Beitragende

Samstag, 24. September 2011

Hilfe, ich spinne!

Ich bin süchtig! Ich bekenne mich, denn anders kann ich mir das alles gar nicht erklären, aber der Reihe nach:

Obwohl ich am letzten Wochenende ca. 8-10 Stunden Sport getrieben habe und diese Woche zweimal zum Training ging, beschlich mich schon Mittwoch oder Donnerstag die Angst vor dem langen sportfreien Wochenende (Fr - So).
Dann bot sich Donnerstag mir plötzlich die Gelegenheit zu einem Basketballtraining am Freitag zu gehen. Überrumpelt, wie ich war, sagte ich erst mal ab und dann nagte diese Möglichkeit einen ganzen Tag an mir. Früher häte ich überzeugt „nein, danke!“ gesagt. Aber jetzt überlegte ich hin und her, eigentlich hatte ich Lust (beim Karate spielen wir ja schließlich auch Basketball zum Aufwärmen) und andererseits befürchtete ich, wie zu Schulsportzeiten plötzlich als gefühlter Depp im Feld zu stehen und nie den Ball zu gespielt zu bekommen.
Trotzdem sagte ich Freitag dann zu und erlebte Abends mein erstes Sporttraining in normalen Sportklamotten und Turnschuhen seit bestimmt acht Jahren (Fittnessstudio mal ausgenommen).
Und natürlich war ich mal wieder die einzige Frau, und natürlich waren die anderen größer und besser als ich.
Aber ich hatte Spaß und ich war nicht der Depp :-). Ich konnte mit blinden Pässen zwar nichts anfangen, aber ansonsten schlug ich mich ganz gut und es tat mir gut, durch die Halle zu wetzen.
Wer hätte das gedacht, dass ich irgendwann noch mal mein Schulsporttrauma überwinde und Spaß an einer Mannschaftssportart habe, die etwas mit Fangen und Werfen zu tun hat!
Noch völlig high vom Training schrieb ich dann Melanie die von ihr zitierte Mail um sie zum freien Samstagstraining zu überreden und sie sagte zu.

Danach kamen die Schmerzen. Heute morgen bin ich zwar gut gelaunt aufgewacht, aber schon der Gang ins Bad war die Hölle. Mein Knie, Hüfte, Rücken, Oberschenkel, alles tat weh und der Eisbär lachte sich schlapp darüber, dass ich mich bewegte wie eine Oma. 
Nach einem kurzen Einkaufsbummel war ich schon völlig fertig und schlief eine halbe Stunde auf dem Sofa.
 Ich überlegte hin und her Melanie abzusagen, aber ich hatte den Schlüssel zur Halle und hätte es auch unfair gefunden einen Rückzieher zu machen. Also trafen wir uns wie verabredet, ich mit dem Eisbären im Schlepptau.

Nach dem Umziehen fingen wir locker an mit Stockkampf, dann liefen wir die Grundschule zum Blau- und dann zum Braungurt und zwar jede Technik zwei Bahnen.
Zum Glück tat mir die Bewegung gut. Nur mein Knie machte noch Probleme. Irgendwann brauchte unser Kopf eine Pause und unser Blick fiel auf die verwaisten Basketballkörbe. Wir besorgten uns einen Ball und ich erzählte, dass ich als Feedback am Vortag bekommen hatte, dass ich beim Werfen den Ball mehr über die Fingerspitzen abrollen lassen sollte. Nur leider konnte ich mir darunter überhaupt nichts vorstellen. Während wir noch rumrätselten mischte sich der Eisbär ein und zeigte uns, dass man auf den Korb eigentlich mehr mit einer Hand wirft (also nur eine Hand die Richtung steuert). Wir versuchten es ein paar Mal und schnell hatten wir den Dreh raus. Unsere Trefferquote verbesserte sich deutlich und, wenn wir trafen, fluppte der Ball herrlich geräuschlos durch den Korb - Toll!

Nach der Grundschule überwanden wir uns dann doch noch ein paar Matten auszulegen und die unliebsame Rückwärtsrolle in Angriff zu nehmen.
Der Eisbär erzählte und zeigte uns, wie man das machen kann und ich ärgerte mich mal wieder darüber, dass er soetwas einfach aus dem Ärmel schüttelt. Ich versuchte es, schaffte es fast, aber gleichzeitig gab es in meinem Nacken ein furchtbar knirschendes Geräusch und weh tat das auch noch!
Melanie versuchte es langsam so wie es gezeigt wurde und machte eine Rückwärtsrolle, als ob sie in ihrem Leben noch nie etwas anderes gemacht hätte. Ich war baff. Das sah doch soooo einfach aus! Ich versuchte es noch mal, aber ich bekam schon Panik als meine Füße plötzlich hinter meinem Kopf in die Nähe des Mattenbodens kamen. Der Eisbär versuchte mir zu helfen in dem er meinen Po festhielt, damit ich es ganz langsam probieren konnte. Melanie machte lachend Fotos davon, während ich gleichzeitig laut zeternd auf der Matte lag und beschwor, dass ich gleich Sterben würde. Gut, dass wir allein in der Halle waren!
Irgendwann machte der Eisbär meinem Gezeter ein Ende und sagte: Nun hör schon auf, du bist doch fast rum! Dabei neigte er noch etwas meinen Kopf zur Seite und tatsächlich zwei winzige cm weiter saß ich plötzlich schon wieder auf meinen Knien!
Völlig verblüfft saß ich auf der Matte und kam mir ziemlich doof vor, dass ich vor wenigen Sekunden noch so ein Theater gemacht hatte.
Ich versuchte es gleich noch ein paar Mal und plötzlich war es irgendwie einfach, auch wenn ich noch ein mulmiges Gefühl dabei habe.

Was für ein Glücksgefühl plötzlich Sachen zu können, die man jahrelang nicht oder noch nie konnte! Was für ein Glücksgefühl plötzlich Sachen zu machen, die man sich nicht zugetraut hätte! Und das macht einfach süchtig! Obwohl, natürlich könnte ich aufhören, aber ich will nicht, ich will mehr davon! :-)

1 Kommentar:

  1. Na dann sieh mal zu, dass wir am nächsten Samstag wieder den Schlüssel haben :-D

    Und willkommen im Club der Günter-Bezwinger-und-nicht-mehr-ohne-Karate-leben-können-und-wollen.

    Wie gut, dass ich meine schlechte Motivation heute Mittag nicht raus gelassen habe, sonst würde ich immer noch keine Rolle rückwärts hin bekommen :-D

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