Beitragende

Dienstag, 27. September 2011

Dan-Träger sind auch nur Menschen

Dieses Jahr war ich ja nun schon auf vielen Lehrgängen und ich habe viele Dan-Träger und Trainer kennengelernt.
Das hat dazu geführt, dass ich anfing darüber nachzudenken, was einen Dan-Träger von anderen Menschen unterscheidet und was ihn besonders auszeichnet  / auszeichnen sollte. Dabei habe ich hauptsächlich Trainer, Kampfsportexperten und höher graduierte Dan-Träger im Kopf.
Ganz besonders aufgefallen ist mir, dass viele der Trainer auf Lehrgängen, aber auch der teilnehmenden Schwarzgurte eine ganz besondere Ausstrahlung haben. Ich weiß gar nicht genau, wie ich das beschreiben soll, aber bei vielen (nicht allen) denen ich gegenüber stand, spürte ich sofort die körperliche Überlegenheit des anderen. Das hat nichts mit Körpergröße zu tun sondern eher mit der Art, wie sich derjenige bewegt und dieses innere Gleichgewicht, das viele ausstrahlen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Leute auch im Jogginganzug oder meinetwegen als Weißgurt vor mir stehen könnten und ich würde das trotzdem noch genauso empfinden.
Viele der Trainer haben sich auf ein bestimmtes Kampfsportgebiet spezialisiert (z.B. Waffen, SV, Kata, Kumite, usw.) und sind nach jahrelangem Training wahnsinnig gut, verglichen mit Otto-Normal-Karatekas, wie ich eine bin.
Durch ihre Fähigkeiten haben sie die Macht ihren Körper als Waffe einzusetzen, dass ist das was man im Kampfsport halt jahrelang übt und trainiert.
Als Trainer und auch als Dan-Träger haben sie eine Vorbildfunktion. Jeder Karateka ahmt ja in jedem Training immer wieder den Trainer und die Höhergraduierten nach. Aber auch im Umgang mit dem Kampfsport außerhalb der Halle und der Außendarstellung sollten Trainer eine Vorbildfunktion haben.
Die Bewunderung, die ich für solche Kampfsportler empfinde, kann in ein Gefühl der Bedrohung gepaart mit Angst umschlagen, wenn ihre Außendarstellung nicht passt oder gar gewaltverherrlichend ist. Zum Glück kommt das sehr selten vor, aber es ist schon ein wirklich extrem blödes Gefühl neben einem solchen Dan-Träger, der mich im Handumdrehen zu Hackfleisch verarbeiten könnte, außerhalb des Trainings zu stehen und ihn dann Sprüche klopfen zu hören, die sehr plakativ jegliche Grenze überschreiten.
Ich bin nicht sehr empfindlich. Ich bin zu 95% ausschließlich von Männern umgeben und arbeite seit Jahren als einzige Frau in einem Männerteam, d.h. ich bin einiges gewohnt. Ich mache auch gern mal derbe Sprüche und kann herzhaft darüber lachen, wenn andere welche machen. Trotzdem gibt es Grenzen. In dem beschriebenen Fall bin ich mir fast sicher, dass das es ein (schlechter) Scherz war – aber eben nur fast.
Meine Konsequenz daraus ist, dass mein Dan-Träger/Trainer-Vertrauensvorschuss dieses Mal gestrichen wird. D.h. kein Umgang außerhalb des Dojos (erst recht nicht allein), gemeinsames Training nur im Notfall. Naja, und die Erkenntnis des Tages ist: Schwarzgurte sind auch nur Menschen ;-)

Liebe Dan-Träger, und zwar die von euch, die es nicht darauf anlegen euer Umfeld zu Tode zu erschrecken, ich denke, es könnte nicht die schlechteste Idee sein genau zu überdenken, wie der nächste Spruch auf das anwesende Publikum wirken könnte, besonders, wenn ihr es nicht kennt, da die Wirkung unter Umständen durch die körperliche Überlegenheit vervielfacht wird.

Ich bin auf jeden Fall total froh, und weiß es einmal mehr zu schätzen, dass wir in unserem Verein ganz tolle Trainer (und Dan-Träger) haben, die auch gern mal Sprüche klopfen über die ich auch gerne mal Tränen lache…

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