der Abends im Anschluss an den Pfingstlehrgang seine Dan-Prüfung ablegen wollte.

Irgendwie tat mir das gut. So waren wir nicht die einzigen, die Probleme mit den Nerven hatten. Schnell gingen wir rein und zogen uns um. Als wir die Halle betraten, war ich schwer beeindruckt.

So viele Braun- und Schwarzgurte hatte ich noch nie auf einem Fleck gesehen. Insgesamt würde ich sagen, dass wir locker 120 Karatekas waren. Mindestens 80 davon waren Braun- und Schwarzgurte.
Irgendwie ist es ein tolles Gefühl mit so vielen Gleichgesinnten zusammen zu sein.
Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Gruppe bis inkl. Blaugurt wurde in die Nebenhalle verlegt (eigentlich war es die gleiche Halle, aber es wurde eine Abtrennwand heruntergefahren). Dort begannen wir mit lockerem Aufwärmtraining. Plötzlich groll ein Aufstampfen gepaart mit einem donnernden, zigfachen Kiai durch die Halle (offensichtlich war die „ab-Braungurt-Gruppe“ schon weiter als wir). In mir stieg Begeisterung auf. Das war schon cool 70 Hochgraduierte gleichzeitig zu hören. Das wollte ich auch!
Und tatsächlich bekamen wir die Chance als unsere Gruppe ein paar Katas lief. Mit so vielen Leuten gleichzeitig die gleichen Techniken zu machen gibt irgendwie ein ganz tolles Gruppengefühl.
Viel zu schnell war die erste Trainingseinheit rum und wir nutzten die Zeit für eine Pause inkl. Mittagessen vor unserer Prüfung. Auf den Tribünen trafen wir unsere Schwarzgurte Michael, Torsten und Guido und setzen uns dazu, aßen Nudelsalat und sahen der Braun- und Schwarzgurttruppe bei der Trainingseinheit „Dan-Vorbereitung“ zu. Langsam wurde es ernst. Immer wieder ging mein Blick zur Uhr und jedesmal wurde ich etwas nervöser. Ich ärgerte mich schon, dass ich mich zur Prüfung angemeldet hatte. Während Melanie sich angeregt mit den Schwarzgurten unterhielt und sich scheinbar ablenkte, wollte ich eher meine Ruhe haben um einfach noch ein bißchen Zeit für mich zu haben. Also machte ich ein paar Fotos von der Trainingsgruppe.


Irgendwann schien Michael sogar etwas nervös zu werden und schickte uns 20 Minuten vor Beginn der Prüfung runter, damit wir uns in aller Ruhe warm machen konnten. Mich beunruhigte, dass die Halle super Möglichkeiten für Zuschauer bot. Eine Prüfung ist ja schon schlimm genug, aber wenn dir dann auch noch so viele Leute zu schauen (inkl. deiner Trainer)...
Naja, jetzt war es sowieso zu spät, schon ging es los. Und zwar mit Chaos:
Die Prüfung fand in der anderen Hallenhälfte statt als angekündigt. Wir Prüflinge mussten schon in einer Reihe  stehen, bevor überhaupt die Tische aufgebaut waren und die Prüfer da waren. Dann wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Melanie und ich waren die Prüflinge mit den niedrigsten Gürtelstufen. Deshalb mussten wir dann unsere Grundschule gemeinsam absolvieren und mussten unserem Prüfer zwischendurch noch mal zeigen, wer jetzt eigentlich von uns was machen sollte. Zum Glück kannten wir beide unser Prüfungsprogramm recht genau.
Ehe ich mich versah, hatte ich die Grundschule hinter mir. Ich war mit mir zufrieden, das freie Training am Samstag hatte noch mal richtig was gebracht und plötzlich war ich auch gar nicht mehr aufgeregt. Wir hatten etwas Zeit zum Verschnaufen, während andere Prüflinge ihr Grundschulprogramm liefen.
Danach waren wir mit Kumite dran. Ich war Melanies Kumite-Partner und das lief soweit ganz gut. Dann war ich doch etwas verblüfft, als unser Prüfer meinte, sie als Orangegurt sollte mit mir mein Kumite zum zweiten Blaugurt machen. Ich erklärte ihr die Techniken und sie schlug sich wacker. (Danke, Melanie, du hast dir auf jeden Fall den Grün-Blauen Gürtel dadurch erarbeitet :-) !)
Für die Partnerübung zum Freikampf angelte ich mir dann einen Braungurt. Die ersten zwei Techniken klappte das super, leider stand ich dabei aber eher mit dem Rücken zum Prüfer, ausgerechnet als wir seitlich zu ihm standen, war mein Konter schlecht und ich viel zu weit weg vom Partner. Das wurde dann auch gleich bemängelt. Naja, ich bekam die Chance die Technik nochmal zu machen und dann war es ok.
Meine Kata musste ich auch wieder mit Melanie zusammen laufen. Der Anfang lief super, aber obwohl ich Michaels Stimme im Kopf hörte: „Mach nicht so ein Kuddelmuddel mit den Händen“ gingen mir die Nerven durch, so dass es eben doch Kuddelmuddel gab. Ärgerlich, aber nicht mehr zu ändern. Glück im Unglück, der Prüfer hatte wohl grad auf Melanie geblickt. Der Rest der Kata lief dann wieder gut.
Und schon war es vorbei. Jetzt mussten wir nur noch aufs Ergebnis warten. Das kam dann nach kurzer Zeit und wir hatten beide bestanden.

