Beitragende

Freitag, 6. Mai 2011

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die nächste Gurtprüfung?

Es ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, wenn der Freund oder die Freundin meint, es ist soweit. Auch finde ich es falsch, sich hier dem Gruppenzwang zu unterwerfen. Alle machen Prüfung, also mache ich sie auch.
Eigentlich gibt es nur eine Person, die diese Frage beantworten kann, man selber. Nur ich kann wissen, wann ich "bereit" bin, mich dieser Prüfung zu stellen. Mein Trainer kann mich dabei unterstützen, in dem er mir vermittelt, wann er glaubt, dass ich technisch so weit bin. Ohne diese Empfehlung würde ich niemals die Prüfung machen. In jedem Fall lohnt sich ein klärendes Gespräch.
Aber woran merke ich nun, dass ich "bereit" bin? Bei mir ist es so, dass ich mir nach jeder bestandenen Prüfung das nächste Prüfungsmaterial besorge. Dazu gehört, dass ich es mir von der DKV-Seite runterlage, ausdrucke und intensiv lese. In den folgenden Wochen und Monaten versuche ich langsam in meine Graduierung zu wachsen und Stück für Stück die neuen Techniken, die Kata, das Kumite zu lernen. Zu Beginn habe ich oft das Gefühl, einen riesigen Berg neuer Informationen vor mir zu haben, die weder mein Geist noch mein Körper umsetzen können. Aber es ist ja nicht so, dass ich alleine in der Halle stehe. Beim gemeinsamen Training werden die Techniken erarbeitet. Meistens kann ich zu erst meine neue Kata laufen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass mich diese einfach am meisten fasziniert. Ich könnte stundenlang zusehen, wenn unsere höheren Gurte ihre Katas laufen. Den Ablauf meiner Kata merke ich mir im allgemeinen sehr zügig, da ich ein ausgeprägtes Landmarkengedächtnis habe (d.h. ich assoziiere eine Bewegung mit einer Position im Raum, solche Bilder kann das Gehirn besser verarbeiten als pure Schrittmuster).
Bei der Grundschule ist das anders. Meist beruhen die Techniken auf denen der letzten Gurtstufe und werden nur erweitert. Manchmal übe ich wochenlang, um diese richtig zu koordinieren. Kämpfe mit dem Einsatz der Hüfte, hochgezogenen Schultern, falschen Kime, zu viel Kraft, zu wenig Körpereinsatz und Knien, die einfach nicht über den Obi wollen. Jetzt heißt es, am Ball bleiben und Einsatz zeigen. Bei jedem Training versuche ich ein anderes Problem auszumerzen. In dieser Phase sind meine Trainer mit ihrer Kritik sehr sparsam. Ich denke, sie wissen ganz genau, dass wir gerade gegen uns selbst kämpfen. Irgendwann platzt der Knoten. Die Hüfte schießt wie ein aufgezogenes Gummiband nach vorne, die Technik landet kraftvoll im Zielbereich, der Tritt räumt nicht alle Gartenzwerge der Stadt ab, sondern trifft halbwegs da auf, wo er hingehört. Die Arme sind da, wo sie hin müssen und wedeln nicht planlos durch die Gegen. Mein Kime ist stark und kräftig und wenn ich gut drauf bin, schaue ich sogar meinem imaginären Gegner ins Gesicht und untersuche nicht die Linien auf dem Hallenboden mit meinen Augen.
Jetzt bin ich aufnahmefähig für konstruktive Kritik, denn jetzt fühle ich mich auch in der Lage diese umzusetzen. Gerade Michael hat ein unglaubliches Gespür für diesen Zeitpunkt. Es geht nun ans Feintuning. Ein großer Fehler wäre nun, übermütig zu werden und zu glauben, alles zu können. Ich kann noch lange nicht alles. Ich beherrsche nun gerade mal ein gesundes Grundgerüst, an dem es lohnt zu arbeiten.
Langsam nähern wir uns dem Zeitpunkt, bei dem es Sinn macht, über die nächste Prüfung nachzudenken und darüber mit dem Trainer zu sprechen. Ich bin in die nächste Gurtstufe rein gewachsen und erfülle die Anforderungen. Das Gelernte muss nun durch stetiges Training ins Gehirn gemeißelt werden. Irgendwann wird sich die konkrete Möglichkeit für eine Prüfung zeigen. Ich mache zum Beispiel sehr gerne externe Prüfungen auf Lehrgängen. Nur ungern lege ich eine Prüfung im eigenen Stall ab. Ich brauche irgendwie den Kick, einem fremden Trainer zu beweisen, dass ich mich weiter entwickelt habe und an mir gearbeitet habe.

Irgendwann werde ich aber sicher mal bei Michael eine Prüfung ablegen, nur um mal zu sehen, wie er denn so ist, als Prüfer...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen