Beitragende

Mittwoch, 20. April 2011

Beeinflusst Karate mein Leben?

Die erste Reaktion von mir auf diese Frage wäre ein klares "NEIN!", gefolgt von "Mein Leben bestimme nur ich". Die zweite Reaktion wäre, darüber nachzudenken, ob ich denn überhaupt zulassen könnte, dass eine Sportart mein Leben beeinflusst. Über die Antwort müsste ich schon länger nachdenken, aber sie würde wahrscheinlich auch "Nein" lauten.
Aber sollte Karate nachdem, was ich bisher gelernt habe nicht Einfluss auf mein Leben haben? Bin ich als Unterstufen-Gurt einfach nur noch nicht bereit, Karate nicht nur an den Körper, sondern auch an die Seele zu lassen. Oder hat es doch bereits heimlich, still und leise meine Seele ergriffen? Was erwarte ich eigentlich? Die totale Erleuchtung? Den perfekten Lebensstil? Die richtige Einstellung? Das alles, am Besten sofort? Oder bin ich vielleicht schon mitten drin?

Ehrgeizig und zielstrebig war ich schon immer. "Geht nicht" gabs bei mir noch nie. Das klingt doch schon mal gut. Allerdings entwickele ich auch nur genau dann Ehrgeiz, wenn mich etwas begeistert. Alles andere bleibt schon mal deutlich länger auf der ToDo-Liste. Karate begeistert mich eben. Es hat einen gesunden Platz in meinem Leben gefunden.

Was ist mit Disziplin? Na ja, könnte besser sein. Training ist mir wichtig. Bis ich einen Termin auf meine Trainingszeiten lege, muss schon viel passieren. Ich komme immer über pünktlich und mein Karateanzug landet alle 1-2 Wochen in der Waschmaschine, damit er wieder sauber wird. Und sonst? Gebe ich nicht gerne Wiederworte und diskutiere mit dem Trainer? Rede ich nicht während des Trainings auch mal gerne mit der Freundin, die ich seit mindestens zwei Tagen nicht gesehen habe? Doch, ja, schon. Also eindeutig noch ein Punkt zum Weiterentwickeln.

Was ist mit Respekt? Ich respektiere meine Trainer, den einen mehr, den anderen weniger. Bei meinen Mitstreitern ist das manchmal nicht so einfach zu beantworten. Aber ist es wirklich mein Problem, wenn jemand nur sporadisch zum Training kommt? Er wird seine Gründe haben. Respektiere ich jemanden weniger, nur weil er mich ständig provoziert und nervt? Eigentlich nicht. Vielleicht mag er mich einfach nicht? Vielleicht beruht das auch auf Gegenseitigkeit? Aber selbst, wenn ich es könnte, würde ich auch bei ihm jede Technik mit äußerster Vorsicht anwenden. Also respektiere ich zumindest seine Gesundheit.
Vielleicht sind solche Menschen auch nur beim Training, damit ich mehr Respekt und Toleranz entwickeln kann? Denke ich nicht viel zu viel über das Falsche nach und behindere mich dabei nur?

Fest steht, es gibt noch eine ganze Menge Entwicklungspotential. Technisch, menschlich und auch geistig. Es macht Sinn, dass man sich die höheren Gurte hart erarbeiten muss, denn es gehört dazu nicht einfach nur das Erlernen und Vorführen bestimmter Techniken. Man muss sich auch weiterentwickeln und das in vielerlei Hinsicht. Manchmal erscheint die geistige Entwicklung bedeutend schwerer als die körperliche Entwicklung. Und manchmal steht man sich auch einfach selber nur im Weg. Es ist aber auch beruhigend, einen Trainer an der Seite zu haben, der diese Entwicklung begleitet und jederzeit eingreift, wenn er merkt, dass es sich in irgendeiner Weise in die falsche Richtung entwickelt. Der Weg ist noch weit und wird vielleicht nie zu Ende sein. Aber er ist auch spannend und sehr lehrreich.

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