Beitragende

Dienstag, 20. März 2012

Kritikfähigkeit

Was ich besonders an meinen Trainingskollegen schätze ist, wenn sie gnadenlos ehrlich sind. Das habe ich dem einen oder anderen auch schon gesagt.

Ich merke immer wieder, wie wichtig es ist, kritikfähig zu sein und zu bleiben. Manchmal sind es nur ganz leise Kommentare von anderen Karatekas, die in mir den Ehrgeiz auslösen an mir zu arbeiten. Auch wenn es erst mal ernüchternd ist, wenn man kritisiert wird, macht es mich doch stolz, dass jemand anderes von mir denkt, ich hätte das Potential, um die Kritik sinnvoll umzusetzen.  
Obwohl auch mich manchmal der Höhenflug packt, versuche ich mir immer wieder klar zu machen, dass ich immer noch Tausende von Fehlern mache, die alle ausgemerzt werden müssen. Das setzt aber voraus, dass mich mal jemand darauf hinweist, was ich so alles falsch mache. Man selber sieht es einfach nicht und die anderen wirken da wie ein Spiegel. Man steht falsch, der Winkel ist verkehrt, man steht zu breit, zu eng, zu hoch.

Wenn wir z.B. SV trainieren, ist es fatal, wenn eine Technik falsch angewendet wird. Dieses Training soll uns im schlimmsten Fall dabei helfen, uns gegen einen richtigen Gegner effektiv zur Wehr zu setzen. Deshalb ist es wichtig, dass man gewissenhaft an seiner Technik arbeitet. Ich nehme mir dafür gerne einen höhergurtigen Gegner und auch gerne einen Mann, der größer und stärker als ich selber ist und an dem ich mir die Zähne aus beißen kann.
Gestern z.B. hatten wir wieder Mattentraining. Ich trainierte zuerst mit Braungurt Sebastian Christopher. Da er zwar groß aber sehr leicht ist, klappte das meiste relativ gut. Dann musste ich den Partner wechseln und stand vor Peter. Der ist größer als ich, kräftiger und etwas schwerer. Und erst mal klappte die Technik gar nicht. Ich verfiel wieder in mein altes Schema und versuchte mit Kraft meinen Gegner auf den Boden zu bringen. Peter hielt dagegen. Der Frustfaktor stieg, denn es ging phasenweise gar nichts mehr. Aber er erklärte mir auch, wo mein Fehler lag und ließ mir Raum, es weiter zu probieren. Obwohl ich ständig Angst hatte, ihn zu verletzen, weil ich zu grob war, gelang es mir, ihn ein paar Mal auf die Matte zu befördern. Dann kam Torsten dazu und erklärte mir noch ein paar Frauen-Spezial-Techniken, also Techniken, die man anwenden kann, wenn man von einem großen, starken Gegner gepackt wird und die über das übliche "in die Kronjuwelen treten" hinaus gehen. Auch dies konnte ich an Peter üben. Ich fand es toll, dass er sich mit mir kleinem Grüngurt Blaugurt abgegeben hat und mir die Chance gegeben hat, etwas zu lernen. Das geht aber nur, wenn man die Kritik auch annimmt (auch wenn es schwer fällt) und bereit ist, diese so gut es geht umzusetzen.

Je früher man anfängt, sich der Kritik zu stellen, desto effektiver kann man an sich arbeiten und erlebt nicht bei der Oberstufenprüfung das böse Erwachen.

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