Was für eine Erleichterung! Nachdem wir die Gratulation und Urkunde vom Prüfer entgegengenommen hatten fielen wir uns in die Arme. Geschafft! Unsere „Kollegen“ kamen uns entgegen und gratulierten uns freudestrahlend. Michael umarmte uns und wir waren stolz wie Oskar! Und gleichzeitig das Gefühl: „So schlimm war es nun auch wieder nicht!“
Nach einer weiteren Trainingseinheit und einer leider eiskalten Dusche fuhren wir geschafft aber glücklich zurück.

Melanie und ich feierten im Anschluss unsere bestandene Prüfung zusammen mit unseren Männern beim Grillen. Aber schon vor acht war ich so k.O., dass ich fast im Sitzen einschlief und wir fuhren nach Hause. Dort schlief ich quasi sofort ein und ca. 11 Stunden durch.

Sonntag, 12. Juni 2011

Erkenntnisse eines schönen Tages

Sandra wird noch einen "offiziellen" Artikel über den Pfingst-Lehrgang in Hildesheim schreiben. Ich möchte hier nur kurz meine persönlichen Highlights und Erkenntnisse posten:
  • gemeinsame Fahrten im Kleinbus haben für mich immer noch einen gewissen Klassenfahrts-Charme. Ob das daran lag, dass unser Fahrer in mehrfacher Hinsicht ein Lehrer ist?
  • ein gebrochener Zeh hindert nicht unbedingt daran, beim Lehrgang ordentlich mit zu wirbeln
  • gebrochene Zehen scheinen generell eine Karate-Krankheit zu sein (kann ich persönlich bestätigen)
  • es ist praktisch, nicht als Einzige aus dem Verein Prüfung zu machen, zur Not hat man dann noch einen Partner für das Kumite, weil sonst niemand mit der gleichen Graduierung da ist (Danke an Sandra für den spontanen und erfolgreichen Einsatz!)
  • auch ein 8. Dan kann ganz schön neben der Spur sein, was die Prüfung zwar nicht einfacher, aber in jedem Fall unvergesslich macht
  • es ist ein tolles Gefühl, wenn einem ein völlig fremder Dan-Träger auf die Schulter klopft und im tiefsten schwäbisch sagt: "Mädel, haschte toll gemacht!"
  • Grüngurte können auch kalt duschen (warm ist aber doch angenehmer) ;-)
  • Stricken im Bus (nach Lehrgang und Prüfung) ist zwar lustig, aber nur, wenn man jemanden dabei hat, der einem die vermurkste Reihe dann auch wieder zurück strickt (Danke Sandra!) oder wenn man die verlorenen, essentielle 5. Nadel für den Socken am Ende der Fahrt auf dem Boden tatsächlich wieder findet ;-)
  • Karate ist und bleibt ein, wenn auch sehr schönes, Hobby. Es gibt genügend Veranstaltungen, die einfach viel, viel wichtiger sind, weil sie nicht wiederholbar sind. Ich habe dich trotzdem vermisst, Michael (der nette/liebe Blaugurt).
  • ich bin stolz auf meinen Grüngurt (hast du wirklich geglaubt, dass es nicht so ist, Michael?) und ich werde ihn ab dem nächsten Training selbstverständlich tragen und mir das Programm für die nächste Prüfung erarbeiten
  • ich bin mir sehr sicher, dass Matthias gestern Nachmittag die Halle gerockt hat und mit Bravour seine Danprüfung bestanden hat (Edit: Es hat alles gut geklappt, er hat es geschafft!)
  • Der Abend hatte ein perfektes Ende. Zwei aufgescheuchte Hühner (Sandra und ich), die vom Eisbären auf dem Parkplatz empfangen wurden. Und mein Mann, der uns vier zu Hause mit leckerem Grillfleisch erwartet und verwöhnt hat (den Abwasch habe ich schon nicht mehr erlebt). 
Fazit:  
Es war ein toller, lehrreicher und erfolgreicher Tag. Nächstes Jahr sind wir sicher wieder dabei!

