Beitragende

Sonntag, 24. April 2011

Mein erstes Kindertraining als Co-Trainer

Vor ein paar Wochen sprach mich eine Freundin an, ob ich nicht mal Lust hätte als Co-Trainerin beim Kindertraining mitzumachen. Das Kindertraining sollen immer möglichst zwei Trainer machen, am besten ein Mann und eine Frau, damit bei Verletzungen etc. ein Ansprechpartner da ist.
Ich habe mich schon oft gefragt, wie eigentlich ein Kindertraining funktioniert. Ich habe damals ja als Jugendliche gleich beim Erwachsenentraining angefangen.
Da trifft es sich ganz gut, dass ich gerade nach einer langen Phase mit Überstunden im Beruf gerade wieder etwas mehr Ruhe habe und so die Möglichkeit habe Dienstags früher Schluss zu machen. Also sagte ich zu.
Es handelt sich um eine Anfängergruppe. Die Kinder sind so zwischen 6 und 12 Jahre alt. Für mich gab es nur einen Haken: Ich kannte den Trainer gar nicht.

Schon den ganzen Tag im Büro war ich ziemlich aufgeregt. Je näher der Feierabend rückte, umso mehr kribbelte die Aufregung in meinem Bauch. Endlich war es soweit und ich konnte losfahren. Zum Glück gab es keinen Stau, so war ich sehr früh da und konnte schon den ersten kleinen Jungen mit seiner Mutter begrüßen.  Ich nutzte die Zeit um gleich mal zu fragen, was sie denn alles schon gemacht haben. Es stellte sich heraus, dass er noch Schwierigkeiten mit der Wendung hatte und ich nutze die Gelegenheit um ihm im Flur der Halle die Technik gleich schon mal zu zeigen.
Dann kamen immer mehr Kinder und letztendlich auch der Trainer Michael (der aufmerksame Leser wird feststellen, dass es bei uns mehrere Michaels als Trainer gibt :-) ). Er war der einzige Erwachsene, der ohne Kind ankam. Ich begrüßte ihn und wir gingen uns umziehen. In der Mädchenumkleide war eine Mutter mit ihren drei Töchtern. Die Mittlere war zum Training da, die jüngste ungefähr vier. Als ich mich umzog, fing die kleine plötzlich an sich kringelig zu lachen, zeigte auf mich und meinte zu ihrer Mutter: „Guck mal, die da!“ - Das fing ja gut an! Die Mutter seufzte verlegen und sagte schulterzuckend: „Im Moment findet sie einfach alles lustig.“ Ich musste auch lachen.

Unten in der Halle angekommen, stellte ich fest, das bereits eine Menge Kinder mit Bällen durch die Halle tobten. Ich stellte meine Sachen ab, da kam ein kleines Mädchen mit Rattenschwänzen auf mich zu, gefolgt von zwei kichernden Freundinnen.
„Hast du den ersten oder den zweiten Blaugurt?“ wurde ich gefragt. „Den ersten“, antwortete ich. Die Mädchen kicherten. „Mein Freundin ist 10 und hat den zweiten.“ Na toll! - dachte ich.
Viel Zeit hatte ich nicht mit Michael den Trainingsplan abzusprechen. Er sagte nur, ich solle eben mitmachen, helfen die Kinder „in Schach“ zu halten und mit rumgehen und Hilfestellung zu geben.
Dann ging es los. Ich nahm meinen Platz neben ihm ein und wir fingen an mit Aufwärmtraining. Ganz schön anspruchsvoll, fand ich, ich war schnell aus der Puste. Überrascht war ich auch von den großen Unterschieden in Gelenkigkeit und Koordinationsfähigkeit bei den Kindern.
Wir machten diverse Hampelmannvarianten, Gleichgewichtsübungen usw. und ich war bestrebt mir nicht anmerken zu lassen, dass ich schon ziemlich geschafft war. Am Schluss kamen noch Liegestütz, eigentlich kein Problem, aber Michael sagte sie so an, dass man runtergeht, unten ca. 5 Sekunden hält und dann wieder hoch geht. Leider musste ich feststellen, dass das deutlich anstrengender ist als normale Liegestütz.

Endlich war es vorbei und das eigentliche Training begann. Michael sagte die Techniken an und wir gingen rum, um einzelne Techniken zu verbessern. Hier war ich endlich in meinem Element, sowas mache ich gerne. Noch mehr Spaß machte es zu sehen, dass die Kinder sich nach einer Korrektur wirklich bemühten, die Korrektur umzusetzen. Gerade hatte ich begonnen mich zu Entspannen, da hörte ich hintermir ein Schluchzen und Michaels tröstende Worte. Ich drehte mich um. Eines der kleinsten Mädchen weinte Krokodilstränen. Der Trainer war ihr wohl versehentlich beim Zeigen einer Technik auf den Fuß getreten. Mir gefror das Blut in den Adern. „Grad ein paar Minuten Training um schon schon heult jemand“, dachte ich. Ich ging mit dem Mädchen an den Rand, untersuchte den Fuß (es war nichts zu sehen), tröstete und streichelte den Fuß. Irgendwann meinte das Mädchen schluchzend: „Ich glaube jetzt kann ich weitermachen“, während die letzte Träne runterlief. Tapfer stand sie auf. Ich strich ihr über den Rücken und sagte etwas in der Art wie: „Wenn der erste Schreck erst mal weg ist, geht es wieder!“. Da drehte sie sich noch mal zu mir um und lächelte mich an wie ein süsser Engel im Karateanzug. Ich war von dem plötzlichen Stimmungswandel etwas geschockt, aber es war einfach zu niedlich. Die Sache begann doch Spaß zu machen.

Bis zum Ende richtete ich mehrere Fäuste, korrigierte Füße und Beine, versuchte den Kindern klar zu machen, dass es einen Unterschied zwischen Arm nach vorne halten und zuschlagen gibt und das mit wachsender Begeisterung.
Eigentlich schade, dass ich nicht regelmäßig Zeit fürs Kindertraining haben werde...

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