Beitragende

Freitag, 17. Februar 2012

Karate und keine Lust zu kämpfen?

Bis vor kurzem dachte ich: "Juhuu, ich bin 4. Kyu, ich kann alles!" Der nächste Gürtel war gefühlt in greifbarer Nähe, nur noch ein bisschen Training und ich würde als Braungurt rumlaufen und dann wäre es nur noch ein winziger Schritt (und von mir geschätzte vier Jahre) bis zum Schwarzgurt.
Weit gefehlt. Aktuell sehe ich mich mit scheinbar unüberbrückbaren Problemen konfrontiert. Und zwar an einer Stelle, an der ich nie damit gerechnet hätte: Ich kann mein Kumite nicht. Ich hab keine Lust auf Kumite. Ich will mich nicht prügeln.

Bisher war das Kumite für mich in jeder Prüfung das Leichteste. Alles war vorgeschrieben. Oft hatte ich bei der Prüfung einen Partner dabei den ich kannte. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Dann musste man einfach das Erlernte mit dem richtigen Abstand, ernsthafter Einstellung und Kiai durchführen und fertig. Alles total easy.

In meinem neuen Kumite (Jiyu-Ippon-Kumite) ist Abwehr und Konter weitestgehend frei. Der Abstand ist viel größer - heißt, am Anfang muss man erst mal dichter ran und nach dem Konter muss man gleich wieder weg.

Irgendwie liegt mir das nicht. Überhaupt habe ich aktuell gar keine Lust mich mit jemandem zu schlagen. So ein bisschen Gerangel wie bei SV und Ju-Jutsu macht nach wie vor Spaß, Grundschule oder ein paar "Abhärtungstechniken" a la Michael auch. Aber diese Kumite-Prügelei? Nein, das nervt mich im Moment nur. Wenn da jemand mit einem Schlag oder Fußtritt auf mich zugerauscht kommt, muss ich mich zusammennehmen nicht einfach wegzulaufen (vielleicht wirkt ja das SV-Training - ein Kampf, der nicht stattgefunden hat, ist der beste Kampf...).
Versuche ich dann zuzuschlagen, habe ich das Gefühl, dass ich gar nicht von der Stelle komme und insbesondere meine Arme immer 15cm zu kurz sind - ich komme einfach nicht an meinen Partner ran. Die zu überbrückende Entfernung kommt mir unendlich vor und ich habe das Gefühl, ich bewege mich mit Schildkrötengeschwindigkeit.
Meine Deckung ist auch nicht toll. Wenn ich nicht weglaufe, sammle ich doch den ein oder anderen Tritt, aber ganz besonders die Schläge ein. Treffen mich die Schläge heftiger, werde ich auch noch wütend und dann geht gar nichts mehr.
Das lang und breit geübte zur Seite ausweichen, funktioniert für mich im Kumite nicht, denn dann dreht man sich ständig im Kreis. Gibt es irgendwelche Tipps oder Tricks für Randori und Kumite? Beinarbeit, Deckung, wie macht man das schlau ohne ständig verprügelt zu werden?
Wie schlage ich jemand anderen, so dass es als Schlag zählt, schnell genug also um durch seine Deckung zu brechen, aber ohne ihn dann tatsächlich umzuhauen?
Wenn ich aktuell irgendjemandem im Randori gegenüberstehe, habe ich schon vor der ersten Technik die Nase voll. Und mit jedem eingesammelten Schlag wird es nur noch schlimmer.

Tja, und was nun? Einfach Üben ohne Leidenschaft und Kampfgeist? Nein. Das funktioniert nicht. Bei mir jedenfalls nicht, das habe ich neulich erst wieder feststellen müssen.
Und die Alternative? Wenn ich vor den Sommerferien noch die nächste Gürtelprüfung machen will (und das will ich eigentlich), muss ich es wohl bis Mai können.
Trotzdem glaube ich, dass es für mich erst mal besser ist, die Sachen zu trainieren, die mir leichter fallen (Kata, Grundschule) oder mal wieder einfach was zu machen, was richtig Spaß macht (SV, Bodenkampf, etc.). Vielleicht kommt dann der Spaß am Kumite automatisch wieder...

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