Beitragende

Sonntag, 10. April 2011

SV-Training - Realität ins Karate bringen

Hin und wieder trainiere ich gerne SV (Selbstverteidigungs)-Techniken. Es ist eine nette Abwechslung zu den zum Teil starren Abläufen im klassischen Karate und man bekommt ein Gefühl dafür, was denn im Ernstfall tatsächlich funktioniert und was nicht.
Beim SV-Training im Vergleich zum klassischen Karate geht es besonders darum näher am Gegner zu stehen und mehr Körperkontakt zu haben, als es bei den Standardtechniken normalerweise üblich ist.
In den letzten Jahren hat sich nach meinem Empfinden hier ein Wandel vollzogen, wahrscheinlich auch, weil SV früher nur sehr selten trainiert wurde. Während früher die Regel: „Eine Technik und der Kampf ist beendet“ auch für die SV angewendet wurde, sind die Techniken heute vielfältiger geworden und es gibt „sanfte“ Techniken, die man guten Gewissens anwenden kann, ohne dem Gegner gleich bleibenden Schaden zuzufügen. So bekommt man das Handwerkszeug dazu dosiert reagieren zu können. Wer will schon gleich drauflosprügeln, nur weil jemand einen am Handgelenk packt? Vielleicht will der andere einen nur darauf aufmerksam machen, dass man gerade sein Handy oder so verloren hat.
Konkret läuft das dann im Training so ab, dass der Trainer oder wir selbst Angriffe vorschlagen. Dann zeigt der Trainer verschiedene Varianten der Abwehr. In Zweierpärchen wird dann geübt. 
Da einige Techniken bei falscher oder unkontrollierter Ausführung gefährlich sind, braucht man ein gewisses Vertrauen in den Partner. Wir trainieren zum Teil schon Jahre miteinander, so dass man sich kennt. Zum Glück ist beim SV-Training auch noch nie was ernsthaftes passiert.

Beim letzten SV-Training  rollten wir gemeinsam den langen Turnteppich aus und schon ging‘s los.
Die erste Technik war Schwinger-Abwehr, immer sehr gerne trainiert von den Männern ;-). Die Abwehr ist eigentlich recht einfach - zumindest, wenn man weiß, dass genau dieser Angriff kommt. Eine kleine Drehung und schon liegt der andere am Boden. Hier lernen wir zwei Griffe, den anderen, auf dem Rücken liegend am Boden zu halten. Ich frage mich allerdings, wielange sowas tatsächlich klappt. Als ich der Angreifer bin, fange ich am Boden liegend an, mich aus dem Griff zu winden. Schnell wird klar, der eine Griff funktioniert besser als der andere, denn da traue ich mich gar nicht, mich groß zu bewegen, aus Angst mir selbst die Schulter auszukugeln.
Als nächstes kommt Abwehr von Greifen, soll heißen, einer packt den anderen am Kragen und der Angegriffene wehrt ab. Auch hier gibt es wieder eine Möglichkeit den Angreifer zu Boden zu bringen. Bei meiner Freundin klappt das ganz gut. Als ich mir dann einen größeren und stärkeren Partner aussuche, klappt es erst nicht. Michael kommt vorbei und zeigt mir noch mal ganz genau worauf es ankommt. Ich versuche es nochmal und dann klappt es auch. Diesmal landet der Angreifer auf dem Bauch und ist so leichter zu halten. Ich vergewissere mich bei meinem Angreifer: "Habe ich dich wirklich geworfen, oder hast du losgelassen und dich dann fallen gelassen?" Zur Sicherheit üben wir es noch ein paar Mal und tauschen dann die Rollen.
Als nächstes geht es darum ein Greifen mit beiden Händen abzuwehren. Ich soll das mit unserem Trainer vormachen und packe ihn am Kragen.
Da ich nicht weiß, was Michael im Sinn hat, ist es wichtig natürlich zu reagieren - z.B. also einfach zu fallen, wenn ich geworfen werde. Wenn man Angst bekommt, reagiert man stakselig und verkrampft und dann kann man sich leicht verletzen. Aber ich bin relativ entspannt, da ich weiß, dass ich bei unserem Trainer in guten Händen bin, auch wenn ich einen Moment später auf dem Boden lande. Die anderen lachen und ich bin verdutzt, wie schnell das ging. Mir ist gar nicht klar, was eigentlich genau passiert ist. Michael hilft mir hoch und zeigt das ganze noch mal langsam. Immer wieder bin ich fasziniert davon, wie effektiv wirklich einfach aussehende Techniken sind.
Als ich es dann selbst versuche ist es gar nicht mehr einfach. Wo soll ich anfassen? Wie die Hand greifen? Wie die Füße bewegen? Mich in welche Richtung drehen? Mein Partner und ich sind ratlos. Wir müssen es uns noch ein drittes Mal zeigen lassen. Dann klappt es endlich. Und so macht es richtig Spaß! Jetzt muss ich mir das alles nur noch merken, bis zum nächsten Mal...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen