Beitragende

Dienstag, 12. April 2011

SV ist nicht meine Welt! Oder doch?

Wenn ich das Wort "Selbstverteidigung" höre, zieht sich normalerweise alles in mir zusammen und ich verfluche den Augenblick an dem ich mich gegen mein Sofa und für einen Karateabend entschieden haben. Der Grund ist ganz einfach: Ich mag fremde Leute nicht anfassen, ich möchte auch nicht von fremden Leuten angefasst werden und jemandem bewusst weh tun, möchte ich auch nicht. Vor drei Wochen war es mal wieder so weit, Torsten war auf dem Selbstverteidigungstrip. Mein "Och nöööh", quittierte er mit seinem typischen Grinsen. Nur widerwillig habe ich unsere Kampfarena mit Matten ausgelegt. Zusehen hätte mir vollkommen ausgereicht, aber so läuft das nun mal leider nicht. Ich war da und so musste ich auch mitmachen. Die erste Technik sah zumindest mal nicht schwer aus. Mit meinen beiden Freundinnen bin ich dann zu unseren Matten zurück und lies die beiden erst mal machen. Irgendwann musste ich dann natürlich auch mal ran. Etwas steif schnappte ich mir die eine und hatte sie auch, für mich eigentlich eher unerwartet in die Horizontale befördert. Mit Schrecken stellte ich fest, was ich gerade getan hatte. Da sie aber immer noch lachte, probierte ich zögerlich weiter. Auch die zweite lag kurze Zeit später in der Horizontalen. Etwas mutiger ging es an die nächste Übung. Tatsächlich begann es sogar etwas Spaß zu machen. Das Anfassen war irgendwann nicht mehr schlimm und wir alle drei haben bewusst darauf geachtet, die Techniken sauber und korrekt auszuführen und auf die Reaktionen des Partners zu achten. Das kleinste Stop-Signal führte zum sofortigen Abbruch. Damit kann ich arbeiten. Es hat Spaß gemacht, es war eine interessante Erfahrung, die blauen Flecken hielten sich in Grenzen, aber so richtig warm geworden sind wie nicht, die SV und ich. Das nächste Mal dann doch lieber wieder Karate.

Zwei Wochen später erkannte ich schon an Torstens Grinsen, dass es mal wieder soweit war. Begeistert war ich nicht. Diesmal ging es in Paaren auf die Matte. Meine Freundin und ich erarbeiteten uns Technik für Technik und gaben erst Ruhe, als es richtig klappte. Torsten korrigierte hier und dort und ließ sich auch das eine oder andere Mal selber auf die Matte befördern. Das Gefühl wurde besser, die anfängliche Unlust verschwand schnell und der Übermut machte sich breit. Jemand wie meine Freundin würde mich niemals auf der Straße angreifen. Ich bin größer, kräftiger und ungefähr 20 kg schwerer. Nachdem Sandra den Anfang gemacht hatte und sich unseren größten und breitesten Mann als Opfer ausgesucht hatte und ihn scheinbar mühelos auf die Matte befördert hatte, wollte ich das auch mal probieren. Unser männliches Opfer stellte sich bereitwillig zur Verfügung. Vollkommen geschockt schaute ich nur wenige Augenblicke auf einen Mann am Boden. Ich hatte tatsächlich einen Mann, der deutlich mehr wiegt, mehr als einen Kopf größer ist als ich und hinter dem ich mich theoretisch umziehen könnte auf die Matte befördert. Auch ich musste mich erst mal versichern, dass er nicht absichtlich gefallen war, nur um mir einen Gefallen zu tun. Spätestens da war der Bann gebrochen. Mit nie dagewesenem Eifer versuchte ich auch mit den nächsten Techniken wahlweise den Trainer Torsten oder einen der anderen Männer auf die Matte zu bringen, meistens mit erstaunlichem Erfolg.
Das nächste Mal werde ich vielleicht mal auf das anfängliche Stöhnen verzichten und mich einfach mal darauf einlassen, was Torsten uns so zeigt.

2 Kommentare:

  1. Hi Melanie,
    schön, deinen ersten Beitrag in meinem Blog zu lesen, ich habe herzhaft geschmunzelt! Auch ich habe gestern an einem Beitrag zu unserem Montagstraining gearbeitet. Ich bin aber noch nicht ganz fertig. Das werde ich dann wohl heute Abend mal nachreichen. Wirklich spannend das gleiche Training aus einer anderen Sichtweise zu erfahren :-)
    Bis morgen beim Training - rate mal was wir da machen werden (ich habe gestern Michael getroffen)...

    AntwortenLöschen