Freitag, 10. Juni 2011

Morgen geht's los...

So, die Tasche ist gepackt.

Morgen früh geht es los zum Pfingstlehrgang. Aufgeregt bin ich (noch) nicht. Mir geht's gut und ich freue mich auf den Lehrgang. Ein klitzeklein bißchen Sorge bereiten mir meine Knie, aber ich hoffe sie werden morgen einfach noch durchhalten. Danach gibt es ja bis Donnerstag erst mal kein Training mehr.
Ich freue mich auf die Busfahrt mit Melanie. Das wird bestimmt lustig!
Ein Lehrgangsbericht wird dann die nächsten Tage folgen.

Samstag, 4. Juni 2011

Freies Training

Aktuelle Wetterlage: 28°C (gefühlte 35°C), leicht bewölkt, Ostwind mit Windstärke 3

Situation in der Sporthalle: kreativer Pumazwinger mit zeitweisem Erdbeben (Gruß an Matthias)

Während normale Menschen die Sonne und das Wochenende genießen, stehen Sandra, ich und ein paar andere Verrückte Wahnsinnige Trainingswütige in der Sporthalle und trainieren. Die Prüfung steht in genau einer Woche an und die eine oder andere Technik schreit noch nach Verbesserung.
Gewissenhaft wird noch einmal das ganze Prüfungsprogramm durchgegangen. Ich versuche mich an alle Kritikpunkte meiner Trainer zu Erinnern und diese umzusetzen:

  • tief stehen (gerade in der Kata)
  • die Trefferfläche "chudan" und "jodan" bezieht sich nicht auf Gartenzwerge, sondern auf normal gewachsene Menschen
  • Knie über den Obi (der Obi bleibt dabei an der vorgesehenen Position)
  • Bei den Kombinationstechniken müssen alle Einzeltechniken sauber ausgeführt und gestanden werden
  • ich habe eine Hüfte und darf soll muss diese auch einsetzen
  • achte auf das richtige Kime (Bauchatmung!)
  • denk an den Kiai denk an alle Kiais
  • Pass auf deine Daumen auf, wahlweise: Pass auf deine Knie beim Mawashi-Geri auf
  • achte auf die Haltung der Arme und Hände ("Flieger grüß mir die Sonne")
  • ...
Die Liste könnte ich noch endlos weiterführen. 
Es ist eine eine große Herausforderung. Das wird es auch bleiben, egal, wie viel ich trainiert habe. Perfekt sein werde ich nie, aber mit dem, was ich jetzt kann, kann ich durchaus leben und traue mich, dies auch zu beweisen. Es liegen noch zwei Trainingseinheiten zwischen mir und der Prüfung.

Ich werde bis zu Letzt an mir arbeiten und mich am kommenden Samstag zusammen mit Sandra dieser Prüfung stellen. Weil ich es wirklich will, weil ich hart an mir gearbeitet habe, weil ich mich weiterentwickelt habe und weil ich glaube, dass ich es schaffe.