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Sonntag, 17. April 2011

Du machst Karate???

Dieser Ausspruch, gefolgt von einem entsetzten Blick ist mir schon häufiger begegnet, wenn ich mich zu meiner Leidenschaft oute. Auf Nachfrage kommen dann noch Begriffe wie "prügeln", "Schlägertruppe" und "Verletzungen" auf den Tisch.
Das ist der Hauptgrund, warum eigentlich nur mein engeres Umfeld erfährt, dass ich diesen Sport betreibe. Denn alle, die mich nicht etwas kennen, hätten mir jetzt schon einen Stempel aufgedrückt, den ich so schnell nicht wieder los werden würde.
Aber um das mal klar zu stellen:
Ich prügele mich nicht. Ich gehöre auch zu keiner Schlägertruppe. Und schwer verletzt habe ich mich beim Karate noch nie. Gerade Letzteres kann man auch sehr gut vermeiden, wenn man einige Regeln beachtet, die Sandra in ihrem letzten Artikel prägnant zusammengefaßt hat. Und auch der Rest trifft auf niemanden in meinem Sportgruppe zu.
Es gibt sicher Vereine, bei denen der Stempel gerechtfertigt ist, auch ich habe während meiner Promotionszeit im Ruhrgebiet einen solchen kennen gelernt, aber ich denke und hoffe, dass das eine Ausnahme war. Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass meine Trainer jedem, der solche "Schläger-Ambitionen" zeigen würde, achtkantig raus werfen würde.
Der Grund, warum ich vor einigen Jahren mit Karate angefangen habe, war dementsprechend auch ein vollkommen anderer. Es war eine Mischung aus Neugier und "Das wollte ich schon immer mal ausprobieren". Nach einem Probetraining sprang der Funke über und dieser Sport wurde ziemlich schnell zu einem wichtigen Teil meines Lebens. Irgendwann schaffte ich es zeitlich einfach gar nicht mehr, doch nach einer mehrjährigen, berufsbedingten Pause, gewann der Wunsch, wieder anzufangen, mehr und mehr die Oberhand. Mittlerweile an einen anderen Ort gezogen begann ich mir einen neuen Verein zu suchen. Schnell war ich bei meinem jetzigen Verein gelandet. Nach einer ersten, sehr freundlichen Kontaktaufnahme per Mail, stand ich kurze Zeit später zum Probetraining in der Halle. Ich wurde sehr nett aufgenommen und durch meine ersten Trainingsstunden nach so langer Zeit begleitet. Die Entscheidung, mich dem Verein anzuschließen fiel mir dementsprechend sehr leicht. Seit über einem Jahr bin ich nun wieder aktiv dabei und versuche trotz beruflicher Pendelei zweimal in der Woche zum Training zu kommen.
Es fasziniert mich nach wie vor zu lernen, wie ich meinen Körper immer besser einschätzen und einsetzen kann. Zu Erfahren, wie viel ich durch Disziplin und Ehrgeiz erreichen kann. Zu Begreifen, dass ich mich auch geistig weiterentwickeln muss, um im Karate weiter zu kommen und dass dieser Teil oft schwieriger ist, als irgendeine neue Technik zu erlernen. Immer wieder zu spüren, dass man nie alleine steht, sondern ein Teil einer Gruppe ist, die einen unterstützt, wenn man es denn zulässt. Zu Erfahren, dass Kritik immer auch positiv sein kann und mich wirklich weiter bringen kann, wenn ich sie denn akzeptieren und umsetzten kann.

Karate beherrscht man nicht irgendwann, es ist vielmehr ein Lebensweg, der nie endet. Es gibt immer etwas zu Lernen, zum weiter Entwickeln, zum Wachsen. Oft ist es nur der Kampf gegen sich selber.

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