Beitragende

Samstag, 28. Mai 2011

Prüfung, ja oder nein?

Grundsätzlich habe ich ja meine Prinzipien:
  1. Wenn ich mir erst mal was vorgenommen habe, ziehe ich es auch durch!
  2. Ich gebe mein Bestes!
  3. Ich bin Perfektionist.

Wahrscheinlich ist der letzte Punkt auch mein größtes Problem. Als Perfektionist werden die eigenen Erwartungen an sich oder andere regelmäßig enttäuscht - denn die Welt ist nun mal nicht perfekt.
Aber was hat das jetzt mit Karate zu tun? Naja, in erster Linie erst mal nichts. Es hat aber etwas mit mir zu tun und wie ich mein Hobby (und auch alles andere) wahrnehme und lebe.
So ungefähr um die Osterferien herum habe ich mich entschieden meine nächste Gürtelprüfung noch vor den Sommerferien durchzuziehen. Das bedeutet, seitdem gilt Regel 1.

Gleichzeitig ist es mir wichtig die Prüfung zu bestehen und zwar gut (am liebsten perfekt). Ich möchte nicht einfach nur bestehen, sondern ich möchte vorher, in der Prüfung und hinterher das Gefühl haben, die Prüfung zu recht zu bestehen und mit anderen Karatekas meiner angestrebten Graduierung locker mithalten zu können.
Und da habe ich eben meine Zweifel. Diesmal bin ich aus meinen Trainingsgruppen zum ersten Mal die einzige, die eben genau diese Gürtelprüfung im Sommer vor hat. Das bedeutet, ich habe keinen an dem ich mich konkret messen könnte.

Karate macht mir Spaß, großen Spaß. Aber wenn‘s in den letzten Trainingseinheiten ums Prüfungsprogramm ging, sind mir immer wieder noch Fehler aufgefallen oder vom Trainer genannt worden. OK, ich habe in den letzten Wochen auch einige Fortschritte gemacht, z.B. beim Hüfteinsatz, oder auch der Mawashi-Geri fühlt sich im Moment besser an. Aber ob mein Gehirn das auch beim Stress der Prüfung hinbekommt?
Neulich habe ich beim Grundschultraining bei einer ganz einfachen Technik die Hüfte einfach vergessen, dabei ging das doch sonst schon automatisch.
Die verfluchte Kata treibt mich in den Wahnsinn. Bis jetzt mochte ich jede Heian Kata. Jede erzählt ihre eigene kleine Geschichte, mit jeder konnte ich mich gut identifizieren, bei jeder konnte ich den Rythmus spüren.
Nach meiner mehrjährigen Karate-Pause dauerte es einige Zeit, bis ich sie alle wieder einigermaßen zuverlässig konnte, aber inzwischen geht das wieder.
Aber meine aktuelle Prüfungskata passt mir irgendwie nicht. Der Rythmus ist komisch. Die Geschichte erscheint mir nicht schlüssig. Sie fühlt sich aufgezwängt an, wenn ich sie mache. Ist soetwas ein Grund eine Prüfung zu verschieben?
Ich kann die Kata vom Ablauf inzwischen gut. Donnerstag hatte ich zwar mal einen Hänger, aber ich war an dem Abend einfach schon so k.O. und ich war irgendwie nicht ganz bei der Sache. Aber selbst wenn nach meinem Gefühl die Kata gut läuft, fühlt sie sich immer noch nicht rund an.
Das Kumite-Training am Donnerstag hat mir wieder Mut gemacht. Wenigstens das klappt gut.
Und die Grundschule? Im großen und ganzen kein Problem, aber der Ushiro-Geri macht mir nach wie vor Angst.

Mein größtes Problem ist aber, dass ich mich nicht vergleichen kann.
Gut, ich bin schlechter als die Braun- und Schwarz-Gurte. Und ich bin besser als Orange- und Grün-Gurte. Aber mehr weiß ich nicht.
Heute habe ich mir überlegt, dass ich offensichtlich zwei Möglichkeiten habe:
  1. Zur Prüfung gehen
  2. Nicht zur Prüfung gehen

Dann fiel mir ein, dass zur Prüfung gehen ja mit verschiedenen Varianten kombiniert werden kann:
  • Ganz normal bis dahin weiter trainieren
  • Mehr trainieren und das freie Training nutzen um die Unsicherheiten in den ca. 2 Wochen noch auszubügeln.

Oft wird gesagt, Frauen schätzen sich zu schlecht ein, Männer haben mehr Mut zur Lücke. Eigentlich habe ich ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Deshalb weiß ich nicht, sollte ich Mut zur Lücke haben? Oder überschätze ich mich?

Auf jeden Fall habe ich mich entschieden zumindest noch weitere Extratrainings wie am Samstag einzuplanen um möglichst mit der Kata Frieden zu schließen und die Grundschule rund zu bekommen.
Wenn ich in den verbleibenden Tagen noch mal alles gebe, kann ich sagen, ich hätte mein Bestes getan.

Ich habe in den letzten drei Monaten mehr trainiert und mehr Zeit in Sporthallen verbracht als jemals zuvor. Ich habe für mich eine neue Begeisterung für das Karate entdeckt. Die Tage zwischen den Trainingstagen erscheinen mir seit Neuestem endlos. Ich habe die Kata gelernt, von der ich dachte, sie würde nie in meinem Kopf haften bleiben.

Wenn der Tag der Prüfung kommt, dann kann ich hoffentlich erhobenen Hauptes vor den Prüfer treten und weiß: Ich bin vorbereitet. Und dann wird es an der Zeit sein herauszufinden, wie gut oder wie schlecht ich bin, im Vergleich mit Gleich-Graduierten.
So eine Gürtelprüfung ist ja auch keine Diplomprüfung und auch kein Abitur. Ich kann es einfach versuchen.

Egal, ob ich bestehe oder durchfalle. Der Weg und das Ziel nach der Prüfung werden in jedem Fall die Gleichen sein: Noch mehr zu lernen und besser und schneller zu werden.

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