Beitragende

Mittwoch, 13. April 2011

David gegen Goliath

Dies ist die Beschreibung des Trainings am Montag, dass sich auch schon Melanie weiter unten zum Thema gemacht hat, falls ihr den Beitrag nicht gelesen habt, schaut doch mal rein.

Montag hieß es bei Torsten mal wieder SV, eigentlich war auch Bodenkampf geplant und ich war ziemlich gespannt. Das haben wir nämlich noch nie so richtig geübt.
Wir waren nur acht Leute plus Trainer, so dass wir uns paarweise aufteilten und kleine Inseln aus Judomatten auslegten. Dann übten wir die üblichen Angriffe (Schwinger, Greifen, ...). Zuerst übte ich mit einer „Blaugurtin“ zusammen. Das klappte soweit ganz gut, allerdings wollte ich unbedingt die Techniken noch mal mit einem größeren Mann ausprobieren.
Das hat mehrere Gründe: Erstens haben Frauen eher Angst vor SV (das ging mir vor ein paar Jahren noch genauso).  Jemand der Angst hat, ist entweder stocksteif - das ist birgt ein großes Verletzungsrisiko, oder er lässt sich freiwillig fallen - dann hat man keinen Lerneffekt.
Zweitens merkt man bei größeren und schwereren Angreifern gleich, ob die Technik korrekt ist oder nicht (falls nicht, funktioniert es nämlich einfach nicht).
Drittens wird sich ein Täter immer ein (scheinbar) unterlegenes Opfer aussuchen, also wird man, falls man mal angegriffen wird, sicher jemand stärkeren und größeren gegenüber haben.
Ich fragte also Torsten, ob wir nicht mal die Partner durchtauschen könnten und gestikulierte in Richtung eines Schwarzgurtes, der einen Kopf größer ist als ich.
Zu meiner Überraschung sagte Torsten: „Nimm doch Sascha“ und zeigte in die entgegengesetzte Richtung.
Sascha ist ca. 2,10m groß und ca. 130kg schwer. Immer wenn ich mal neben ihm stehe, komme ich mir vor wie ein Zwerg. Und er grinst dann auch noch immer zu mir runter. Ich holte tief Luft, grüßte meine Partnerin ab und trottete rüber zur anderen Matte.
Es war das erste Mal, dass wir uns in der SV gegenüber standen. Sascha wollte zuerst angreifen. Er packte mich am Gi und schubste mich nach hinten. Ich merkte schon, an der Hand rüttele ich nichts. Ich versuchte, die gerade gelernte Technik umzusetzen, aber ich hatte irgendwie nicht genug Schwung, versuchte das mit Kraft zu kompensieren, und, wie sollte es auch anders sein, hing ich an seinem Arm, und versuchte mit ganzer Kraft ihn doch noch zu Boden zu zerren, aber er stand wie ein Baum und grinste auf mich runter. Na, super!
Verstohlen sah ich mich um, die anderen beobachteten mich nebenbei und grinsten. Auch Torsten war mein Misserfolg nicht entgangen. Er kam noch mal vorbei und zeigte mir, dass es nicht nur auf die richtige Drehung sondern auch auf eine Bewegung nach hinten ankommt, die den Gegner aus dem Gleichgewicht bringt.
Also fingen wir noch mal von vorn an. Ich konzentrierte mich. Sascha packte mich und ich nahm meinen ganzen Mut, Kraft, Schwung und die Technik zusammen und wirbelte herum. Plötzlich flog Sascha mir hinterher und in hohem Bogen mit lautem Rums auf die Matte. Ich war total überrascht, die Mädels auf der Matte nebenan lachten sich schlapp.
„Hast du dich grad fallen lassen?“, fragte ich ihn und grinste endlich mal auf ihn herunter. Er verneinte und so wie er aufgeklatscht war, hätte mich das auch gewundert. Ich war wirklich verdutzt, wie einfach das plötzlich war. Da hätte die halbe Kraft ja auch gereicht.
Nun war es an der Zeit Rollen zu tauschen. Ich registrierte, dass meine Freundinnen auf der Matte nebenan sich auch einen männlichen Gegner geangelt hatten und musste grinsen - Melanie, die am liebsten jegliches SV-Training boykottieren würde, schien doch langsam Spaß an der Sache zu entwickeln.
Ich wandte mich wieder Sascha zu - mir war es wichtig auch wenigstens einen halbwegs ernstzunehmenden Gegner für ihn abzugeben. Ich setzte ein grimmiges Gesicht auf, reckte mich soweit es ging, stellte mich breitbeinig hin, packte ihn kräftig am Gi und schaute ihm in die Augen. Innerlich war ich mir sicher, dass er mich gleich wegfegen, oder niederwalzen würde, aber davon versuchte ich nichts zu zeigen.
Er zögerte, ich nutzte die Gelegenheit ihn etwas zu schubsen und anzupöbeln - inständig hoffend, ich würde nicht wie ein Dackel wirken, der sich wie ein Kampfhund aufführt.
Er packte meine greifende Hand und holte mit dem anderen Arm aus. Dann versuchte er mich zu werfen, aber so wie ich stand, konnte ich stehen bleiben, alles was passierte, war, dass ich ein bisschen im Kreis tänzelte. (Danke, Sascha, dass du mich dann nicht doch noch einfach niedergewalzt hast :-) ).
Wir ließen los und ich erklärte ihm wie es grad bei mir geklappt hatte und worauf man bei der Technik achten muss. Dann versuchten wir es noch mal. Scheinbar ging es jetzt Sascha wie mir zuvor. Er nahm seine ganze Konzentration und seinen ganzen Schwung zusammen und wehrte erneut ab. Meine Füße hoben ab und ich wirbelte zu Boden. Mit einem lauten Rums landete ich. Mein Keuchen von der durch den Aufprall aus meinen Lungen gepressten Luft klang durch die Halle. Diesmal grinste Sascha zu mir runter, ich grinste zurück und ließ mir hochhelfen.
Ich weiß nicht, was mich bei diesem Training mehr beeindruckt hat. Dass ich einen so großen Mann abwehren und werfen konnte, oder dass auch so jemand auf die richtige Technik angewiesen ist (obwohl ich zugeben muss, dass man mit mehr Körpergröße und Masse auch mehr Möglichkeiten hat).
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf das nächste Mal und hoffe wir kommen endlich mal zum Bodenkampf.

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